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Das Parsifal-Mosaik

Titel: Das Parsifal-Mosaik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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»Wie viele sind es denn?«
    »Acht, zehn, wer weiß das schon? Ich zähle Lire, nicht Gesichter.« »Einer Ihrer Leute soll herumgehen und sich nach den Männern erkundigen, aber ganz unauffällig, und mir dann sagen, wer sie sind. Machen Sie meinem Begleiter einen Tisch frei. Ich bringe dann jeden zu ihm.«
    »Sie geben hier Befehle, als wäre das >Pinguino< Ihr >Tritone<.« »Weil ich Ihnen den gleichen Gefallen tun würde. Man weiß ja nie, oder? Sie könnten morgen meine Hilfe brauchen ... Jedes Schwein von der Elba bringt Ihnen tausend Lire.« »Bene.« Der Besitzer des >Pinguino< stapfte zur Bar hinüber. »Erklären Sie diesen Männern gar nicht, weshalb Sie mit ihnen reden, wie Sie das bei den portoghesi getan haben«, meinte Michaels Begleiter. »Für die war das richtig, aber nicht für diese Schweine hier. Jetzt ist keine Zeit, und die könnten das in ihrem Suff in den falschen Hals kriegen. Hier zerbricht man leicht Flaschen.« »Was soll ich dann sagen? Ich muß doch jedem einen Grund dafür nennen, warum ich mit ihm allein reden will. Ich kann sie nicht alle gleichzeitig ansprechen. Einer könnte etwas wissen, es mir aber vor den anderen nicht erzählen wollen.«
    »Richtig. Also sagen Sie jedem, daß Sie nur ihm vertrauen. Den anderen - so hätten Sie gehört - sei nicht zu trauen. Sie hätten nur zum Schein mit ihnen gesprochen, weil das, was Sie wollen, die Elba betrifft. Das genügt.«
    »Ich bin ein Fremder. Wer würde mir so etwas sagen?« »Jemand, der seine Kunden kennt, der, den Sie bezahlt haben: der Besitzer des >Pinguino<.« Der Inhaber des >Tritone< grinste. »Wenn die wieder in den Hafen einlaufen, hat der Stunk am Hals; die Polizei ruft der ohnehin jede Nacht.«
    Einer nach dem anderen, jeder vom Suff halb benommen, setzten sich die Mannschaftsmitglieder der Elba zu Havelock an den Tisch und hörten sich das an, was er auf italienisch vorbrachte, und das immer flüssiger, da er stets dieselbe Frage stellte. Und jedesmal studierte er dabei das Gesicht des Mannes, seine Augen suchten nach einer Reaktion, einer Unsicherheit, nach einem kurzen Ausweichen des Blicks, das eine Lüge verdecken sollte. Beim sechsten glaubte er, es gefunden zu haben. Plö tzlich spannten sich die Lippen des Mannes, der, vom Whisky berauscht, bis dahin mit schlaffem Gesichtsausdruck dagesessen hatte. Und dann die matten Augen, die noch stumpfer waren von dem instinktiven Wunsch, gar nicht zuzuhören; der Mann wußte etwas.
    »Sie haben sie gesehen, nicht wahr?« sagte Michael und benutzte in seiner Erregung die englische Sprache.
    »Ascolta«, unterbrach ihn der Besitzer des >Il Tritone<. »In italiano, Signore.«
    »Sorry.« Havelock wiederholte die Frage, die eher ein Vorwurf war. Der Matrose reagierte mit einem Achselzucken und rutschte auf dem Sitz zur Seite, um aufzustehen. Michael griff schnell über den Tisch und packte den Arm des Matrosen. Der kniff die triefenden, rotgeäderten Augen zusammen, und sein Mund verzog sich wie das Maul eines wütenden Hundes, wobei die Lippen sich auseinander schoben und ungepflegte gelbe Zähne sichtbar wurden. In wenigen Sekunden würde er sich auf ihn stürzen.
    »Lascialo«, befahl der Besitzer des >Il Tritone< und fügte schnell in Englisch hinzu: »Zeigen Sie ihm Geld. Schnell! Sonst geht Ihnen dieses Schwein an die Gurgel, und dann fallen die alle über uns her, und Sie erfahren gar nichts. Sie haben recht. Er hat die Frau gesehen.«
    Havelock ließ den Arm des Mannes los, griff in die Tasche und holte ein dickes Bündel mit Lirenoten hervor. Er nahm zwei Scheine und legte sie vor dem Matrosen auf den Tisch: 40000 Lire, eine Tagesheuer auf einem Schiff.
    »Wie Sie sehen«, sagte er, so gut er das in Italienisch konnte, »ist hier noch mehr. Sie können es mir nicht wegnehmen, aber ich kann es Ihnen geben. Andererseits können Sie natürlich weggehen und mir gar nichts erzählen.« Michael hielt inne, lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und blickte den Mann feindselig an. »Aber ich kann Ihnen Ärger machen. Und das werde ich.«
    »In che modo?« Der Matrose war ebenso zornig wie verwirrt, und seine Augen huschten zwischen Havelocks Gesicht, dem Geld und dem Besitzer des >Il Tritone< hin und her. Der saß reglos da, und seine starre Haltung verriet, daß ihm die Gefährlichkeit von Michaels Taktik bewußt war.
    »Wie?« Havelock beugte sich vor, und seine Finger zogen die Geldscheine wieder zu sich heran, als wären es zwei wichtige Karten in einem Bakkarat-Spiel.

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