Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Parsifal-Mosaik

Titel: Das Parsifal-Mosaik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
Vom Netzwerk:
ein sehr besonnenes Verhalten.« »Und was schließen Sie daraus?« fragte Dawson und brach damit sein Schweigen. Er musterte Miller interessiert. »Das weiß ich nicht genau«, sagte der Psychiater und erwiderte den starren Blick des Anwalts. »Aber ich weiß jedenfalls, daß es nicht zu dem Bild des Mannes paßt, mit dem wir glauben, es zu tun zu haben. Man könnte vielleicht sagen, da ist zuviel Vernunft und nicht genug Wahnsinn.«
    »Obwohl er die Realität von seiner Fiktion nicht unterscheiden kann?« fuhr Dawson fort.
    »Das hat hier nichts zu bedeuten. Seine Realität ist das Produkt seiner Erfahrung, seines alltäglichen Lebens. Nicht seiner Überzeugungen, die basieren im weitesten Sinne auf seinen Emotionen. Unter den Umständen, wie sie bei dem Zusammentreffen vorlagen, hätten sie seinen Sinn für die Realität verzerren und ihn dazu zwingen müssen, weniger zuzuhören und aggressiver aufzutreten ... Er hat mir einfach zuviel zugehört.«
    »Sie wissen, was Sie damit sagen, oder, Paul?« fragte der Anwalt.
    »Ich weiß, was ich andeute, aufbauend auf den Fakten, die wir als völlig verläßlich akzeptiert haben ... von Anfang an.«
    »Daß der Mann auf dem Palatin vor drei Tagen nicht in das Bild paßt?« wollte Dawson wissen.
    »Vielleicht nicht in das Bild paßt. Das sind alles keine absoluten Aussagen, nur >gestützte< Vermutungen. Da ja niemand gehört hat, was er sagte, liegt jedenfalls in dem, was Brown uns geschildert hat, zu viel an rationaler Vernunft, als daß es in das Bild passen oder mich befriedigen würde.«
    »Und dies Bild fußt wiederum auf Angaben, die wir für unwiderlegbar hielten«, schloß der Anwalt. »Um Ihre Worte zu gebrauchen: >von Anfang an<, seit der Episode an der Costa Brava.« »Richtig. Aber stellen Sie sich vor, diese Information wäre falsch?« »Unmöglich!« sagte Stern. »Diese Information ist durch ein Dutzend Siebe gefiltert worden und dann noch einmal durch zwanzig andere Es gab einfach keine Chance eines Irrtums. Die Karras war KGB-Agentin; sie ist an der Costa Brava umgekommen.« »Genau das hatten wir angenommen«, pflichtete der Psychiater ihm bei. »Und ich hoffe, daß es zutrifft, daß meine Vermutungen sich als unangemessene Reaktion auf eine ungenau beschriebene Szene herausstellen. Aber sollte das nicht zutreffen, sollte auch nur die entfernteste Möglichkeit bestehen, daß wir es nicht mit einem Psychopathen zu tun haben, sondern mit einem Mann, der die Wahrheit spricht, weil es die Wahrheit ist, dann werden wir mit etwas konfrontiert, woran ich überhaupt nicht zu denken wage.« Die drei Männer verstummten, und jeder setzte sich selbst mit der Ungeheuerlichkeit dieser Möglichkeit auseinander. Schließlich brach Dawson das Schweigen.
    »Wir müssen darüber nachdenken«, sagte der Anwalt. »Schon der bloße Gedanke ist erschütternd«, fügte Stern hinzu. »Wir haben MacKenzies Bestätigung, und es war eine Bestätigung. Die zerrissenen Kleider, Teile einer Bluse, ein Rock: Die Sachen haben ihr gehört, das ist bewiesen. Und die Blutspuren der Gruppe A-negativ paßten auch zu ihr.«
    »Und Steven MacKenzie ist drei Wochen später an einem Herzinfarkt gestorben«, unterbrach Miller. »Wir haben das überprüft, aber es löste sich einfach im Nichts auf.«
    »Kommen Sie, Paul«, wandte Stern ein, »der Arzt in Maryland ist einer der angesehensten Mediziner an der Ostküste. Wie heißt er noch? ... Randolph, Matthew Randolph. Er hat in der Mayo-Klinik gearbeitet und hat seine eigene Privatklinik. Man hat ihn ausführlich befragt.«
    »Ich würde gerne noch einmal mit ihm sprechen.« »Ich darf Sie erinnern«, beharrte Stern, »daß gerade MacKenzie die sauberste Akte hatte, die je beim CIA angelegt worden ist. Was Sie hier andeuten, ist unvorstellbar.«
    »Das hat man vom Trojanischen Pferd auch gesagt«, meinte der Anwalt und wandte sich Miller zu, der die Brille abgenommen hatte. »Wir wollen die Sache ruhig weiter durchleuchten; gehen wir doch einmal davon aus, daß etwas dahintersteckt. Was meinen Sie, wird er jetzt tun?«
    »Ich werde Ihnen sagen, was er nicht tun wird ... wenn das Ganze überhaupt Substanz hat. Er wird nicht zurückkommen, und wir können ihn nicht mit irgendwelchen Tricks hereinlegen, weil er - rational - begreift, daß wir, ganz gleich, was geschehen ist, entweder in die Sache verwickelt sind oder nichts davon wissen, oder daß wir sie nicht im Griff haben. Man hat ihn angegriffen; jetzt wird er sich mit all den Mitteln

Weitere Kostenlose Bücher