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Das Parsifal-Mosaik

Titel: Das Parsifal-Mosaik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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hatten ihm Spiele mitgebracht, Rätsel, die er lösen mußte, Übungsstücke, die er lesen sollte ... Tests, die seine Fähigkeiten prüften. Und eines Tages, als er dreizehn war, kam man zu dem Schluß, daß er ein ungewöhnlich begabter Junge war; und an jenem Tag erfuhr er seinen wahren Namen. Er war sofort bereit, sich der großen Sache anzuschließen.
    Es würde nicht leicht sein, hatten seine »Mutter« und sein »Vater« gesagt, aber er sollte stets daran denken, wenn der Druck, der auf ihm lastete, überwältigend zu werden drohte, daß sie stets für ihn da waren. Und wenn ihnen etwas zustoßen sollte, würden andere an ihre Stelle treten, um ihm zu helfen, ihn zu lenken, im Wissen, daß wieder andere sie beobachteten. Er sollte in allen Dingen der Beste sein; er sollte ein mustergültiger Amerikaner sein - freundlich, großzügig, fair; er sollte seine Talente einsetzen, um so weit wie möglich aufzusteigen. Dabei sollte er aber nie vergessen, wer und was er war, und auch die Sache nicht, die ihm die Chance gegeben hatte mitzuhelfen, die Welt besser zu machen, als sie war. Nach jenem bedeutungsvollen Tag waren die Dinge gar nicht so schwierig, wie seine »Eltern« prophezeit hatten. Während seiner Jahre auf der High-School und später auf dem College stachelte ihn das Geheimnis, das er hütete, zu besonderem Ehrgeiz an. Jedes Stipendium, das er einheimste, diente ihm als Beweis seiner Überlegenheit. Und zu seiner Genugtuung stellte er fest, daß es ihm keine Mühe bereitete, beliebt zu sein. Und doch gab es auch Phasen der Selbstverleugnung, die ihn an seine Pflichten erinnerten. Er hatte viele Freunde, aber keine tiefgehenden Beziehungen. Männer mochten ihn und akzeptierten die Distanz, die er stets wahrte. Sein Verhalten schrieben sie gewöhnlich dem Umstand zu, daß es ihm wichtiger war, Karriere zu machen, als gesellschaftlich erfolgreich zu sein. Frauen benutzte er nur, um seinen sexuellen Trieb zu befriedigen, und ging keine engeren Bindungen ein. Während seiner Assistentenzeit in Michigan kontaktierte ihn Moskau und eröffnete ihm, daß sein neues Leben jetzt beginnen sollte.
    Das Treffen war nicht ohne Reiz; Kontaktperson war der Personalleiter einer großen konservativen Firma. Er sollte in die Armee eintreten und würde dort gewisse Chancen vorfinden, die seinen Aufstieg fördern würden. Und dann würde er weiter aufsteigen und weiter und Kontakte mit zivilen und militärischen Behörden knüpfen. Nach einer angemessenen Militärdienstzeit sollte er nach Washington gehen, wo dafür gesorgt sein würde, daß seine Leistungen und Talente bekannt würden. Die Firmen würden sich darum reißen, ihn einzustellen, aber die Regierung würde ihnen zuvorkommen. Er sollte das betreffende Angebot akzeptieren.
    Vor seinem Eintritt in die Armee hatten seine »Eltern« auf der Farm eine Abschiedsparty gegeben und alle seine Freunde eingeladen, darunter auch die meisten Angehörigen seiner alten Pfadfindergruppe. Und es war eine Abschiedsparty in doppeltem Sinne. Sein »Vater« und seine »Mutter« sagten ihm am Ende des Abends, daß sie ihn nie wiedersehen würden. Sie waren alt geworden und hatten ihren Auftrag erfüllt. Nun brauchte man ihre Talente anderswo. Er begriff; die Sache war alles.
    >All die Jahre<, dachte Arthur Pierce und musterte vor dem Spiegel des Hotelzimmers seinen grauen Haarkranz und den ausgefransten Kragen, waren die Opfer wert gewesen. Das würde sich in den nächsten paar Stunden beweisen.
    Das Warten hatte angefangen, er mußte nur Geduld haben, dann würde ihm der Platz in der Geschichte sicher sein.
    Michael schlug die Augen auf. Ein dunkelbraunes Meer umgab ihn, überall war Feuchtigkeit. Er drehte sich zur Seite und hob den Kopf und wurde sich plötzlich bewußt, daß da keine Sonne war, daß eine Lampe den Raum erleuchtete und daß sein Gesicht mit Schweiß bedeckt war. »Wie spät ist es?« fragte er und richtete sich auf der Couch auf.
    »Zehn nach sieben«, sagte Jenna am Schreibtisch. »Du hast etwas mehr als drei Stunden geschlafen. Wie fühlst du dich?« »Ich weiß nicht. Wie weggetreten. Was gibt es?« »Nicht sehr viel. Wußtest du, daß die Lichter in diesen Knöpfen kurz vorher aufleuchten, ehe das Telefon klingelt?« »Das ist nicht gerade beruhigend. Wer hat angerufen?« »Sehr verwirrte Männer, die berichteten, daß sie nichts zu berichten hätten. Einige fragten, wie lange sie das, was sie als >Aufklärung< bezeichneten, aufrechterhalten sollten. Ich habe

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