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Das Parsifal-Mosaik

Titel: Das Parsifal-Mosaik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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den Kapitän der Santa Teresa nicht angelogen. Es gab beliebig viele Gründe, weshalb für die Botschaft tätige Leute sich einem Schiff in internationalen Gewässern fernhielten. Man konnte den langsamen Frachter überwachen und verfolgen - das war höchstwahrscheinlich auch geschehen -, aber es war eine ganz andere Sache, ihn aufzuhalten und in offiziellem Auftrag an Bord zu gehen ... Das würde nur zu leicht zu peinlichen Untersuchungen des Vorfalls führen. Hatte Rom den Mann in Civitavecchia gefunden? Durchaus möglich. In seiner Wut - nein, seiner Empörung -hatte er den Namen der Hafenstadt ins Telefon geschrien, und Baylor-Brown hatte ihn wiederholt. Wenn der verwundete Abwehrbeamte nach dem, was auf dem Palatin geschehen war, bei klarem Verstand war, würde er seine Leute anweisen, das Hafengebiet von Civitavecchia abzusuchen, und dort den Mann im Mantel finden. Aber würde er das richtige Schiff benennen, wohl wissend, daß man ihm künftig nie mehr vertrauen würde? Sein Verrat konnte ihm in der nächsten Seitengasse das Leben kosten. Vielleicht würde er in bezug auf jene Phase der Flucht Unwissenheit vorschützen und behaupten, dieser Teil sei von anderen arrangiert worden, und würde nur den Col des Moulinets preisgeben, um sich bei mächtigen Amerikanern in Rom einzuschmeicheln, zumal doch jeder wußte, daß die Amerikaner zu Leuten, die in ihrer Gunst standen, sehr generös sein konnten ... Ein Flüchtling mehr aus dem Balkan, worin besteht da schon die Sünde, Signore? Er hatte wenig Konkretes in der Hand, vieles paßte nicht zueinander. Wer hätte sich schon eine n müden, alternden Kapitän vorstellen können, der nicht bereit war, im profitablen Rauschgifthandel mitzumachen, sich aber durchaus einließ, Flüchtlinge aus Italien herauszuschmuggeln, was kein geringeres Risiko bedeutete und mit hohen Gefängnisstrafen geahndet wurde.
    Oder der abgestumpfte Red Ogilvie, ein brutaler Mann, der nimmermüde die Anwendung von Gewalt zu rechtfertigen versucht hatte. Was hatte John Philip Ogilvie zu solch einem Vergleich getrieben? Weshalb mühte ein Mann sich sein ganzes Leben lang ab, sich von Ketten zu befreien, die er sich selbst angelegt hatte? Was für ein Mensch war der Apatsche wirklich gewesen? Wie auch immer die Antwort darauf lauten mag: Ogilvie war genau in dem Augenblick erschossen worden, als er eine Wahrheit erkannt hatte, eine Wahrheit voller Gewalt. Die Lügner saßen in Washington an den Schalthebeln der Macht.
    Aber wichtiger als alles andere war, daß Jenna, seine Geliebte, ihre Liebe nicht verraten hatte, sondern selbst verraten worden war. Wie konnte sie den Lügnern geglaubt haben? Was konnten sie ihr gesagt haben, welchen unwiderlegbaren Beweis mochten sie ihr vorgelegt haben, den sie akzeptieren konnte? Wer waren die Lügner? Er war jetzt ganz nahe, konnte es spüren, bei jedem Schritt, den er auf der immer dunkler werdenden Bergstraße machte, während im Hintergrund die Berge im letzten Licht des Tages strahlten. Ehe die untertauchende Sonne auf der anderen Seite der Erdkugel wieder aufging, würde er die Antwort kennen, seine Liebe zurück haben. Sollten tatsächlich Leute aus Rom gekommen sein, dann würde keiner davon ihm gewachsen sein, davon war er überzeugt. Ohne die Fähigkeit, sich immer wieder Mut zu machen und sich auf die eigene Stärke zu besinnen, hätte er jene schrecklichen Tage in seiner Kindheit nicht überlebt.
    Und wenn er endlich die Antworten hätte und seine Geliebte wieder bei ihm war, dann würde er eine Berghütte anrufen, Tausende von Meilen entfernt, in den Blue Ridges am Shenandoah. Er würde seinem Lehrer und Mentor Anton Matthias von einer Verschwörung berichten, die in die höchste Spitze des CIA reichte, deren Existenz nicht zu leugnen und deren Ziel unbekannt war.
    Plötzlich sah er einen kleinen Lichtkegel vor sich, er schien durch das Blattwerk zu seiner Linken. Er duckte sich und versuchte zu ergründen, woher der Lichtstrahl kam, der sich nicht bewegte. Er schlich weiter, gebannt, besorgt.
    Als er sich vor einer Kurve zum Straßenrand vorwagte, erblickte er die Silhouette eines Gebäudes; das war der Berggasthof. Jemand hatte gerade die Außenlaterne eingeschaltet; bald würden andere Lichter folgen. Erleichtert richtete er sich auf und wagte wieder zu atmen. Die Dunkelheit war schnell gekommen. Die hohen Fichten und die mächtigen Felsbrocken versperrten den orangefarbenen Lichtpfeilen am Himmel noch den Weg zur Erde. Jetzt folgten andere

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