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Das Parsifal-Mosaik

Titel: Das Parsifal-Mosaik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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würde. Minuten später würde sie tot sein. Eine erfolgreiche, nicht nachweisbare Tötungsmethode.
    Und der Flugplatz. Rom hatte von dem Mann in Civitavecchia von dem Flugplatz erfahren. Irgendwo auf der Straße hinter Col des Moulinets würde eine Explosion ihr Auto in Stücke reißen. Michael kauerte sich hinter der Fichte auf den Boden. Durch das Fenster konnte er den Sprengstoffexperten auf die Eingangstür des Gasthofs zugehen sehen; der Mann blickte auf die Uhr, so wie es der blonde Killer vor wenigen Minuten getan hatte. Ein Plan lief hier an, aber welcher?
    Jetzt trat der Mann ins Freie. Sein finsteres Gesicht wirkte im schwachen Lichtschein der Lampe am Ende des Weges noch dunkler. Havelock erhob sich vorsichtig, bereit, dem Mann zu folgen; er blickte zum Fenster hinüber, dann noch einmal, jetzt gespannt und beruhigt.
    Drinnen sprach der Sergeant an der Bar mit dem blonden Rekruten, den er Ricci nannte; offenbar erteilte er ihm einen Befehl, der dem anderen nicht gefiel. Der Killer schien zu protestieren, hob sein Bier, als wäre es dringend nötige Medizin. Dann schnitt er eine Grimasse, leerte das Glas mit wenigen Schlucken und ging zum Ausgang. Der Plan wurde eingehalten, jede Möglichkeit eines Irrtums war ausgeschlossen. Gemäß einer vorher getroffenen Absprache hatte jemand an der Brücke Anweisung gehabt, den neuen Rekruten vor seiner offiziellen Dienstzeit zu sich zu bestellen; er sollte eingesetzt werden, ehe die Schicht um war. Man würde irgendwelche Verwaltungsgründe vorschieben, niemand würde Einwände erheben. In Wirklichkeit aber war das Teil des Plans.
    Die Einheit aus Rom wußte, daß Jenna Karras zu der Brücke unterwegs war. Man hatte in Arma di Taggia ein Motorboot entdeckt und war dem weiblichen Passagier gefolgt; das Fahrzeug, in dem sie in die Ligurischen Berge fuhr, war jetzt wenige Minuten vor seiner Ankunft an der Grenzstation Col des Moulinets gesichtet worden. Gab es einen günstigeren Zeitpunkt, eine Grenze zu überqueren, als am Ende einer Schicht, wenn die Zöllner müde waren und auf Ablösung warteten ... noch nachlässiger als gewöhnlich waren? Die Tür öffnete sich, Michael duckte sich erneut, spähte durch die Zweige der Fichte nach rechts zur Straße hinüber. Der Söldner hatte sie überquert und wandte sich nach links in Richtung Brücke. Er hätte ein ganz gewöhnlicher Spaziergänger sein können, ein Franzose vielleicht, der nach Col des Moulinets zurückkehrte. Doch gleich würde er eine vorher festgelegte Position einnehmen, von der aus er an einen Wagen heranschleichen konnte, den die Grenzposten anhielten. Der blonde Killer hatte jetzt die Hälfte des Wegs zurückgelegt; er blieb stehen und zündete sich eine Zigarette an. Als er hörte, wie die Eingangstür zum Gasthof geöffnet wurde und Gelächter ertönte, lief der >Soldat< weiter. Er wußte Bescheid: Die zwei Männer vom Tisch in der Mitte des Gastraums, der amerikanische Agent und sein Begleiter, der zweite Scharfschütze in der Einheit aus Rom, hatten das Lokal verlassen.
    Jetzt erkannte Havelock, mit welcher Präzision die Falle vorbereitet worden war. Die zwei Scharfschützen hatten den Auftrag, denjenigen unschädlich zu machen, der versuchen sollte, den Wagen mit Jenna Karras aufzuhalten. Und die beiden Sprengstoffspezialisten garantierten, daß der durchgewinkte Wagen irgendwo auf der Paßstraße oder auf der Strecke zu einem kleinen Flugplatz explodierte. Noch einen weiteren Schluß konnte man aus den Vorbereitungen ziehen: Der Einheit aus Rom war bekannt, daß Michael Havelock hier war, daß er nahe genug an die Grenzposten herankommen würde, um alle Fahrzeuginsassen zu beobachten, die den Grenzposten ihre Pässe zeigten. Man würde sie sorgfältig überprüfen und dabei die Waffen schußbereit halten. Ihr Vorteil lag in ihrer Überzahl, aber auch er verfügte über einen nicht unerheblichen Vorteil: Er wußte, wer sie waren.
    Der auffällig gekleidete Amerikaner und sein »Kollege« trennten sich an der Straße, wobei der Agent nach rechts bog, um sich von der Hinrichtungsstelle zu entfernen, während der Killer nach links zur Brücke ging. Zwei kleinere Lieferwagen rumpelten die Straße von Monesi hinauf. Weder der Amerikaner noch der Killer achteten auf die beiden Lkw; sie kannten das Fahrzeug, das sie erwarteten, und es war keines von den beiden.
    Wenn man eine Strategie kennt, kann man sie auch durchkreuzen. Das waren die Worte seines Vaters, Worte, die viele Jahre zurücklagen. Er

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