Das Parsifal-Mosaik
Teil seines Bewußtseins zu funktionieren, als gäbe es eine Lücke in seinem Denkprozeß. Aber ein innerer Widerstand blockierte ihn, den Ursachen für dieses unbehagliche Gefühl nachzugehen.
Vielleicht war es die lange, schlaflose Nacht. Er brauchte Schlaf ... er brauchte Jenna. Aber für Schlaf war keine Zeit, auch für sie nicht, um so zusammenzusein, wie sie es sich wünschten. Es gab keine Zeit für irgend etwas oder irgend jemanden außer Parsifal. Etwas quälte ihn ...
Was war es? Warum war ein Teil von ihm plötzlich wie tot? Die Militärlimousine hielt vor dem prunkvollen Eingang des Anwesens. Michael stieg aus und dankte dem Fahrer und dem bewaffneten Posten.
In dem Moment öffnete sich die Tür, und das Gesicht von Jenna Karras wurde sichtbar.
»Gott sei Dank!« rief sie und umarmte ihn. »Endlich bist du zurück! Dieses Warten war furchtbar! Ich war dabei, den Verstand zu verlieren!«
»Was ist denn?«
»Mik hail, komm mit. Schnell!« Sie griff nach seiner Hand, zog ihn hinein und eilte mit ihm durch die Vorhalle zur Tür des Arbeitszimmers. Sie stand offen. Sie traten ein, und Havelock schloß die Tür. »Du mußt sofort das Bethesda-Krankenhaus anrufen«, fuhr Jenna fort und griff nach einem Notizblatt. »Apparat Sechs-Sieben-Eins. Aber zuerst mußt du erfahren, was geschehen ist.«
»Was ...?«
»Der paminjatschik ist tot!«
»O Gott!« Michael rannte zu dem Telefon, das Jenna ihm hinhielt. Er wählte hastig, seine Hand zitterte dabei. »Wann?« schrie er. »Wie?« »Eine Exekution«, erwiderte sie, während er darauf wartete, daß Bethesda sich meldete. »Vor weniger als einer Stunde. Zwei Männer. Sie haben die Wache mit einem Messer erledigt, sich Zutritt zu dem Zimmer verschafft und den >Reisenden< getötet, solange er noch unter dem Einfluß der Betäubungsmittel war. Vier Schüsse in den Kopf. Der Arzt ist außer sich.« »Sechs-Sieben-Eins! Schnell bitte?«
»Ich konnte es nicht ertragen«, sagte Jenna und berührte sein Gesicht. »Ich dachte, du wärst dort ... irgendwo draußen ... man würde dich vielleicht sehen. Sie haben mich beruhigt, aber ich wußte nicht, ob ich ihnen glauben durfte.« »Taylor? Wie ist es geschehen?«
Havelock hörte die Worte, und langsam breitete sich ein betäubender Schmerz in ihm aus. Der Arzt schien noch unter einem Schock zu stehen, so wirr und zusammenhanglos war sein Bericht. Jennas kurze Schilderung war klarer gewesen. Von Taylor war nichts Weiteres zu erfahren. Zwei Killer in den Uniformen von Marineoffizieren waren ins fünfte Stockwerk gekommen, hatten Taylors Patienten gefunden und die Exekution mit profihafter Präzision ausgeführt. Dabei hatten sie einen Marineinfanteristen getötet, der als Wachposten eingeteilt war.
»Jetzt haben wir >Ambiguity< verloren«, sagte Michael und legte auf. »Ich kann nicht begreifen, wie das passieren konnte ... Wir hatten maximale Sicherheitsvorkehrungen getroffen, jede Vorsichtsmaßregel!« Er sah Jenna hilflos an. »Vielleicht war alles zu sichtbar«, meinte sie. »Es könnte sein, daß die Vorsichtsmaßnahmen und der Transport Aufmerksamkeit erregt haben.«
Havelock nickte müde und niedergeschlagen. »Ja, natürlich. Wir haben einen Flugplatz einfach beschlagnahmt und den Verkehr umgeleitet.«
»Außerdem sind wir nicht weit von Randolphs Klinik entfernt«, fuhr Jenna fort. »Jemand, der ohnehin schon wachsam war, hätte leicht Argwohn schöpfen können. Ihm muß aufgefallen sein, was ihr vor ihm verbergen wolltet. In diesem Fall hätte eine Tragbahre genügt.« Michael zog seinen Mantel aus und ließ ihn auf einen Sessel fallen. »Aber das erklärt immer noch nicht, was in der Klinik geschehen ist. Ein Exekutionskommando ist hierhergeschickt worden, um eine Falle auffliegen zu lassen, um einen ihrer eigenen Leute zu töten, um das Risiko zu vermeiden, daß jemand lebend in unsere Hände fällt.«
» Paminjatschik s«, sagte Jenna. »Das ist nicht das erste Mal passiert.« »Aber wie wußten ihre Kontrollen, daß es eine Falle war? Ich habe nur mit der Apatsche-Einheit und mit Loring gesprochen. Mit sonst niemand.« Havelock ging um den Schreibtisch herum und trommelte nervös auf die Tischplatte. »Loring hat mir gesagt, daß man ihn wahrscheinlich entdeckt hätte, daß es seine Schuld wäre, aber das glaube ich nicht. Diese als Streifenwagen getarnte Limousine ist nicht einfach um die Ecke gekommen, sondern von irgendwoher geschickt worden, von jemandem, der über die entsprechenden Vollmachten
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