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Das Parsifal-Mosaik

Titel: Das Parsifal-Mosaik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Antwort. Michael bohrte seine Finger in den Hals und schnürte die Luft ab. Dann sagte er ganz leise: »Hören Sie jetzt gut zu, und passen Sie auf, daß Sie ja alles verstehen. Wenn Sie es mir nicht sagen, werde ich Sie auf der Stelle töten. Mir ist das gleichgültig. Sollten Sie lügen und sie mir in Marseille entwischen, komme ich zurück und werde Sie finden. Sie hat recht, ich bin clever, und ich habe viele Männer gejagt. Ich werde Sie zu fassen kriegen!«
    Die Muskeln des Italieners verkrampften sich, der Mund stand offen. Er versuchte zu nicken, etwas zu sagen. Havelock verringerte den Druck am Hals des Mannes. Der Italiener hustete heftig und griff sich an den Hals. »Was soll's schon? Ich sage es Ihnen. Ich will keinen Ärger mit Leuten wie Ihnen, Signore! Ich hätte es wissen müssen. Ich hätte besser zuhören müssen!« »Weiter.«
    »Nicht Marseille. San Remo. Die Teresa macht halt in San Remo. Wie oder wo sie an Land gebracht werden soll, weiß ich nicht - mein Wort darauf! Sie hat bis Paris bezahlt. In Col des Moulinets soll sie über die Grenze gebracht werden. Wann, weiß ich nicht. Mein Wort! Von dort nach Paris. Ich schwöre es!«
    Der Mann hätte nicht zu schwören brauchen, er sprach die Wahrheit; das stand in seinen verstörten Augen geschrieben. Er war aus Angst ehrlich, aus ungewöhnlicher Angst. Was hatte Jenna Karras ihm gesagt? Warum hatte der Mann ihn nicht töten lassen, warum hatte man ihm nichts gestohlen?
    Michael lockerte seinen Griff. Er sprach ganz leise. »Vorhin haben Sie gesagt, Sie hätten mich töten lassen können, aber Sie haben es nicht getan. Jetzt will ich wissen, warum.«
    »Nein, Signore. Das sage ich Ihnen nicht«, flüsterte der Mann und schüttelte den Kopf. »Im Namen Gottes, Sie werden mich nie wiedersehen! Ich sage nichts, weiß nichts!«
    Havelock hob langsam die Pistole, bis die Mündung auf das linke Auge des Mannes zeigte. »Reden Sie!«
    »Signore, ich habe hier zwar ein kleines, profitables Geschäft, aber ich habe mich nie in politische Dinge eingelassen! Auch in nichts, das nur entfernt mit solchen Dingen zu tun hat. Ich schwöre es bei den Tränen der Madonna! Ich habe gedacht, daß sie lügt, daß sie mit ihren Lügen bei mir Eindruck machen wollte! Aber ich habe ihr nicht geglaubt!« »Man hat mich weder getötet, noch mir etwas weggenommen.
    Warum?« Michael hielt inne, und während er dem Italiener den Pistolenknauf unter das Kinn stieß, schrie er wieder: »Warum?« »Sie hat gesagt, Sie seien Amerikaner und würden mit den comunisti zusammenarbeiten. Mit den Sowjets. Ich habe ihr nicht geglaubt. Ich weiß von solchen Dingen nic hts. Aber die Vorsicht erfordert natürlich ... nun, eben Vorsicht. In Civitavecchia haben wir mit solchen Kriegen nichts zu tun. Sie sind zu ... intemazionali für uns, die wir unsere paar Lire im Hafen verdienen. Uns bedeuten diese Dinge nichts - mein Wort darauf! Wir wollen keinen Ärger mit Leuten wie Sie. Sie haben eine Frau angegriffen, sicher eine prostituta, aber immerhin eine Frau, und das hier am Pier. Männer haben sich eingemischt, Sie weggerissen, aber als ich das sah, habe ich sie gebremst und ihnen gesagt, wir sollten besser vorsichtig sein. Wir mußten daran denken ... «
    Der verängstigte Mann redete weiter, aber Havelock nahm seine Worte nicht mehr auf. Was er gehört hatte, war ein größerer Schock für ihn gewesen, als er erwartet hatte. Ein Amerikaner, der mit den Sowjets zusammenarbeitete. Sollte Jenna das wirklich gesagt haben? Ein wahnsinniger Gedanke!
    Hatte sie dem kleinen Gangster eine Lüge aufgetischt, bloß um ihm Angst einzujagen, damit er später schwieg? Der Italiener hatte nicht gelogen, dazu war er viel zu verängstigt.
    Glaubte sie das tatsächlich? War es das, was er auf dem Bahnsteig in Ostia in ihren Augen gesehen hatte? Glaubte sie es wirklich? ... Genauso wie er jenseits aller Zweifel geglaubt hatte, daß sie für die Voennaja tätig war?
    Einer wurde gegen den anderen mit demselben Schachzug aufgehetzt. Waren vielleicht die Beweise gegen ihn ebenso unwiderlegbar gewesen wie die, die gegen sie vorgelegen hatten? So mußte es gewesen sein; in ihren Augen hatten sich Furcht, Schmerz, Verletztheit gespiegelt. Ihr Geliebter hatte sich gegen sie gewandt ... so wie seine Geliebte sich gegen ihn gewandt hatte. Es gab niemanden mehr, dem sie vertrauen konnte und wollte. Jetzt nicht und für eine ganze Zeit nicht, vielleicht für immer. Sie konnte nur davonlaufen, so wie er die ganze Zeit

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