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Das Parsifal-Mosaik

Titel: Das Parsifal-Mosaik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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mußte er akzeptieren, ohne das Wie oder Warum zu kennen. Es gab so viel, was sein Begriffsvermögen überstieg und ihn zum Wahnsinn trieb.
    Alles, was Sie in diesem Geschäft nicht verstehen können, ist ein Risiko, aber das brauche ich Ihnen nicht zu sagen. Rostow. Athen.
    Man hatte einen Lockvogel, eine blonde, pockennarbige Hure, benutzt, um ihn zum Handeln zu zwingen. Aber warum? Welche Reaktion hatten sie von ihm erwartet? Er hatte keinen Zweifel daran gelassen, was er zu tun beabsichtigte. Was hatten sie nun erfahren, was war geklärt worden? Was steckte hinter alledem? Versuchte sie etwa, ihn zu töten? Diente die Aktion an der Costa Brava nur diesem Zweck?
    Jenna, warum tust du das?! Was ist mit dir geschehen? ... Mit uns? Er ging unsicher und blieb stehen, als er im Begriff war, das Gleichgewicht zu verlieren. Als er das Lagerhaus erreicht hatte, schob er sich an der Mauer entlang, vorbei an abgedunkelten Fenstern und riesigen Ladetüren, bis er schließlich zur Ecke des Gebäudes gelangte. Dahinter lag der verlassene Pier; über die Lichttümpel, die die sich kreuzenden Scheinwerferbalken bildeten, wälzte sich der Nebel. Er spähte an dem Stahlgerüst vorbei und kniff die Augen zu, um den Glaskasten besser sehen zu können, in dem der Wachmann saß. Wie vorhin war die Gestalt drinnen kaum sichtbar, nur das gleichmäßige Glühen einer Zigarette war deutlich zu erkennen. Jetzt bewegte sich der rote Punkt nach rechts; der Wachmann war von seinem Hocker aufgestanden und schob die Tür des Häuschens auf. Nun konnte er eine zweite Gestalt im Nebel ausmachen, die von der breiten Straße herüberkam. Es war ein Mann in mittlerer Größe. Er trug einen Mantel und einen Hut mit hochgeklappter Krempe ... so wie es die Spaziergänger auf der Via Veneto zu tun pflegten. Die Kleidung war nicht von der Art, wie man sie im Hafen trug. Der Mann ging auf das Glashäuschen zu, blieb an der Tür stehen und sprach mit dem Posten. Dann blickten beide zum Ende des Piers und zum Lagerhaus hinüber. Der Wachmann machte eine Handbewegung, und Michael wußte, daß die Geste für ihn bestimmt war. Der Mann nickte, drehte sich um und hob die Hand. Innerhalb von Sekunden tauchten zwei weitere Männer auf, beide groß und breitschultrig.
    Havelock lehnte den Kopf an die Mauer. Hilflosigkeit mischte sich mit Schmerz. Die Erschöpfung begann ihn zu überwältigen. Solchen Männern war er nicht gewachsen; er konnte kaum die Arme heben, geschweige denn wegrennen. Und eine Waffe hatte er nicht. Wo war Jenna Karras? War sie an Bord der Cristobal gegangen, nachdem der Lockvogel seine Funktion erfüllt hatte? Das war ein logischer ... Nein, das herrschende Durcheinander hätte zu viel Aufmerksamkeit auf den Frachter gelenkt. Zu leicht hätten unfreundliche Beamte herbeigerufen werden können ... so wie man die zwei Männer, die sich jetzt dem Tor näherten, gerufen hatte. Das Schiff selbst war der Lockvogel gewesen, und die blonde Hure der Köder. Jenna Karras war an Bord eines der zwei anderen Schiffe gegangen! Michael löste sich von der Wand und humpelte über die nassen Planken auf den Rand des Piers zu. Er wischte sich die Augen und starrte durch den dichten Nebel. Unwillkürlich atmete er tief durch; der Schmerz, den er dabei im Magen empfand, brannte. Die Elba war verschwunden. Man hatte ihn zum falschen Pier gelockt, ihn in eine unkontrollierbare Situation getrieben, während Jenna an Bord der Elba gelotst wurde. War der Kapitän der Elba ein ebenso hervorragender Navigator wie der Skipper der Cristobal? Würde er - konnte er - seinen Passagier nahe genug an einen unbewachten Küstenstreifen bringen, um ihn mit einem kleinen Boot am Ufer abzusetzen?
    Ein Mann wußte die Antwort darauf. Ein Mann in einem Mantel und mit einem schräg auf dem Kopf sitzenden Hut, der nicht mit Gabelstaplern arbeitete, sondern kaufte und verkaufte. Dieser Mann hatte Jennas Passage arrangiert.
    Havelock taumelte zur Ecke des Lagerhauses zurück. Irgendwie mußte er an den Mann herankommen; dazu mußte er aber zuerst an den zwei bedrohlichen Gestalten vorbei, die sich ihm jetzt näherten. Wenn er nur eine Waffe hätte, irgendeine Waffe. Er blickte sich in der langsam weichenden Dunkelheit um. Nichts. Nicht einmal ein loses Brett oder ein Stück Holz von einer zerbrochenen Kiste lag herum.
    Das Wasser. Es war ein tiefer Fall, aber er würde es schaffen. Wenn er das andere Ende des Piers erreichte, ehe man ihn sah, würde man annehmen, daß er im bewußtlosen

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