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Das Parsifal-Mosaik

Titel: Das Parsifal-Mosaik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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tüchtige capitano ist natürlich Aliandro, Juan Aliandro! Er ist in der Lage, sein Schiff in jedem gefährlichen Küstengewässer zu manövrieren und überall, wo er will, jemanden an Land zu setzen. Sie haben die Frau gefunden, Signore.«
    Er kauerte im Schatten eines Krans; von dort hatte er unbehinderte Sicht auf die Cristobal. Der Frachter hatte inzwischen seine Ladung erhalten, die Stauer waren lärmend über die breite Straße gelaufen und hatten sich in den schmalen Gassen verteilt, um in irgendeiner Kneipe ihren Durst zu löschen. Abgesehen von den vier Männern, die beim Ablegen des Schiffes die Leinen zu lösen hatten, war der Pier verlassen, und selbst diese vier waren kaum zu sehen; reglos standen sie an den mächtigen Pollern, zwei Männer pro Tau. Hundert Meter hinter ihm war das Eingangstor mit dem beflissenen Wachposten in seine m Glaskasten. Er bildete eine graue Silhouette in dem träge dahinquellenden Morgennebel. Schräg zur Linken, etwa fünfundzwanzig Meter entfernt, führte eine verwitterte Gangway zum Vorderdeck der Cristobal hinauf. Zur Rechten, höchstens zwanzig Meter vom Kran entfernt, war die Tür zum Lagerhaus des Piers; sie war versperrt, und drinnen waren alle Lichter gelöscht. Hinter jener Türe wartete Jenna Karras, auf der Flucht nach dem Verrat, den sie und andere verübt hatten, seine Geliebte, die aus Gründen, die nur sie kannte, ihre Liebe zerstört hatte. In wenigen Augenblicken mußte sich die Tür öffnen, und sie würde heraustreten, zur Gangway gehen und dann den ausgetretenen hölzernen Steg zum Deck hinaufsteigen. Sobald sie an Bord war, war sie frei; mächtige Taue würden über den Pier geworfen werden, Trillerpfeifen würden ertönen, und dann würde die Gangway in den Laderaum gezogen werden. Aber vorerst war Jenna Karras noch nicht verborgener Besitz der Cristobal; noch war sie nicht frei. Erst einmal mußte sie die fünfzig Meter bis zum Aufgang des Schiffes zurückgelegt haben. In dem Lagerhausbüro war es möglich, sie zu schützen; jeder Eindringling konnte mit einem Schuß erledigt werden. Im Freien jedoch würde niemand eine Schießerei riskieren. Es würde ein Geschrei geben, man würde Alarm schlagen, und die Gefängnisstrafen für Leute, die Menschen an Bord von Schiffen schmuggelten, waren drastisch. Die paar tausend Lire, die es dabei zu verdienen gab, waren das Risiko nicht wert.
    Michael sah auf die Uhr; es war 4.25 Uhr, der Sekundenzeiger näherte sich der Minutenmarke. Sieben Minuten bevor die Cristobal ihr Horn im Hafen ertönen ließ, um zu signalisieren, daß sie auslief, würde der schärfere, höhere Ton alle Schiffe davor warnen, daß sie gleich vom Pier ablegen würde. Hoch oben auf dem Deck, vorn und mittschiffs, schlenderten ein paar Männer herum, nur durch das Glimmen ihrer Zigaretten zu erkennen. Aus dem mächtigen schwarzen Rumpf drang das halberstickte Dröhnen der Kessel, und das heisere Mahlen mächtiger Zahnräder künd igte den bevorstehenden Befehl an, die gewaltige Schiffsschraube einzukuppeln. Schwarzes ölverschmiertes Wasser wallte am Heck der Cristobal auf; ein Vorspiel zum Ablegen.
    Jetzt öffnete sich die Lagerhaustür. Havelock spürte den Stich in seiner Brust, als die blonde weibliche Gestalt aus der Dunkelheit heraustrat. Warum flüchtete sie vor ihm? Was haben sie dir getan? Uns?
    Das Hämmern in seiner Brust war unerträglich, der Schmerz in seinen Augen qualvoll. Sobald Jenna Karras die Mitte des Piers erreicht und das Tor vor Augen hatte, in Sichtweite des Wachmannes, der Alarm schlagen konnte, würde er sie aufhalten. Keinen Augenblick früher.
    Dort war sie! Jetzt!
    Er sprang hinter dem Kran vor und rannte los. Er achtete nicht auf das Geräusch, das seine Schritte machten, er hatte nur im Sinn, sie zu erreichen, sie zu berühren, sie an sich zu drücken. »Jenna! Um Himmel willen, Jenna!«
    Er packte ihre Schultern; die Frau fuhr erschreckt herum, und Michaels Atem stockte in seiner Kehle; sein ganzer Körper vibrierte. Das Gesicht, das sich im zuwandte, war ein altes Gesicht, ein häßliches Gesicht, die pockennarbige Fratze einer Hafenhure. Die Augen, die ihn anstarrten, waren die großen, dunklen Augen eines Nagetiers; die schwarze Schminke auf den Lidern war verlaufen, die Lippen waren blutrot und gesprungen, und die Zähne dahinter gelb und brüchig.
    »Wer sind Sie?« Sein Schrei war der Schrei eines Wahnsinnigen. »Lügnerin! Lügnerin! Warum lügst du? Warum sind Sie hier?! Warum bist du nicht hier?

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