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Das Parsifal-Mosaik

Titel: Das Parsifal-Mosaik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Cagnes-sur-Mer hatte Henri Salanne andeutungsweise die Wahrheitsliebe des Arztes angezweifelt, der MacKenzies Totenschein unterzeichnet hatte. Michael war für sich noch weiter gegangen. Er hielt es durchaus für denkbar, daß Laborberichte und Autopsiebefunde manipuliert worden waren.
    Da der Präsident auf Röntgenaufnahmen hingewiesen hatte, zog er auch einen Tausch fotografischer Platten in Betracht. Im Licht der Informationen über Randolph und sein Institut war es allerdings schwierig, an diese Möglichkeiten ernsthaft zu glauben. Alles, was mit der offiziellen Todesursache in Verbindung stand, war von Randolph persönlich bearbeitet worden. Zwar war der streitsüchtige Arzt ohne Zweifel voreingenommen und unangenehm, aber wenn es je einen Mann gab, der die Bezeichnung >integer< verdiente, so war das Matthew Randolph. Das gleiche galt für seine Klinik. Eigentlich gab es keinen Grund für Mißtrauen, doch gerade dieses makellose Bild machte Havelock stutzig.
    Der erste Hinweis darauf, daß seine Zweifel berechtigt sein könnten, war die Tatsache, daß Matthew Randolph seinen ersten Anruf nicht erwiderte. In jedem anderen Fall - bei acht Mitgliedern des nuklearen Krisenausschusses etwa - war der Rückruf innerhalb von wenigen Minuten erfolgt. Man ignorierte den Wunsch eines Assistenten des Präsidenten im Weißen Haus nicht einfach. Dr. Matthew Randolph empfand dieses Bedürfnis offenbar nicht. Und so hatte Havelock ein zweites Mal angerufen, nur um sich anhören zu müssen: »Der Doktor ist heute äußerst stark in Anspruch genommen. Wir sollen Ihnen ausrichten, Mr. Cross, daß er sich, sobald er Zeit hat, melden wird.«
    »Hatten Sie ihm erklärt, daß ich im Weißen Haus zu erreichen bin?«
    »Ja, Sir.« Die Sekretärin hatte eine kurze Pause gemacht, und ihr Schweigen wirkte peinlich. »Er hat gemeint, ich solle Ihnen sagen, das Medicai Center sei auch weiß gestrichen«, fügte sie mit verlegener Stimme hinzu. »Er hat das gesagt, Mr. Cross, nicht ich.« »Dann sagen Sie Dschingis-Khan, daß ich entweder binnen einer Stunde von ihm höre oder er damit rechnen kann, daß ihn ein Sonderkommando des Weißen Hauses abholen und hierherbringen wird.«
    Matthew Ra ndolph rief zurück, nach achtundfünfzig Minuten. »Wer, zum Teufel, sind Sie eigentlich, Cross?« »Eine ungemein überarbeitete Person, Dr. Randolph.« »Sie haben mir gedroht! Ich mag Drohungen nicht, egal, ob sie aus dem Weißen Haus kommen oder aus einem blauen Haus. Ich hoffe, Sie verstehen, was ich meine.«
    »Ich werde Ihre Einstellung dem Präsidenten mitteilen.« »Tun Sie das. Er ist nicht der Schlimmste, den man sich denken kann, aber ich könnte mir einen Besseren vorstellen.« »Sie würden vielleicht sogar miteinander klarkommen.« »Das bezweifle ich. Aufrichtige Politiker langweilen mich. Aufrichtigkeit und Politik vertragen sich so wenig wie Hund und Katze. Was wollen Sie von mir? Wenn Sie wollen, daß ich mich öffentlich für irgend etwas ausspreche, dann könne n Sie mir zunächst einmal von der Regierung einen Zuschuß für meine Forschungsarbeit beschaffen.«
    »Ich habe so das Gefühl, daß Präsident Berquist sich für diesen Gedanken erst erwärmen würde, wenn Sie sich offen gegen ihn stellen würden.«
    Randolph schien nachzudenken. »Nicht schlecht«, sagte er. »Was wollen Sie? Wir sind hier sehr beschäftigt.«
    »Ich möchte Ihnen einige Fragen über einen Mann stellen -einen toten Mann. Er hieß Stephen MacKenzie.«
    Wieder machte der Arzt eine Pause, aber diesmal war es ein anderes Schweigen. Und als er zu sprechen begann, tat er das in völlig anderem Ton. Vorher war seine Feindseligkeit echt gewesen, jetzt wirkte sie gezwungen.
    »Verdammt, wie oft müssen wir denn noch darüber reden? MacKenzie ist an einem Herzschlag gestorben ... an einer massiven Aortablutung, um es genau zu sagen. Ich habe den pathologischen Bericht Ihren Ärzten übergeben. Die haben alles.«
    Wieder machte Randolph eine Pause. Michael wartete und lauschte mit geschultem Ohr. Für ihn war das Schweigen des anderen ebenso vielsagend wie seine Worte. Als der Arzt fortfuhr, kamen seine Sätze gehetzt, seine Stimme klang scharf; seine anfängliche Selbstsicherheit schien nachzulassen, und an ihre Stelle trat nur noch Lautstärke. »Wenn Sie irgendwelche Informationen über MacKenzie haben wollen, dann holen Sie sich die von denen. Wir waren uns alle einig; bei der Diagnose der Todesursache gab es überhaupt keine Zweifel -Aortablutung, ganz einfach.

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