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Das Parsifal-Mosaik

Titel: Das Parsifal-Mosaik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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bewegt hatte, war der Berichterstatter, der die Erledigung des Auftrags bestätigen, aber sonst in keiner Weise an ihm teilhaben würde. Er war Amerikaner; das war an seinen Fehlern zu erkennen. Er trug eine teure Schweizer Windjacke, die weder in die Umgebung noch in die Jahreszeit paßte. Seine Schuhe waren aus weichem schwarzem Leder, und er trug eine auffällige Digitaluhr ... alles so eindrucksvoll, so unwiderstehlich angesichts der hohen Auslandsspesen. Was für ein Kontrast zu der einfachen Bergsteigerkluft seines Begleiters.
    Und noch etwas stimmte nicht: Eine Einsatzgruppe aus drei Personen, davon nur zwei bewaffnet, war angesichts der hohen Priorität des Auftrags und der Erfahrung des Mannes, der ihr Hauptziel war, unterbesetzt. Michael begann jedes Gesicht im Raum zu studieren, versuchte wahrzunehmen, ob irgendein Blick zu dem seltsamen Paar an dem Tisch in der Mitte hinüberschweifte. Nach den Gesichtern kam die Bekleidung, insbesondere bei jenen, die mit dem Rücken zu ihm saßen. Aber er konnte nichts Auffälliges entdecken. Mit Ausnahme der beiden Männer an dem Tisch in der Mitte waren die Gäste der Bar Einheimische: Bauern, Bergführer, Ladenbesitzer -offensichtlich Franzosen von der anderen Seite der Brücke - und natürlich die Grenzpolizisten.
    »Ehi! Che avete?« rief plötzlich jemand hinter ihm. Der Sergeant, der den Lkw gesteuert hatte, stand im Halbdunkel des Weges, der zum Eingang des Gasthofs führte, die Beine gespreizt, die Hand auf der Pistolentasche.
    »Mia sposa«, sagte Havelock schnell mit leiser, eindringlicher Stimme und angemessen respektvoll. »Noi siamo molto distrubati, Signore Maggiore. lo vado ad aiutare una ragazza francese. Mia sposa seguira!«
    Der Soldat grinste, nahm die Hand von der Tasche und ermahnte den sichtlich verstörten Lauscher in italienischer Sprache. »Die Männer von Monesi gehen also immer noch über die Grenze, um sich Franzosenweiber zu schnappen, was? Wenn Ihre Frau nicht dort drinnen ist, ist sie wahrscheinlich zu Hause im Schlafzimmer und läßt sich's von einem Franzosen besorgen! Haben Sie daran schon mal gedacht?«
    »Der Lauf der Welt, Major«, erwiderte Michael beflissen und zuckte die Achseln, während er sich wünschte, der großmäulige Tölpel würde endlich hineingehen und ihn allein lassen. Er mußte zurück ans Fenster!
    »Sie sind nicht aus Monesi«, sagte der Sergeant, als hätte ihn das plötzlich beunruhigt. »Sie sprechen nicht wie jemand aus Monesi.« »Bin aus der Schweiz, Major, aus Lugano. Vor zwei Jahren bin ich hierhergezogen.«
    Der Soldat schwieg einen Augenblick und kniff die Augen zusammen. Havelock schob die Hand im Schatten langsam auf seine Hüfte zu, wo die schwere Magnum mit dem Schalldämpfer unter seinem Gürtel steckte. Doch dann machte der Sergeant eine wegwerfende Handbewegung und schüttelte angewidert den Kopf. »Schweizer! Italienisch-Schweizer, aber mehr Schweizer als Italiener! Alles das gleiche Pack. Ich würde nie in einem Bataillon nördlich von Mailand dienen, das schwöre ich. Lieber quittiere ich den Dienst. Schnüffeln Sie weiter, Schweizer!« Der Soldat schüttelte noch einmal den Kopf, ging auf die schwere Holztür zu, öffnete sie ruckartig und stampfte hinein.
    Drinnen wurde gerade eine andere Tür geöffnet, die schmale Tür zur Herrentoilette. Ein Mann kam heraus, und Michael wußte, daß er nicht nur eine dritte Waffe in der Einheit aus Rom gefunden hatte, sondern erkannte jetzt, daß es noch einen vierten geben mußte. Der Mann war einer von zwei Sprengstoffexperten, die ständig zusammenarbeiteten. Beide hatten als Söldner einige Jahre in Afrika verbracht und dort alles mögliche in die Luft gesprengt, angefangen bei Dämmen und Flughäfen bis zu grandiosen Villen, die von Despoten in Operettenuniformen bewohnt wurden. Der CIA hatte sie in Angola gefunden, auf der falschen Seite, aber der amerikanische Dollar hatte schon immer eine besondere Überzeugungskraft.
    Ihre Anwesenheit zu dieser Zeit und an diesem Ort verriet Havelock etwas sehr Wichtiges: Man erwartete ein Fahrzeug -oder mehrere Fahrzeuge, und mit welcher Methode man die Zielperson beseitigen wollte, war nun offenkundig: Einer der Sprengstoffexperten würde zehn Sekunden lang neben einem Wagen stehen, und zehn Minuten später würde er explodieren -keine Überlebenschance für die Insassen, ebenso für den, der unmittelbar daneben stand. Man rechnete offensichtlich damit, daß Jenna Karras die Grenze in einem Wagen überqueren

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