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Das Parsifal-Mosaik

Titel: Das Parsifal-Mosaik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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auf Geheimdienstoperationen, die einige Jahre zurücklagen, gelang es Havelock, ohne sich zu identifizieren, mit dem Verwaltungsassistenten des Direktors verbunden zu werden.
    Er redete mit dem Mann weniger als eine Minute und legte auf, ohne eine Antwort abzuwarten, nachdem er gesagt hatte, was er sagen mußte.
    Der zweite Anruf, von einer Zelle am gegenüberliegenden Ende des Terminals geführt, galt der Redaktion des // Progresso. Diese Tageszeitung war amerikanisch eingestellt. Angesichts des Themas, das Havelock andeutete, war es weit weniger schwierig, die Neugier eines politischen Redakteurs zu erwecken.
    Als der Journalist Michael unterbrach, um ihn um seinen Namen zu bitten und eine nähere Erklärung zu verlangen, erwiderte Havelock, er solle sich mit dem Verwaltungsassistenten des direttore der Amministrazione di Sicurezza in Verbindung setzen. Und dann gab er dem eine heiße Story witternden Zeitungsmann den Rat, die Botschaft der Vereinigten Staaten während der nächsten zweiundsiebzig Stunden zu beobachten und dabei besonders auf die in Frage kommende Person zu achten. »Mezzani!« fluchte der Redakteur. »Addio«, sagte Michael und legte den Hörer auf. Lieutenant Colonel Lawrence Baylor-Brown, diplomatischer Attache, war arbeitslos. Der Verbindungsmann war erledigt, sein Netz unbrauchbar. Es würde Monate, vielleicht sogar ein Jahr dauern, es wieder aufzubauen. Und gleichgültig, wie ernsthaft seine Verwundung auch war, Baylor würde jedenfalls binnen Stunden aus Rom ausgeflogen werden, um den Tod eines rothaarigen Mannes am Palatin zu erklären.
    Die erste Flugschleuse war geöffnet worden. Andere würden folgen. Jeder Tag wird euch teuer zu stehen kommen. Es war ihm bitterernst. Diese Bastarde!
    »Ich bin froh, daß Sie hierher gekommen sind«, sagte Daniel Stern und schloß die Tür des weißen, fensterlosen Raums im vierten Stock des State Department. Die zwei Männer, die er angesprochen hatte, saßen am Konferenztisch: Psychiater Dr. Paul Miller blätterte in seinen Notizen, während der Anwalt namens Dawson geistesabwesend zur Wand starrte, wobei seine Hand auf einem großformatigen gelben Block ruhte. »Ich war gerade im Walter-Reed-Hospital und habe Baylor verhört. Alles bestätigt. Er ist ein Soldat, den man fertiggemacht hat, physisch wie psychisch. Aber er hält sich tapfer; ein guter Mann.«
    »Keine Abweichungen von dem ursprünglichen Bericht?« fragte der Anwalt.
    »Nichts Wesentliches; er war schon beim erstenmal sehr gründlich.
    Die Kapsel war in Ogilvies Zigarettenpackung versteckt, eine Cobalomin-Phosphor-Verbindung, die von einer CO2-Patrone ausgestoßen wird.«
    »Das hat Red also gemeint, als er uns sagte, er würde Havelock schnappen, wenn er ihn in Reichweite bekäme«, unterbrach Miller mit leiser Stimme.
    »Beinahe hätte er es geschafft«, sagte Stern. Auf einem kleinen Tisch neben seinem Stuhl stand ein rotes Telefon; er legte einen Schalter an der Vorderseite des Instruments um und setzte sich. »Wenn man Baylor zuhört, ist das Ganze sehr viel lebendiger, als wenn man nur einen trockenen Bericht liest«, meinte der Leiter der Einsatzplanung und schwieg einen Augenblick. Die zwei Strategen warteten, weil sie spürten, daß er noch etwas sagen wollte. Schließlich fuhr Stern mit leiser Stimme fort: »Er ist ganz still, fast passiv, aber wenn man sich sein Gesicht ansieht, weiß man, wie tief seine Gefühle gehen.« Dawson lehnte sich vor. »Haben Sie ihn gefragt, wie Havelock gewarnt wurde? Das stand nicht im Bericht.«
    »Das stand deshalb nicht dort, weil er es nicht weiß. Havelock war offensichtlich bis zur letzten Sekunde arglos. Die beiden haben miteinander geredet, Ogilvie holte die Zigaretten aus der Tasche und bat wohl um Feuer. Havelock griff in die Tasche, um Streichhölzer herauszuholen, reichte sie Red, und dann ist es passiert. Plötzlich trat er zu, so daß Ogilvie von der Bank fiel und die Kapsel explodierte. Als der Rauch sich verzog, lag Red auf dem Boden, und Havelock stand mit einer Pistole in der Hand über ihm.« »Warum hat Baylor in diesem Augenblick nicht geschossen?« Der Anwalt schien beunruhigt; es war seiner Stimme anzumerken. »Unsertwegen«, erwiderte Stern. »Unser Auftrag war da ganz eindeutig. Havelock sollte lebend hierhergeschafft werden. Dieser Befehl durfte nur in äußerster Not mißachtet werden.« »Er hätte es schaffen können«, sagte Dawson schnell, fast fragend. »Ich habe Browns ... Baylors ... Dienstakte gelesen. Er ist

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