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Das Parsifal-Mosaik

Titel: Das Parsifal-Mosaik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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rückte vor und zurück, die Schaufel das Instrument der Zerstörung, wie im Triumph hoch erhoben. Seine mächtigen Räder knirschten, als es langsam, aber ungemein zielstrebig quer über die Straße zu einem Abstellplatz rollte. In der Finsternis der unbeleuchteten Fahrerkabine schaltete der unsichtbare Fahrer die Maschine ab und hielt sich ein Sprechfunk gerät an die Lippen.
    »>Ambiguity< abgeschlossen«, sagte er. »Verschwinden Sie dort«, war die Antwort.
    Die langgestreckte graue Limousine bog mit aufheulendem Motor vom Highway auf die Landstraße. Wie die Zulassungsschilder erkennen ließen, war das Fahrzeug im US-Staat North Carolina angemeldet. Nachforschungen hätten allerdings ergeben, daß der in Raleigh registrierte Besitzer in Wirklichkeit Mitglied einer Einheit von vierundzwanzig Mann war, die in Washington, D. C, stationiert war. Jeder einzelne hatte reichlich Erfahrung im Dienst bei der Militärpolizei und der Spionageabwehr; sie alle waren dem Außenministerium unterstellt. Das Auto selbst, das jetzt über die dunkle Landstraße in Virginia raste, gehörte zu einer Flotte von zwölf Wagen; auch sie waren dem Außenministerium, Abteilung Geheimdienstoperationen, zugewiesen.
    »Bitte Meldung an die Versicherungsgesellschaft in Raleigh«, sprach der Mann neben dem Fahrer in ein Mikrofon, das mit einer großen Radiokonsole unter dem Armaturenbrett verbunden war. »Irgend so ein Idiot hat uns gestreift; dabei sind wir in ein Fahrzeug aus Jersey geschleudert. Wir sind natürlich unbeschädigt, aber bei dem anderen ist nicht mehr viel vom Kofferraum übrig. Wir wollten weiter, also haben wir ihm gesagt ...« »Graham!« »Was?«
    »Dort vorne! Das Feuer!« »Herrgott! Schnell!«
    Die graue Limousine schoß mit einem Ruck nach vorne, und das Dröhnen ihres mächtigen Motors hallte durch die Nacht. Neun Sekunden später erreichten sie die steile Böschung oberhalb des kleinen Grabens und stoppten mit quietschenden Reifen. Die beiden Männer sprangen heraus und rannten an den Rand. Sofort wichen sie vor der Hitze der Flammen zurück und schützten ihre Augen mit den Händen vor dem Feuer. »O mein Gott!« rief der Fahrer. »Das ist Dawsons Wagen! Vielleicht können wir ... «
    »Nein!« schrie der Mann namens Graham und hinderte seinen Kollegen daran, die Böschung hinunterzusteigen. Sah zu dem schwarzgelb lackierten Monstrum hinüber, das reglos in seinem Schlupfwinkel neben der Straße stand. »Miller!« schrie er. »Wo ist Miller?« »Auf dem Terminplan stand, glaube ich, Bethesda.« »Sieh zu, daß du ihn findest!« befahl Graham und rannte quer über die Straße. »Ruf Bethesda an! Du mußt ihn erreichen!« Die Schwester am Empfang im fünften Stock des Marinekrankenhauses Bethesda blieb hartnäckig. Sie ließ sich auch nicht von der aggressiven Stimme am Telefon aus dem Konzept bringen; die Verbindung war schlecht, und sein Schreien machte es noch schlimmer. »Ich wiederhole, Doktor Miller befindet sich in einer psychiatrischen Sitzung und darf nicht gestört werden.« »Sie holen ihn jetzt an den Apparat, und zwar sofort! Es handelt sich um einen dringenden Vier-Null- Fall. Hier ist das State Department, Abteilung Spionageabwehr. Das ist ein direkter Befehl! Bitte bestätigen.«
    »Bestätigt«, sagte eine dritte Stimme ausdruckslos. »Hier spricht der Operator Eins-Sieben, damit Sie rückfragen können, Schwester.« »Verstanden, Operator Eins-Sieben. Sie können sich darauf verlassen, daß wir das prüfen.« Die Schwester drückte den Knopf an ihrem Telefon und unterbrach damit das Gespräch. Dann erhob sie sich aus ihrem Stuhl und ging um die Theke herum. Hysterische Männer wie dieser aufgeblasene Spezialagent waren es, die die Psychiatriestation füllten, dachte sie, als sie den weißgetünchten Korridor hinunter zu den Behandlungsräumen ging. Die ganze Zeit schrien die bloß von Katastrophenfällen herum, wobei sie in der Regel nichts anderes im Sinne hatten, als ihre eigene Wichtigkeit unter Beweis zu stellen. Es würde diesem Spezialagenten recht geschehen, wenn Dr. Miller sich weigerte, ans Telefon zu kommen; aber er würde es nicht ablehnen, das wußte die Schwester. Seine brillanten Fähigkeiten hatten seiner angeborenen Freundlichkeit keinen Abbruch getan, wie es häufig bei so vielen anderen Männern der Fall war. Wenn er einen Fehler hatte, dann war das seine grenzenlose Großzügigkeit. Er hielt sich in Zimmer zwanzig auf; dort brannte die rote Lampe neben der Tür und zeigte damit

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