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Das Parsifal-Mosaik

Titel: Das Parsifal-Mosaik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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breitem Ledergürtel verschiedene Sägen hingen, saß hoch oben in der großen Fichte, die dicht neben der Straße stand. Er hatte seinen Sicherheitsgurt um den Baumstamm geschlungen und an einer Art Geschirr befestigt, das seinen Oberkörper umschloß.
    Jetzt schob er das Walkie-talkie ins Futteral zurück und hielt sich das Prismenglas an die Auge n, um die Limousine zu verfolgen, die aus der von Bäumen gesäumten Einfahrtsstraße kam. Er hatte freie Sicht ringsum. Kein Fahrzeug konnte das Grundstück von »Steril Fünf« erreichen oder verlassen, ohne von ihm gesehen zu werden - selbst nachts, denn er ha tte auch ein Infrarotglas bei sich.
    Der Mann pfiff; die Tür des Lieferwagens weit unter ihm öffnete sich. An der Seitenwand des Fahrzeugs stand in breiten Lettern BAUMPFLEGE. Ein zweiter Mann stieg aus dem Transporter und blickte zum Wipfel der Fichte hina uf.
    »Fahren Sie weg«, sagte der Mann oben im Baum, gerade laut genug, um gehört zu werden. »Lösen Sie mich in zwei Stunden ab.«
    Der Fahrer des Lieferwagens fuhr eineinhalb Meilen in nördlicher Richtung bis zur ersten Kreuzung. Zu seiner Rechten war eine Ta nkstelle, das Tor der Reparaturwerkstätte stand offen, drinnen hing mit der Kühlerhaube nach vorn ein Wagen auf der hydraulischen Hebebühne. Der Fahrer schaltete das Fernlicht ein und aus. Im selben Augenblick leuchteten in der Garage die Scheinwerfer des Wagens für einen Moment auf. Der Besitzer der Tankstelle glaubte, er würde - streng vertraulich natürlich - der Rauschgiftabteilung der Staatspolizei behilflich sein. Das war das wenigste, was man als Staatsbürger tun konnte.
    Der Fahrer bog nach rechts und dann gleich wieder nach links, wendete auf der Straße und nahm Kurs Richtung Süden. Drei Minuten später passierte er die Fichte, auf der sein Kollege lauerte. Unter anderen Umständen hätte er kurz gehupt, aber das konnte er jetzt nicht. Es durfte kein Geräusch geben, nichts Auffälliges, das die Aufmerksamkeit auf diesen Abschnitt der Straße lenkte. Statt dessen beschleunigte er das Tempo und erreichte in fünfzig Sekunden eine andere Kreuzung, die erste südlich von »Steril Fünf«. Gegenüber, auf der linken Straßenseite, war ein kleiner Landgasthof mit glatten, weißen Säulen, die ein breites Vordach über dem Eingang stützten. Hinter dem Gasthof war ein asphaltierter Parkplatz angelegt, auf dem etwa ein Dutzend Wagen aufgereiht waren. Mit Ausnahme von einem, dem vierten von hinten; das verdreckte Auto stand so, daß der Fahrer die Kreuzung im Auge behalten und schnell die Ausfahrt erreichen konnte.
    Wieder ließ der Mann am Steuer die Scheinwerfer aufblitzen, worauf der ungepflegte Wagen - ausgerüstet mit einer Maschine, die schneller war als alle anderen auf dem Parkplatz - das vereinbarte Lichtsignal gab. »Steril Fünf« war von allen Seiten gesichert.
    Arthur Pierce musterte sein Gesicht im Spiegel des heruntergekommenen Motels am Rande von Falls Church, Virginia. Er war zufrieden mit dem, was er sah. Der graue Haarkranz, der seinen rasierten Kopf umgab, paßte zu der randlosen Brille und dem schäbigen braunen Pullover über dem schmutzigen weißen Hemd mit dem ausgefransten Kragen. Er war der Inbegriff des Versagers, dessen schwache Talente ihn sicher, wenn auch mit Mühe, über dem Niveau völliger Armut hielten. Er wagte nichts, weil es sinnlos war. Warum auch sich die Mühe machen? Niemand hielt solche Männer auf; sie waren nur belanglos.
    Pierce wandte sich vom Spiegel ab und trat an den Schreibtisch, auf dem er eine Landkarte ausgebreitet hatte. Rechts beschwerte der graue Metallbehälter die Karte, der das Emblem der Vereinigten Staaten trug und an der Seite ein eingebautes Kombinationsschloß hatte. Der Kasten enthielt ein Dokument, das brisanter war als irgendein anderes in der Geschichte der letzten fünfzig Jahre: das psychiatrische Gutachten über einen Staatsmann, den die Welt verehrte. Dieser herausragende Politiker, so die einhellige Diagnose der Ärzte, war geisteskrank. Und das schon zu einer Zeit, als er noch aktiv die Außenpolitik des mächtigsten Landes der Erde verantwortete. Und die Nation, die diesen grotesken, unerträglichen Zustand duldete, durfte nicht länger die Führungsrolle behaupten, die sie sich anmaßte. Ein Wahnsinniger hatte nicht nur seine eigene Regierung verraten, sondern die ganze Welt, hatte gelogen, getäuscht, Bündnisse mit Feinden geschlossen und Pläne gegen jene ausgearbeitet, die alle für Freunde hielten.
    Der

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