Das Parsifal-Mosaik
sehen.«
»Das ist ein vielversprechender Anfang.« »Jetzt werden Sie bloß nicht unverschämt, junger Mann.« »Ich bitte um Entschuldigung, wenn das so klang. Ich habe es ganz ernst gemeint. Wir haben ein Problem, das Sie beheben könnten.« »Das heißt wohl, daß ich das bisher nicht getan habe.« »Sagen wir, es sind neue Fragen aufgetreten, die nicht einfach von der Hand gewiesen werden können. Jedenfalls könnten sie peinlich sein, nicht nur im politischen Sinn, sondern auch in gewissen Bereichen der Abwehr. Jemand könnte sogar an die Presse herantreten. Das ist unser Problem.«
»Das ist es, was ich hören will.« Der Arzt nickte, schob sich die Brille nach vorn und musterte seinen Besucher über den stählernen Rand hinweg. »Ihr Problem - schildern Sie es mir.«
Havelock begriff. Randolph wollte ein Schuldgeständnis vom Weißen Haus, ehe er sich selbst irgendeines Fehlers bezichtigte. Michael durfte daher annehmen, daß Randolph sich in bezug auf seine eigene Mitwirkung um so offener äußern würde, je schwerwiegender sein erstes Zugeständnis war. Mitgefangen, mitgehangen. Wer würde da schon nach dem Richter rufen? »Sind Sie über MacKenzies Tätigkeit informiert?« »Ich habe Mac und seine Familie über vierzig Jahre gekannt. Seine Eltern waren mit meinen eng befreundet, seine drei Kinder sind hier in der Klinik zur Welt gekommen. Ich selbst habe sie entbunden.« »Das ist keine Antwort auf meine Frage.«
»Das sollte es aber sein. Ich habe mich die meiste Zeit ihres Lebens um die MacKenzies gekümmert, und das schloß den jungen Steve ebenso ein wie den erwachsenen Steve ... soweit man ihn wie einen Erwachsenen leben lassen konnte. Tatsächlich, um mich etwas genauer auszudrücken, habe ich mehr oder weniger alles überprüft, was die Ärzte im Walter-Reed-Hospital mit ihm angestellt haben. Im großen und ganzen waren sie verdammt gut. Man hat den Narben kaum angesehen, daß vier davon von Schußwunden herrührten.«
»Dann wußten Sie also Bescheid«, sagte Michael und nickte. »Ich habe ihm geraten auszusteigen. Mein Gott, ich habe ihm das die letzten fünf, sechs Jahre immer wieder gesagt. Die Belastung für ihn war hart, und für Midge, seine Frau, glaube ich, war sie noch schlimmer. Nie wußte sie, ob er wiederkommen würde. Ja, Mr. Cross, ich wußte, was Steve getan hat - keine Einzelheiten zwar, trotzdem war mir klar, daß er keinen gewöhnlichen Schreibtischjob hatte.«
»Komisch«, meinte Havelock leise. »Ich habe bei MacKenzie nie daran gedacht, daß er Frau und Kinder hätte haben können oder in relativ normalen Verhältnissen leben würde.« »Vielleicht ist das der Grund, weshalb er so gut war. Er wirkte eher wie ein durchschnittlich erfolgreicher Manager, etwa so wie Sie. Aber unter der Haut hatte er ein Fieber, weil solche Schweinehunde wie Sie ihn vergiftet haben.«
Die plötzliche Attacke, mehr noch, die Tatsache, daß sie fast im Plauderton vorgetragen wurde, ging Havelock unter die Haut. »Sie behaupten da ganz schön massive Sachen«, sagte Michael und musterte das Gesicht des Arztes. »Würden Sie das näher erklären? Nach meinem Wissen hat niemand MacKenzie eine Pistole an den Kopf gesetzt und ihn gezwungen, das zu tun, was er getan hat.« »Das war gar nicht nötig, und Sie haben verdammt recht, daß ich das erklären möchte. Ich nehme an, Sie haben eine bestimmte Methode, mit der Sie einen Menschen dazu bringen, sich von einem normalen, produktiven, einigermaßen glücklichen Leben abzuwenden und einen Job zu übernehmen, der ihn mitten in der Nacht schweißgebadet aufwachen läßt. Und wenn er schläft, dann schreckt ihn das leiseste Geräusch auf.« »Sie sind sehr dramatisch.« »Das ist es doch, was Sie getan haben?« »Wie?«
»Sie haben ihn mit Spannung und Erregung gefüttert ...« »Jetzt werden Sie melodramatisch.«
»Wissen Sie, wo es für ihn angefangen hat?« fuhr Randolph fort, als hätte Havelock nichts gesagt. »Vor dreizehn, vierzehn Jahren war Mac einer der besten Segler an der Ostküste. Er hatte ein Gespür für jede Drehung des Windes. Wenn er abends bei funkelndem Sternenhimmel mit seinem Boot Kurs auf irgendein Ziel nahm, konnte man Gift darauf nehmen, daß er am Morgen den anvisierten Punkt erreicht hatte. Er war ein großes Talent ... Dann kam der Krieg in Vietnam, den er als Marineoffizier miterlebt hat. Nun, die Boys mit ihren Goldlitzen brauchten nicht lange, um herauszufinden, daß sie in ihm einen hervorragenden Mann hatten. Ehe man
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