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Das Parsifal-Mosaik

Titel: Das Parsifal-Mosaik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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an, daß der Raum besetzt war. Sie drückte den Knopf der Sprechanlage, »Doktor Miller, entschuldigen Sie die Störung, ich habe einen Mann vom State Department am Telefon. Er sagt, es wäre dringend.«
    Sie bekam keine Antwort. Noch einmal drückte die Schwester den Knopf, diesmal kräftiger, und sprach lauter.
    »Doktor Miller? Es tut mir leid, aber ich habe einen Mann vom Außenministerium am Telefon. Er läßt sich nicht abwimmeln, und die Vermittlung hat bestätigt, daß es sich um einen dienstlichen Anruf von größter Dringlichkeit handelt.«
    Schweigen. Wieder keine Antwort. Offensichtlich konnte Miller sie nicht hören; die Sprechanlage funktionierte nicht. Sie klopfte an die Tür.
    »Doktor Miller? Doktor Miller?«
    Der Mann war doch nicht taub. Was machte er denn nur da drinnen? Sein Patient war ein Marineinfanterist, eine der Geiseln aus Teheran. Nicht gewalttätig. Im Gegenteil: zu passiv. Hatte er einen Rückfall gehabt? Die Schwester drehte den Knopf und öffnete die Tür zum Behandlungsraum.
    Sie konnte nur noch schreien. Und wieder schreien. In der Ecke kauerte zitternd der junge Marinesoldat in seinem Bademantel. Er blickte durch den Lichtkegel der Schreibtischlampe, die Augen starr auf die Gestalt gerichtet, die nach hinten gelehnt im Stuhl saß. Dr. Millers Augen standen offen ... weit, glasig, tot. Mitten auf seiner Stirn klaffe ein Einschußloch, aus dem Blut floß.
    Der Mann in Rom sah auf die Uhr. Es war 4.15 Uhr in der Früh. Inzwischen hatten seine Männer in Col des Moulinets Stellung bezogen. Aus Washington hatte er immer noch nichts gehört. Die einzige andere Person im Codierraum war der Funker. Er langweilte sich und drehte immer wieder geistesabwesend an seinen Knöpfen, oder er blätterte in einem italienischen Magazin und wiederholte murmelnd die Sätze, die er las.
    Das rote Lämpchen am Telefon leuchtete auf, begleitet von einem Summton. Der Mann nahm den Hörer ab. »Rom«, sagte er. »>Ambiguity<, Rom.« Die Stimme klang klar und entschlossen. »Sind Sie auf Zerhacker geschaltet?« »Ja.«
    »Das Gespräch darf weder mitgeschnitten noch protokolliert werden. Ist das klar?« »Verstanden. Wie ist die Lösung?« »Nicht zu retten. Absolut.« »Das war's dann.«
    »Noch nicht ganz. Es hat bislang keinen Kontakt mit dem Frachter gegeben, nicht wahr?« »Natürlich nicht. Luftüberwachung bis zum Einbruch der Dunkelheit; dann weiter Küstenbeobachtung.«
    »Gut. Man wird sie irgendwo bei San Remo an Land bringen, vermute ich.«
    »Wir sind bereit.«
    »Ist der Korse dort oben das Kommando?« fragte die Stimme aus Washington.
    »Der vor drei Tagen an Bord kam?« »Den meine ich.«
    »Ja er hat die Einheit zusammengestellt.«
    »Fein.«
    »Weil wir gerade von Klärung sprechen - ich nehme an, die Anweisung des Colonels gilt noch. Wir bringen die Frau mit.« »Nein, die Anweisung ist ungültig. Wer auch immer die Frau sein mag die Karras ist sie jedenfalls nicht; die ist an der Costa Brava getötet worden, das wissen wir.« »Was tun wir dann?«
    »Moskau kann sie zurückhaben. Sie dient als Köder, um die Zielperson verrückt zu machen. Es hat funktioniert. Er hat ja bereits geredet. Er ist ... «
    »Nicht zu retten«, führte Rom den Satz zu Ende. »Schaffen Sie sie einfach weg. Wir wollen keine Spur hinterlassen, die zu uns führen könnte, keine Spekulation über die Costa Brava. Der Korse wird wissen, was er zu tun hat.« »Ich muß sagen, das verstehe ich nicht ganz.« »Das brauchen Sie auch nicht. Wir wollen nur einen Beweis, daß er beseitigt ist.«
    »Den werden Sie kriegen. Unser Mann mit den Augen ist dort oben.«
    »Ich wünsche einen guten Tag, Rom. Einen Tag ohne Fehler.« »Ich habe verstanden.« »Ende«, sagte die Stimme.
    Der Mann hinter dem Schreibtisch war als Silhouette zu sehen. Er saß vor einem Fenster, von dem er das Gebäude des State Department überblicken konnte. Nur das Licht von den Straßenlaternen drang in das dunkle Zimmer. Der Mann hatte die Sprechmuschel seines Telefons dicht an seine Lippen gehalten. Jetzt drehte er sich im Sessel herum, und seine Gesichtszüge blieben im Schatten, als er dem Hörer auf die Gabel legte und sich vorbeugte, die Stirn auf die ausgestreckten Finger beider Hände stützend. Die weiße Strähne, die sein dunkles Haar durchzog, glänzte selbst in der schwachen Beleuchtung.
    Staatssekretär Arthur Pierce, geboren als Nikolai Petrowitsch Maljekow in der Ortschaft Ramenskoje südöstlich von Moskau und im US-Staat Iowa

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