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Das Parsifal-Mosaik

Titel: Das Parsifal-Mosaik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Inhalt des stahlgrauen Behälters war eine unglaubliche Waffe, aber um mit vernichtender Wirkung eingesetzt werden zu können, mußte sie in die richtigen Hände in Moskau gelangen. Die richtige Adresse waren nicht die laschen, kompromißbereiten Feiglinge im KGB, sondern die Männer mit Weitblick und mit der Kraft und dem Willen, schnell zu handeln und den korrupten, unfähigen Riesen in die Knie zu zwingen. Für Arthur Pierce gab es keine Zweifel, wer in Moskau mit der Matthias-Akte richtig umzugehen wußte: die Voennaja. Er durfte nicht riskieren, daß es anders kam, und einige Telefonanrufe hatten ihn überzeugt, daß es gefährlich war, die wenigen Kanäle zu benutzen, denen er vertrauen konnte. Wie erwartet, standen Botschafts- und Konsulatsangehörige unter strenger Überwachung, alle internationalen Flüge wurden überprüft, sämtliche Gepäckstücke durchleuchtet.
    Er würde die Dokumente selbst außer Landes bringen, zu denen auch die Verträge gehörten, die aufeinanderfolgende Nuklearschläge gegen die Sowjetunion und die Volksrepublik China verlangten. Diese Verträge, die der amerikanische Außenminister unterzeichnet hatte, die nuklearen Phantasien eines geistesgestörten Genies, das mit einem der brillantesten Köpfe zusammengearbeitet hatte, die Rußland je hervorgebracht hatte.
    Wo war der brillante Kopf, der das alles möglich gemacht hatte? Wo war Parsifal? Wo war Alexei Kaljasin?
    Mit diesen Gedanken wandte Pierce sich wieder der Landkarte zu. Havelock hatte ihm gesagt, der Mann, den sie Parsifal nannten, befände sich irgendwo im Gebiet von Shenandoah, vermutlich nicht allzu weit von Matthias' Berghütte entfernt. Welche Distanz genau war damit gemeint? Das Shenandoah-Tal war mehr als hundertfünfzig Kilometer lang und über dreißig Kilometer breit, es reichte von Allegheny bis zu den Blue Ridge Mountains. Wo in diesem Gebiet hatte Parsifal seinen Stützpunkt?
    Pierce beugte sich über die Landkarte. Sein Zeigefinger wanderte von einer Linie zur nächsten. Der Bogen, der Halbkreis, der das Shenandoah-Tal von »Steril Fünf« aus umschloß, war abgedeckt, Männer und Fahrze uge hatten Stellung bezogen. Überall warteten Leute auf die Nachricht, daß ein bestimmter Wagen sich ihrem Standort zu einer bestimmten Zeit näherte und auf ein bestimmtes Ziel zusteuerte.
    Arthur Pierce, als Nikolai Petrowitsch Maljekow in dem kleinen Ort Ramenskoje in der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken geboren, dachte plötzlich über jene Bestimmung und die Jahre nach, die ihn zu seiner jetzigen Rolle geführt hatten. Er hatte nie gezweifelt, nie vergessen, wer er war oder weshalb man ihm die Cha nce gegeben hatte, einer Sache zu dienen, die so bedeutungsvoll und notwendig für eine Welt war, in der einige wenige die Massen tyrannisierten, in der Millionen und Abermillionen am Rande der Verzweiflung oder in hoffnungsloser Armut dahinvegetierten, während die kapitalistischen Ausbeuter ihre Armeen in ferne Länder schickten, um dort unschuldige Frauen und Kinder mit Napalmbomben zu töten. Dies waren nicht die vordergründigen, provozierenden Schlüsse banaler Propagandisten, das war die Wahrheit. Er hatte es selbst gesehen - angefangen bei brennenden Dörfern in Südostasien bis zu den Zentren der politischen Macht, wo Heuchler und Inkompetente regierten. Sein ganzer Haß galt den korrupten, habgierigen Lügnern, die das Volk, dem sie verantwortlich waren, hinters Licht führten und ihre Macht mißbrauchten, indem sie in die eigenen Taschen wirtschafteten ... Es gab einen besseren Weg. Es gab echte Hingabe. Es gab die Voennaja.
    Er war dreizehn Jahre alt gewesen, als das liebevolle Paar, das er »Mutter« und »Vater« nannte, ihm seine wahre Herkunft erklärte. Daß seine leiblichen Eltern Tausende von Meilen entfernt lebten. Sie hätten ihn dem Staat gegeben, um damit für die künftigen Generationen eine bessere Welt schaffen zu helfen. Und als seine »Mutter« und sein »Vater« ihm von seinem Mutterland erzählten, begannen so viele Dinge in Pierces Gedächtnis Gestalt anzunehmen und plötzlich einen Sinn zu bekommen: all die Gespräche - nicht nur mit seiner »Mutter« und seinem »Vater«, sondern mit Dutzenden von Besuchern, die so häufig ihre Farm besuchten -, Gespräche, die von Leid und Unterdrückung handelten und von einer despotischen Regierungsform, an deren Stelle einst eine Regierung treten werde, die dem ganzen Volk diente.
    In den frühen Jahren waren verschiedene Leute gekommen und

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