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Das Parsifal-Mosaik

Titel: Das Parsifal-Mosaik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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zusammen.«
    »Jankowitsch«, wiederholte Jenna und notierte den Namen. »Und Iljitsch Borin, Gastprofessor an der Universität Belgrad; wir haben einmal zusammen zu Abend gegessen. Er kannte Matthias von Kulturaustausch-Konferenzen.« »Borin.«
    »Sonst niemand in Belgrad. In Prag muß es mindestens ein Dutzend Männer geben. Prag wimmelt von Russen.« »Ihre Namen. Fang alphabetisch an.«
    Die Namen kamen, manche schnell, manche langsam. Jenna schrieb sie alle auf, trieb Michael immer wieder an, zwang ihn, weiter in der Vergangenheit zu schürfen, und ein Name führte zum nächsten. Krakau. Wien, Paris. London. New York. Washington. Aus Monaten wurden ein Jahr, zwei, schließlich drei Jahre. Die Liste wuchs, während Havelock seinen spontanen Assoziationen freien Lauf ließ. Und wieder trat ihm der Schweiß auf die Stirn, beschleunigte sich sein Pulsschlag, bis er schließlich erschöpft innehielt. »Du hast neununddreißig Namen genannt«, sagte Jenna, die zu ihm getreten war und ihm den Nacken massierte. »Setz dich und finde heraus, wer von ihnen Parsifal ist, Mikhail.«
    »Mir fällt ein, daß Rostow nicht angerufen hat.« »Ich weiß.«
    »Ich sagte, spätestens in einer Stunde.« Havelock sah auf die Uhr. »Jetzt sind schon eineinhalb Stunden vergangen.« »Es könnte technische Schwierigkeiten in Moskau geben, das wäre nicht das erste Mal.«
    »Nicht für ihn. Er will unseren Kontakt nicht bestätigen.« »Wie oft hast du schon einen Termin bis zur letzten Minute hinausgeschoben und gewartet, bis derjenige, der deinen Anruf erwartete, völlig verunsichert war.«
    »Dazu kennt er meine Akte zu gut.« Michael drehte sich zu ihr. »Ich muß eine Entscheidung treffen. Wenn ich recht habe mit meinem Verdacht, dann dürfen wir nicht zulassen, daß Pierce Poole's Island verläßt. Wenn ich unrecht habe, wird man denken, ich wäre verrückt geworden, hätte den Verstand verloren, und Berquist wird keine andere Wahl haben, als mich zu entfernen.« »Nicht unbedingt.«
    »Natürlich wird es so laufen. Ich sehe Gespenster und vergeude wertvolle Stunden mit meiner Selbsttäuschung. So verhält sich kein Mann, dem man die Befehlsgewalt anvertraut. Mein Gott, Arthur Pierce! Das Wertvollste, was wir besitzen ...« »Nur du weißt, was du tatsächlich gesehen hast.« »Es war Nacht. Sieh dir doch meine Klinikakte an. Ist das ein vernünftiger Mann, der da redet und denkt? Was hat er wirklich gesehen? ... Ich brauche ein Wort, ein Schweigen von Rostow.« »Warte, Mikhail«, sagte Jenna und drückte ihn in den Sessel. »Du hast immer noch Zeit. Beschäftige dich mit der Namenliste, mit dem, was der unbekannte Mann am Telefon Decker gegenüber geäußert hat. Vielleicht kommt dir dann die Erkenntnis.« Auf der Liste standen die Namen von Wissenschaftlern, Soldaten, Anwälten, Ärzten, Attachés, Diplomaten .. Überläufern: Allesamt Russen, die irgendwann einmal direkten Kontakt mit Anthony gehabt hatten. Havelock malte sich jeden einzelnen Mann aus, jedes Gesicht, und sein inneres Ohr hörte Dutzende von Stimmen in englischer Sprache reden. Er brachte die Stimmen mit den Gesichtern in Einklang, lauschte auf Phrasen, die schnell gesprochen wurden, auf Worte, die abgehackt wirkten. Es war zum Verrücktwerden, Gesichter und Stimmen mischten sich ineinander, Lippen bewegten sich, und plötzlich war gar nichts mehr zu hören, gleich darauf Schreie.
    Der Außenminister wird Sie an wichtigen Stellen häufig lobend erwähnen. Hatte er das gesagt, würde er das so ausdrücken? Man wird Sie rufen ... Wie oft hatte er diese Formulierung gehört! Aber wer gebrauchte sie?
    Eine Stunde verstrich, dann weitere fünfzig Minuten. Die Frist für Rostows Anruf war längst abgelaufen, und auf Poole's Island mußte Pierce inzwischen Einblick in die Dokumente bekommen haben. Havelock würde eine Entscheidung - die Entscheidung - treffen. Nichts war vergessen, nur zugeschüttet, und seine Blicke wanderten immer wieder zu der Uhr auf dem Schreibtisch, während seine gedankliche Suche nach Parsifal eine beängs tigende Intensität angenommen hatte. »Ich kann ihn nicht finden!« rief Michael und schlug mit der Hand auf den Sofatisch. »Er ist hier, die Worte sind hier, aber ich kann ihn nicht finden!«
    Das Telefon klingelte. Rostow? Havelock schoß aus dem Sessel und starrte den Apparat an. Wieder schrillte die Glocke; Michael eilte ans Telefon und nahm ab. Jenna beobachtete ihn.
    »Ja«, sagte er leise und ordnete seine Gedanken für den

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