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Das Parsifal-Mosaik

Titel: Das Parsifal-Mosaik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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anhaltendem Streß waren Freund wie Feind unberechenbar in ihrem Verhalten, und das völlig Unvorhersehbare bildete eine tödliche Gefahr.
    Dies war der Schluß, den die vier Männer spät in der Nacht bezüglich der Krise gezogen hatten. Das Telegramm von Lieutenant Colonel Lawrence Brown aus Rom veranlaßte sie, sich eine bereits abgeschlossene Akte wieder vorzunehmen und sich mit den Fakten erneut auseinanderzusetzen.
    Es gab keine Zweifel an ihnen. Die Ereignisse an der Costa Brava waren von zwei Quellen bestätigt: von Außenagent Havelock selbst und von einem Mann, der Havelock unbekannt war: Steven MacKenzie. Er war einer der erfahrensten Agenten, die für den amerikanischen Geheimdienst in Europa tätig waren. Er hatte sein Leben riskiert, um Beweise zu liefern: zerfetzte, mit Blut besudelte Kleidungsstücke. Sie waren unter dem Mikroskop untersucht worden, mit dem Ergebnis, daß Jenna Karras sie getragen haben mußte. Die Beziehung zwischen Havelock und Jenna Karras war jenen, die es wissen mußten, bekannt. Ein Mann, der einem Höchstmaß an Streß ausgesetzt war, konnte leicht unfähig sein, das zu tun, was getan werden mußte. Washington mußte verläßlich erfahren, was geschah. Deshalb hatte MacKenzie achtzig Meter nördlich von Havelock Position bezogen, wo er das Geschehen ganz klar verfolgen konnte. Sein Beweis war unwiderlegbar: Jenna Karras war in jener Nacht getötet worden. Die Tatsache, daß Steven MacKenzie drei Wochen nach seiner Rückkehr von Barcelona beim Segeln in der Chesapeake Bay an einem Herzanfall gestorben war, minderte seinen Beitrag in keiner Weise. Der Arzt, den die Wasserschutzpolizei gerufen hatte, war ein bekannter Mediziner an der Ostküste, ein Chirurg namens Randolph, dessen Glaubwürdigkeit außer Zweifel stand. Die Autopsie hatte seine Diagnose bestätigt: MacKenzie war eines natürlichen Todes gestorben.
    Die Beweise gegen Jenna Karras waren mit besonderer Gründlichkeit auf ihre Glaubwürdigkeit hin untersucht worden. Der Außenminister hatte das ausdrücklich verlangt, und der Eingeweihte kannte den Grund: Seit nahezu zwanzig Jahren nämlich, seit der Student Michael Havelock an der Princeton-Universität dem Dozenten Anthony Matthias begegnet war, bestand eine enge Beziehung zwischen den beiden gebürtigen Tschechen. Der eine hatte sich als der vielleicht brillanteste politische Analytiker in der akademischen Welt etabliert, während der andere, ein junger Emigrant, nach seiner eigenen Identität suchte. Die persönlichen Unterschiede waren beträchtlich, aber die Freundschaft zwischen den beiden Männern war stark.
    Anton Matthias war vor mehr als vierzig Jahren nach Amerika gekommen. Sein Vater, ein prominenter Arzt aus Prag, hatte seine Familie aus der von den Nazis besetzten Tschechoslowakei herausgeholt und war von der medizinischen Welt in Amerika mit offenen Armen aufgenommen worden. Havelocks Einwanderung hingegen war geheim durchgeführt worden, als gemeinsame Aktion der amerikanischen und britischen Abwehr. Über seine Herkunft wurde nichts verlautet, ursprünglich um der Sicherheit des Kindes willen.
    Während Matthias' meteorhafter Aufstieg in der Regierung zur Folge hatte, daß einflußreiche politische Persönlichkeiten ganz offen seinen Rat suchten und in aller Öffentlichkeit seine brillanten Fähigkeiten priesen, ging der viel jüngere Mann aus Prag daran, sich durch hervorragende Leistungen zu profilieren, die nur in Geheimdienstkreisen die Runde machten. Obwohl die beiden Männer sich, was ihr Alter, ihren Intellekt und das Temperament anbetraf, sehr unterschieden, verband sie doch eine enge Beziehung, die von dem Älteren stets bekräftigt und vom Jüngeren nie ausgenutzt wurde.
    Für jene, die die Beweise gegen Jenna Karras bestätigten, war ein Irrtum ausgeschlossen. Den Strategen am Konferenztisch war klar, daß sie das Telegramm aus Rom gründlich überdenken und mit besonderer Vorsicht behandeln mußten. Auf keinen Fall durfte Anthony Matthias davon erfahren. Die Medien hatten die Meldung verbreitet, der Außenminister sei im wohlverdienten Urlaub. Die Wirklichkeit aber sah anders aus: Matthias war krank, sogar sehr krank, meinten einige. Und wenn er auch täglich, häufig sogar stündlich, mit seinem Ministerium Verbindung hatte, so war er immerhin fast fünf Wochen nicht mehr in Washington gewesen. Selbst aufmerksame Journalisten, die der offiziellen Verlautbarung mißtrauten und für die lange Abwesenheit des Ministers eine andere Erklärung

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