Das Parsifal-Mosaik
geschlafen?« fragte Michael und blickte sie zweifelnd an.
»Während du mit deiner Küstenwache gesprochen hast.« »Sie gehört nicht mir«, sagte Havelock müde und richtete sich auf. »Vielleicht lege ich mich hin ... nur für ein paar Minuten.« Er ging um den Schreibtisch herum, blieb an der Ecke stehen und sah sich in dem eleganten Arbeitszimmer um, das jetzt mit losen Blättern, Notizbüchern und Akten übersät war. »Herrgott, wie ich dieses Zimmer hasse!« sagte er und ließ sich auf der Couch nieder. Das Telefon klingelte, und Michael lauerte darauf, daß es weiterklingeln würde, das, Signal eines Notfalls. Das Klingeln hörte auf und fing dann wieder an. Havelock nahm einen Schluck Kaffee, während Jenna abhob und sich mit ruhiger Stimme meldete. »Hier >Steril Fünf< .. Wer spricht?« Sie lauschte, hielt dann die Hand über die Sprechmuschel und blickte zu Michael hinüber. »Es ist das State Department, New York City, Sicherheitsabteilung. Dein Mann vom sowjetischen Konsulat ist bei ihnen.« Havelock erhob sich etwas unsicher, brauchte einen Augenblick, um sein Gleichgewicht wiederzufinden. »Ich muß mit ihm sprechen«, sagte er und trat an den Schreibtisch. »Ich hatte ihn schon vor Stunden dort erwartet.« Michael nahm Jenna den Hörer ab und meldete sich. »Geben Sie mir den Kandidaten bitte.« Der Russe kam an den Apparat. »Wo, zum Teufel, haben Sie gesteckt?« »Offensichtlich emp findet man es hier drüben als Zumutung, außerhalb der Geschäftszeit überzulaufen«, begann der Russe mit matt klingender Stimme. »Ich bin hier um vier Uhr heute früh an der Federai Plaza eingetroffen und mußte mir dann von einem der Nachtwächter sagen lassen, er könne nichts tun, solange das Büro nicht geöffnet sei. Ich erklärte ihm meine etwas prekäre Lage, worauf dieser nette, hohlköpfige Idiot eine Tasse Kaffee spendieren wollte. In einem öffentlichen Imbißraum ... Als ich mir schließlich selbst Zugang zu dem Gebäude verschafft hatte - Ihre Sicherheitsvorkehrungen sind lächerlich -, wartete ich in einem finsteren zugigen Korridor bis neun Uhr, bis Ihre Leute eintrafen. Ich gab mich dann zu erkennen, und diese Schwachköpfe wollten die Polizei rufen! Sie wollten mich verhaften, wegen Einbruchs und möglicher Beschädigung von Regierungseigentum!« »Schon gut, jetzt sind Sie jedenfalls dort ...« »Ich bin noch nicht fertig«, schrie ihn der andere an. »Seit diesem verheißungsvollen Anfang habe ich unzählige Formulare ausgefüllt - nebenbei gesagt, mit russischen Kinderliedern - und wiederholt Ihre Nummer genannt und verlangt, daß man mich mit Ihnen sprechen läßt. Was haben Ihre Leute bloß? Gibt es da Vorschriften für Ferngespräche?«
»Jetzt sind wir ja in Verbindung.«
»Ich bin noch immer nicht fertig! ... Die letzte Stunde habe ich allein in einem Zimmer gesessen, das so offensichtlich mit einer Abhöranlage ausgerüstet ist, daß ich versucht war, die Hose runterzulassen und in eines der Mikrofone zu furzen. Und soeben hat man mir weitere Formulare zum Ausfüllen gegeben, darunter auch eines, das sich mit meinen Hobbys befaßt. Wollen Sie mich vielleicht in ein Sommerlager schicken?«
Michael lächelte. »Nur an einen Ort, wo Sie sicher sind«, sagte er. »Wir sind Narren, vergessen Sie das nicht. Keine Schakale. Sie haben die richtige Wahl getroffen.«
Der Russe seufzte hörbar. »Was rege ich mich auf? Die fruktooijego-lovi im Dscherschinski sind nicht besser; warum soll ich das nicht eingestehen? Sie sind noch schlimmer. Ihr Albert Einstein wäre schon auf dem Weg nach Sibirien und müßte in einem Gulag Maultiere ziehen. Was für einen Sinn hat das Ganze überhaupt?« »Sehr wenig«, sagte Havelock leise. »Es kommt nur darauf an, zu überleben. Das gilt für uns alle.« »Dem stimme ich zu.« »Das hat Rostow auch.«
»Ich erinnere mich an die Worte, die er Ihnen telegrafiert hat: >Sie sind nicht länger mein Feind, wohl aber andere, die auch meine Feinde sein könnten! < Das sind drohende Worte, Havelock.« »Die Voennaja.« Michael hielt inne.
»Wahns innige!« kam mit kehliger Stimme die Antwort. »Die sind in ihrem Geist mit dem Dritten Reich verbunden.« »Wie sind sie hier organisiert?«
»Wer weiß das schon? Die haben ihre eigenen Rekrutierungsmethoden. Sie stehen mit zu vielen in Verbindung, die man nicht sehen kann.« »Die paminjatschik s? Die kann man nicht sehen.«
»Aber man kann natürlich Spekulationen anstellen ... die auf Gerüchten aufbauen. Gerüchte
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