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Das Parsifal-Mosaik

Titel: Das Parsifal-Mosaik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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gerne in eine Verhandlung gehen, ohne vorher den Fall untersucht zu haben?« fragte Miller. »Nun, Sie haben immerhin eine detaillierte Akte.« »Dann war mein Vergleich eben schlecht. Tut mir leid.« »Wenn wir ihn nicht finden können, wie weit wird er dann gehen?« hakte Stern nach. »Wie lange haben wir noch Zeit, bevor er anfängt, Menschenleben zu kosten?« »Das hat er doch schon«, meinte Dawson.
    »Nicht aktiv«, widersprach Miller. »In diesem Fall hat er einen gewaltsamen Angriff auf sein eigenes Leben abgewehrt.« »In welcher Hinsicht, Paul?«
    Ich sehe es so«, sagte der Psychiater und griff nach seinen Papieren, während er sich mit der anderen Hand die Brille zurechtschob. »Um eine Lieblingsformulierung von Ogilvie zu gebrauchen, ich behaupte ja nicht, daß es das Evangelium wäre. Aber es gibt da ein paar Dinge, die das etwas erhellen und die mich, um ehrlich zu sein, beunruhigen. Der Schlüssel liegt natürlich in dem, was zwischen Havelock und Ogilvie gesprochen wurde, aber da wir den Dialog nicht kennen, können wir nur nach Baylors detaillierter Schilderung der Szene vorgehen, nach den Bewegungen, die er sah. Ich habe es immer wieder gelesen, und dabei ist mir etwas aufgefallen, das mich verwundert. Bis zu dem Moment, als plötzlich Gewalt ausbrach herrschte keine Feindseligkeit zwischen ihnen.« »Feindseligkeit?« fragte Stern. »Ich weiß nicht, was das aus dem Mund eines Psychologen bedeutet, aber ich hoffe nur, es bedeutet nicht, daß sie nicht gestritten hätten, denn das haben sie. Baylor macht das ganz klar.«
    »Natürlich haben sie gestritten. Es war eine Konfrontation. Havelock wiederholte die Drohungen mit wütender Stimme, die er schon früher gemacht hatte. Aber dann hörte das Schreien auf; das mußte es. Sie hatten irgendeine Übereinkunft getroffen. Im Lichte dessen, was dann folgte, kann es nicht anders gewesen sein.« »Im Lichte dessen, was folgte?« fragte Stern verwirrt. »Was dann folgte, war Ogilvies Falle. Das Diphenylamingas, die Explosion.« »Es tut mir leid, aber Sie irren, Daniel. Es gab vorher schon einen Rückzug. Erinnern Sie sich bitte. Von dem Augenblick, in dem Havelock sich zeigte, bis zu dem Moment an der Bank, als er nach Ogilvie trat, gab es keinerlei körperliche Gewalt, wurden keinerlei Waffen gezückt. Sie haben nur miteinander geredet. Dann die Zigaretten ... die Streichhölzer. Es ist einfach zu verdammt vernünftig.« »Was meinen Sie damit?«
    »Versetzen Sie sich in Havelocks Position. Der Zorn, den Sie empfinden, ist ungeheuer, Ihre Wut geschürt. Und ein Mann, den Sie für Ihren Freund halten, bittet Sie um Feuer. Was tun Sie?« »Es ist doch nur ein Streichholz.«
    »Schon richtig, nur ein Streichholz. Aber Sie sind in höchstem Maße angespannt und gereizt. Der Mann, den Sie vor sich sehen, hat an Ihnen den schlimmsten Verrat geübt, nämlich als persönlicher Freund; deshalb wird die Enttäuschung besonders tief empfunden. Das ist es, was ein Paranoiker, ein Schizophrener, in einer solchen Situation fühlt. Und jener Mann, jener Feind - selbst wenn er Ihnen versprochen hat, Ihnen alles zu sagen, was Sie hören wollen -, bittet Sie um Feuer. Wie reagieren Sie?« »Ich würde es ihm geben.« »Wie?«
    »Nun, ich ...« Stern hielt inne und fixierte Miller mit bohrendem Blick. Nach einer Weile führte er seine Antwort zu Ende, ganz leise. »Ich würde es ihm hinwerfen.«
    »Oder ihm sagen, er solle es vergessen, oder Sie würden einfach weiterreden. Aber ich glaube nicht, daß Sie ein Streichholzbriefchen aus der Tasche nehmen und es dem Mann geben würden, als wäre es einfach eine Gesprächspause und nicht eine Unterbrechung in einem sehr kritischen Moment. Nein, ich kann mir nicht vorstellen, daß Sie sich so verhalten würden. Niemand von uns würde so reagieren.«
    »Wir wissen nicht, was Ogilvie zu ihm gesagt hat«, wandte Stern ein. »Er hätte ...«
    »Eigentlich macht das doch keinen Unterschied«, unterbrach der Psychiater. »Um sein Verhaltensmuster geht es.« »Und das verrät Ihnen ein Päckchen Streichhölzer?« »Ja weil es symptomatisch ist. Während der ganzen Konfrontation, mit Ausnahme eines einzigen Ausbruchs, fiel an Havelock das Fehlen jeglicher Aggressivität auf. Wenn Brown so genau berichtet, wie Sie das sagen - und ich vermute, daß er das tut, weil er unter den gegebenen Umständen ja eigentlich jede drohende Bewegung oder Geste übertreiben müßte -, hat Havelock außergewöhnliche Selbstkontrolle an den Tag gelegt ...

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