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Das Parsifal-Mosaik

Titel: Das Parsifal-Mosaik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Lichter; Fenster wurden sichtbar, drei an der ihm zugewandten Seite. Weit mehr waren es an der Frontseite, wie er an dem hellerleuchteten Kiesweg vor dem Eingang erkennen konnte. Michael bewegte sich vorsichtig zwischen Bäumen hindurch auf die drei beleuchteten Fenster zu. Schließlich hatte er den Waldrand erreicht. Zwischen ihm und der tief zerfurchten Zufahrtsstraße stand nur noch der dicke Stamm einer Fichte. Der Weg führte an dem Gasthof vorbei zu einem Parkplatz neben dem Lieferanteneingang. Die Distanz zum nächstliegenden Fenster betrug acht Meter; er trat hinter dem Baum hervor und zuckte zusammen ...
    Scheinwerfer blendeten ihn! Ein Lastwagen donnerte aus dem Sandweg dreißig Meter zu seiner Rechten und brauste in die schmale Zufahrt. Havelock sprang zurück und suchte hinter dem Fichtenstamm Schutz. Seine Hand griff unter das Jackett nach der spanischen Automatic, die er sich um die Hüfte geschnallt hatte. Der Lastwagen mit seinen schweren Rädern donnerte an ihm vorbei über die tiefen Rinnen im Boden. Aus seinem Innern drangen laute Flüche von Männern, die sich über die unsanfte Reise beklagten.
    Havelock war unsicher, ob man ihn gesehen hatte oder nicht; er kauerte sich nieder und wartete. An der Einfahrt zum Parkplatz kam der Lkw ruckartig zum Stillstand; der Fahrer öffnete seine Tür und sprang herunter. Michael kroch einen Meter zurück und bereitete sich darauf vor, ins Waldesinnere zu fliehen. Aber es war nicht nötig; der Fahrer streckte sich und fluchte auf italienisch, während ein Scheinwerfer, den jemand drinnen im Gasthof eingeschaltet hatte, ihn erfaßte. Der Fahrer trug die Uniform der italienischen Armee und die Rangabzeichen der Grenzpatrouille. Er ging zum hinteren Ende des Wagens und öffnete die große Klappe. »Raus mit euch!« schrie er. »Jetzt habt ihr eine Stunde Zeit, was in den Magen zu kriegen, bevor der Dienst beginnt. Ich gehe inzwischen zur Brücke und sag den anderen, daß wir hier sind.«
    »So wie Sie fahren, Sergeant«, meinte ein Soldat mit einer Grimasse, »haben die Sie bis hinunter nach Monesi gehört.«
    »Schnauze!«
    Drei weitere Männer stiegen aus, stampften mit den Füßen auf und reckten sich; alles Grenzpolizisten.
    »Paulo«, fuhr der Sergeant fort, »nimm du den Neuen. Mach ihm klar, wie das hier läuft.« Der Unt eroffizier torkelte auf dem Einfahrtsweg an Havelock vorbei, kratzte sich zwischen den Beinen und zog sich die Wäsche unter der Hose zurecht. »Sie da, Ricci!« schrie ein Soldat am hinteren Ende des Wagens und sah hinein. »Sie heißen doch Ricci, stimmt's?« »Ja«, sagte eine männliche Stimme, und eine fünfte Gestalt kam zum Vorschein.
    »Sie haben den besten Job, den's in der ganzen Armee gibt, peasano! Die Unterkunft ist oben an der Brücke, aber wir haben ein Arrangement. Wir leben praktisch hier im Gasthof und gehen erst hinauf, wenn wir Dienst haben. Sobald Sie hineingehen, müssen Sie sich eintragen, kapiert?«
    »Ich habe verstanden«, sagte der Soldat namens Ricci. Aber sein Name war nicht Ricci, dachte Michael und starrte den blonden Mann an, der mit seiner Mütze spielte. Havelocks geistiges Auge musterte ein halbes Dutzend Fotografien und suchte schließlich eine davon aus. Der Mann war kein Soldat in der italienischen Armee und ganz bestimmt kein Grenzpolizist. Er war Korse, ein Meister im Umgang mit Karabiner und Pistole, ebenso mit Messer und Drahtschlinge. Sein wirklicher Name tat nichts zur Sache; er gebrauchte zu viele, als daß man sie noch hätte zählen können. Einen solchen Spezialisten setzte man nur in extremen Situationen ein, als verläßlichen »Scharfrichter«. Im westlichen Mittelmeerraum kannte er sich bestens aus, und auf den Balearen war er ebenso zu Hause wie in den Wäldern Siziliens. Seine Fotografie und jene Akte waren Michael vor mehreren Jahren von einem CIA-Agenten in einem verschlossenen Raum in Palombra vorgelegt worden. Havelock hatte damals eine Einheit der Brigate Rosse verfolgt; den blonden Killer, der jetzt zehn Meter von ihm entfernt in der von Scheinwerferlicht erhellten Einfahrt stand, hatte er für die geplante Tötung eines Terroristen abgelehnt, weil er ihm einfach nicht vertrauen konnte; aber Rom vertraute ihm jetzt.
    In Rom wußte man also Bescheid. Die Botschaft hatte einen Mann in Civitavecchia gefunden und nun einen Henker geschickt, der keine Spuren hinterließ. Etwas oder jemand hatte die Lügner in Washington überzeugt, daß Michael Havelock eine Bedrohung darstellte; also

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