Das Parsifal-Mosaik
Lichtbalken von Taschenlampen über Gesicht und Haare und suchten nach hastig und unvollkommen gefärbten weißen Haarsträhnen über der Stirn. Nicht nur Hotels, Motels und Landgasthöfe wurden kontrolliert, auch abgelegene Bauernhäuser nahm man sich vor, weil man in Betracht zog, daß der paminjatschik vielleicht ein Kind oder eine Ehefrau als Geisel genommen hatte. Auch Scheunen und Schuppen wurden durchkämmt, nichts blieb dem Zufall überlassen. Der Morgen kam, und Tausende meldeten sich übermüdet an ihren Einsatzorten, ohne eine heiße Spur von »Mr. Smith« gefunden zu haben. Mit diesem Namen hatte man die Identität von Pierce getarnt und auch kein Foto von ihm den Polizisten ausgehändigt, die verwirrt und verärgert über die ineffektiven Fahndungsmethoden waren. Der Mann mit der weißen Strähne im Haar war durch das Netz geschlüpft. Er konnte inzwischen blond oder kahlköpfig sein, an einem Stock gehen oder eine Polizei- oder Militäruniform tragen, kurz, sein Äußeres total verändert haben.
Die Zeitungen, die in ihren Morgenausgaben Berichte über die auffällige Suchaktion veröffentlicht hatten, riefen abrupt ihre Reporter zurück, nachdem Vertreter der Regierung an die Eigentümer oder Chefredakteure herangetreten waren und um Stillschweigen gebeten hatten. Spielen Sie es herunter, lassen Sie die Story sterben. In den Mittagsausgaben wurde die Fahndung nur mehr als Kurzmeldung auf den hinteren Seiten erwähnt, und in den Abendausgaben war die Aktion bereits vergessen.
Der Telefonanschluß von Voyagers Emporium war seit Mitternacht gestört, und als dann um acht Uhr morgens der Dienst wieder aufgenommen wurde, befanden sich »Monteure« der Telefongesellschaft in der Telefonzentrale, in der jeder eingehende Anruf überwacht und auf Band aufgezeichnet wurde, und sämtliche Bänder unter fünfzehn Sekunden Länge wurden über Telefon nach »Steril Fünf« überspielt. Diese Kürze reduzierte die Zahl der Gespräche. Internationale Flughäfen wurden von FBI-Agenten überwacht, Männer mit komplizierten Röntgengeräten durchleuchteten Aktentaschen und Handgepäck. Die Suche galt einem Metallbehälter mit einem Kombinationsschloß. Man ging von zwei Annahmen aus: zum einen, daß die Akte nicht dem Frachtraum eines Flugzeugs anvertraut sein würde, und zum zweiten, daß die Akte, um ihre Authentizität zu beweisen, in ihrem ursprünglichen Behälter bleiben würde. Sollten Behälter und Akte getrennt sein, so würde die eine oder andere Form hinreichender Anlaß für eine genauere Überprüfung sein. Bis halb zwölf Uhr mittags waren auf Flughäfen überall im Lande mehr als 2700 Aktenkoffer geöffnet und durchsucht worden. »Vielen Dank«, sagte Havelock am Telefon. Die ganze Nacht hatte er kein Auge zugemacht. Er sah zu Jenna hinüber, die Kaffee einschenkte. »Die können das nicht verstehen, und ich kann es ihnen nicht erzählen. Pierce würde unter keinen Umständen Orphan-sechsundneunzig anrufen, wenn er nicht glaubte, seine Botschaft mit nur wenigen Worten durchgeben zu können, die er noch dazu schnell sprechen kann. Er weiß, daß ich inzwischen meine Leute eingesetzt habe und jedes Gespräch aufgezeichnet wird.« »Du hast alles getan, was in deiner Macht steht«, sagte Jenna und trug den Kaffee an den Schreibtisch. »Sämtliche Flughäfen werden überwacht ...«
»Nicht seinetwegen«, unterbrach Michael sie. »Er würde es nicht riskieren, und außerdem will er gar nicht weg. Er will dasselbe wie ich: Parsifal finden! Es geht um diese Akte! Eine kleine, einmotorige Maschine, die die mexikanische Grenze überfliegt, oder ein Fischerboot, das sich zwischen Amerika und Kuba mit einem anderen trifft - und schon ist die Akte auf dem Weg nach Moskau, in die Hände der Overkillspezialisten der Voennaja. Und es gibt nichts, aber auch gar nichts, was ich dagegen tun kann.«
»Die mexikanische Grenze wird besonders scharf kontrolliert. Das Personal ist verdoppelt worden. Die Piers und Anlegestellen werden sowohl hier als auch im Golf beobachtet, und sämtliche Boote werden gestoppt, bei denen der Bestimmungsort Zweifel erweckt. Darauf hast du bestanden, und der Präsident hat die entsprechenden Befehle erteilt.«
»Die Küste ist lang, und das ist eine Menge Wasser.« »Ruh dich aus, Mikhail. Wenn du erschöpft bist, kannst du nichts leisten Leg dich auf die Couch. Ich kann solange die Anrufe entgegennehmen und dir dann berichten. Ich habe eine Weile geschlafen, du nicht.«
»Wann hast du
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