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Das Parsifal-Mosaik

Titel: Das Parsifal-Mosaik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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erzogen und aufgewachsen, atmete tief und gleichmäßig. Das machte ihn ruhig, er hatte das im Laufe der Jahre gelernt jedesmal, wenn eine Krise schnelle, brisante Entscheidungen von ihm verlangte; er wußte sehr wohl, was für Folgen ein Versagen haben würde. Darin lag natürlich die Stärke von Männern wie ihm: Sie hatten keine Angst davor zu versagen. Sie begriffen, daß die großen Leistungen in der Geschichte unter größten Risiken vollbracht wurden, daß die Geschichte selbst stets durch die Kühnheit einzelner geprägt wurde. Jene, die bei dem Gedanken an ein mögliches Versagen in Panik geraten, die nicht mit Überlegtheit und Entschlossenheit handelten, wenn der Augenblick der Krise gekommen war, verdienten die Grenzen, die ihre Ängste ihnen zogen. Er hatte eine weitere Entscheidung treffen müssen, eine, die genauso gefährlich war wie diejenige, die er nach Rom weitergeleitet hatte; aber es war notwendig gewesen. Die Strategen der Einsatzleitung hatten die Ereignisse jener Nacht an der Costa Brava noch einmal aufgegriffen, hatten den Schleier der Täuschung gelüftet, über die sie nichts wußten. Die Sache mußte ein für allemal begraben werden - um jeden Preis, kein Risiko war dafür zu groß. Was an der Costa Brava geschehen war, mußte erneut vertuscht werden. In wenigen Stunden würde die Nachricht aus Col des Moulinets eingehen: »Die Aktion >Ambiguity< ist ausgeführt worden. Auftraggeber: D. S. Stern.«
    Aber nur die Strategen wußten, wen Stern mit seinem Dilemma aufgesucht hatte. Tatsächlich hatte Stern selbst nicht gewußt, wen er ansprechen sollte, bis er im vierten Stock aus dem Lift gestiegen und die Liste der leitenden Beamten studiert hatte, die gerade anwesend waren; das hatte Stern ihm gegenüber erwähnt. Doch das war belanglos, dachte Arthur Pierce in dem finsteren Büro, während er auf das Foto an der Wand blickte, ein Foto von Anthony Matthias, das sein Chef ihm mit einer Widmung geschenkt hatte. Denn auch wenn er nicht in dem Augenblick dagewesen wäre, hätte man mit ihm Verbindung aufgenommen, seinen Rat gesucht. Das Ergebnis wäre dasselbe gewesen: >Nicht zu retten<. Ein Scheitern kam nicht in Frage. Die Strategen waren tot. Alle Verbindungen zu der Codebezeichnung >Ambiguity< abgeschnitten. Sie mußten den Mann finden, der das Unglaubliche bewirkt hatte - mit ihrer Hilfe. Sie würden ihn finden, denn er hinterließ eine Spur des Schreckens - und Spuren ließen sich immer verfolgen.
    Der Tod der Strategen war von entscheidender Wichtigkeit gewesen. Das daraus resultierende Vakuum würde die ursprünglichen Planer der Operation »Costa Brava« paralysieren, sie so lahmen, daß sie schwiegen. Ihr oberstes Ziel würde es sein, alles zu vertuschen.
    Denn der Mann im Schatten hinter dem Schreibtisch hatte Rom nicht belogen. Es durfte nicht dazu kommen, daß man erneut Spekulationen über die Costa Brava anstellte. Beide Seiten konnten sich das nicht leisten. Arthur Pierce, der mächtigste paminjatschik im State Department, erhob sich hinter seinem Schreibtisch und ging lautlos zu dem Sessel, der an der Wand stand. Er setzte sich und streckte die Beine; er würde bis zum Morgen dort sitzen bleiben, bis die zahlreichen leitenden Beamten und ihre Untergebenen anfingen, den vierten Stock zu füllen. Dann würde er sich unter die anderen mischen, eine vergessene Anwesenheitsliste abzeichnen; er würde am Morgen nur kurze Zeit anwesend sein, man brauchte ihn nämlich in New York bei den Vereinten Nationen. Eigentlich war er die wichtigste Stimme des State Department am East River; bald würde er selbst Botschafter sein. Das war Anthony Matthias' Ziel; jeder wußte das. Das würde ein weiterer bedeutsamer Schritt in seiner außergewöhnlichen Karriere sein.
    Plötzlich sprang Maljekow-Pierce aus seinem Sessel auf. Er mußte noch ein Telefongespräch mit Rom führen, eine letzte Stimme zum Schweigen bringen: einen Mann in einem Funkraum, der ein abhörsicheres Telefon bediente.

11
    »Sie ist nicht an Bord, das schwöre ich!« verteidigte sich der Kapitän des Frachters Santa Teresa, der an seinem Schreibtisch in der kleinen Kabine hinter dem Steuerhäuschen saß. »Sie können ja suchen, wenn Sie wollen, Signore. Niemand wird Sie behindern. Wir haben Sie vor drei ... dreieinhalb Stunden an Land gebracht. Madre di Dio! Was für ein Wahnsinn!«
    »Wie? Wo?« fragte Havelock mit der Stimme eines Mannes, der für dieses Verhör keine Waffe brauchte, sondern allein mit energischem Auftreten

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