Das Parsifal-Mosaik
immer, daß die Sache glatt verläuft.«
Lieutenant Commander Thomas Decker war intelligent und offensichtlich ehrgeizig. Dazu paßte natürlich, daß er seine Vorgesetzten zuvorkommend behandelte - selbst mit unangemessener Schmeichelei -, aber wenn diese Haltung bereits einen gefährlichen Lügner aus ihm machte, dann gab es nur wenige wahrheitsliebende Männer im Pentagon ... und anderswo. Loring hatte inzwischen seinen Wagen auf dem Parkplatz erreicht, machte es sich auf dem Sitz bequem und nahm das Mikrofon aus der Halterung unter dem Armaturenbrett. Er beugte sich kurz vor und drückte den Sendeknopf, wodurch die Verbindung mit der Zentrale im Weißen Haus hergestellt war.
»Verbinden Sie mich mit >Steril Fünf<, bitte«, sagte er. Er würde alle Informationen an Havelock weiterleiten, solange er sie noch frisch im Gedächtnis hatte. Vielleicht halfen sie ihm ja doch weiter.
Die beiden >Apatschen< streiften durch die Gänge des Ärztezentrums, bemüht, immer Sichtkontakt mit Dr. Matthew Randolph zu haben, wohin er auch ging. Keiner der beiden Männer war mit den getroffenen Vorkehrungen zufrieden und hatte das auch »Steril Fünf« wissen lassen. Randolph huschte durch Türen und Gänge, und das alles mit der Behendigkeit eines gehetzten Wiesels. Was den Arzt ursprünglich dazu geführt hatte, mit ihnen zu kooperieren, es war schon lange seiner Widerborstigkeit zum Opfer gefallen. Es schien fast so, als zielte er bewußt darauf ab, die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, als wollte er jemanden, der vielleicht in einem leeren Zimmer oder irgendwo in einer dunklen Ecke auf ihn lauerte, herausfordern, sich zu zeigen. Abgesehen von der grundsätzlichen Schwierigkeit, eine solche Person zu schützen, fanden es die zwei Männer sinnlos gefährlich, daß Randolph sie zwang, sich zu erkennen zu geben. Keiner hatte besondere Freude an der Vorstellung, daß ihn ein Scharfschütze aus größerer Distanz abknallen könnte, während er dem störrischen Klinikchef quer über ein Rasenstück folgte. Eine Verstärkung war deshalb dringend erforderlich. Selbst ein Mann schon, der draußen die Bewachung übernahm, würde den Druck verringern. Wenn man mehr als einen einsetzte, das begriffen sie, würde das den Zweck ihrer Strategie zunichte machen, weil dann die ganze Operation offenkund ig war. Aber Unterstützung brauchten sie auf jeden Fall.
»Steril Fünf« sagte zu. Der dringende Anruf von >Apatsche< hatte ein früheres Gespräch mit einem der erfahrensten Männer von Consular Operations unterbrochen. Er war frei und konnte von einem Helikopter des Pentagon bis auf ein paar Meilen zum Medicai Center geflogen werden. Dort würde ihn ein Wagen abholen. In fünfunddreißig bis vierzig Minuten sollte er eintreffen. »Woher wissen wir, wann er hier ist?«
»Erkundigen Sie sich über das Haustelefon am Empfang. Er wird hereinkommen und fragen, wie man nach ... Easton kommt. Dann wird er wegfahren und zu Fuß zurückkommen.«
Die Sonne stand in Höhe der Baumwipfel und tauchte die Landschaft Virginias in weiches, goldenes Licht. Havelock erhob sich müde hinter seinem Schreibtisch.
»Der CIA wird die ganze Nacht graben und alles mit Cons Op und G-Zwo durchchecken. Sie haben zwei Fotos gefunden; sechs fehlen noch.«
»Ich hätte gedacht, Fotografien wären in diesen Akten das wichtigste«, sagte Jenna, die an dem silbernen Tablett stand und Michael einen Drink einschenkte. »Man kann doch solche Leute nicht einfach herüberbringen, wenn man nicht einmal genau weiß, wie sie eigentlich aussehen.«
Havelock blieb stehen und sah sie an. »Die Männer, die du ausgewählt hast, wurden nie für so wichtig gehalten. Sie waren von vornherein belanglos.« »Es waren Spezialisten.«
»Psychiater, Psychologen und ein paar Philosophieprofessoren. Alte Männer, denen man das Privileg eingeräumt hatte, ihre Ansichten kundzutun ... teilweise war das ein wenig verletzend, aber nicht gerade welterschütternd für den Kreml.«
Jenna trug das Whiskyglas an seinen Tisch. »Da, das brauchst du jetzt.«
»Danke.« Havelock nahm das Glas und ging langsam zum Fenster. »Ich will Decker herholen«, sagte er. »Er muß herkommen. Am Telefon wird er mir nie etwas sagen. Nicht alles.« »Dann bist du also überzeugt, daß er dein Mann ist?« »Keine Frage. Ich müßte bloß begreifen, warum?« »Loring hat es dir doch gesagt. Er schmeichelt seinen Vorgesetzten, sagt, er sei ihrer Ansicht, selbst wenn das nicht stimmt. Ein solcher Mann würde alles
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