Das Parsifal-Mosaik
seiner neuerworbenen Schweizer Uhr. Havelock griff in die Tasche und holte einen der Gegenstände heraus, die er in Monesi gekauft hatte: ein zehn Zentimeter langes Fischmesser in einer ledernen Scheide. Er zog es heraus, schob die Zweige vor sich auseinander, duckte sich und sprang.
»Sie! Herrgott! ... Nicht! Was machen Sie? O mein Gott!« »Ein lautes Wort, und Sie haben kein Gesicht mehr!« Michael hatte dem Agenten sein Knie gegen den Hals gerammt und ihm die rasiermesserscharfe, gezackte Klinge unter dem linken Auge gegen die Wange gedrückt. »Das ist ein Messer, mit dem man Fische saubermacht, Sie Schweinehund. Ich schäle Ihnen die Haut herunter, wenn Sie mir nicht sagen, was ich wissen will. Jetzt gleich!« »Sie sind wahnsinnig ...!«
»Und Sie erledigt, wenn Sie das glauben. Wie lange sind Sie schon hier?«
»Sechsundzwanzig Stunden.« »Wer hat den Befehl gegeben?« »Woher soll ich das wissen?«
»Weil sogar ein Arschloch wie Sie sich Rückendeckung verschafft! Das ist das erste, was wir lernen, wenn einer erledigt werden soll, stimmt's? Der Befehl! Wer hat ihn erteilt?«
»>AmbiguityAmbiguity<«, schrie der Mann mit unterdrückter Stimme, als sich das Messer in sein Gesicht bohrte. »Ich schwöre bei Gott, mehr weiß ich nicht! Der Code aus Washington hieß >Ambiguity<.«
»Ich will es mal glauben. Und jetzt den Stufenplan. Vollständig! Sie haben ihre Spur in Arma di Taggia aufgenommen, und seitdem hat man sie verfolgt. Wie?«
»Mit wechselnden Fahrzeugen.«
»Wo ist sie jetzt? Was für ein Auto benutzt sie? Wann erwartet man sie hier?«
»Einen Lancia. Ankunft sieben Uhr vierzig. Man hat in ihrem Wagen einen Peilsender versteckt; sie werden um zwanzig vor acht hier sein.«
»Ich weiß, daß Sie keinen Sender bei sich haben, weil ein solches Gerät in Ihrem Fall ein Beweismittel wäre. Wie hat man Kontakt mit Ihnen gehalten?«
»Über das Telefon im Gasthof. Jesus! Nehmen Sie das Ding weg!« »Jetzt noch nicht, Sie vernünftiger Mann. Erst den Stufenplan. Wer verfolgt den Wagen jetzt?«
»Zwei Männer in einem verbeulten Lkw, vierhundert Meter dahinter. Falls Sie den Wagen anhalten, hören die das und greifen ein.« »Wenn ich es nicht tue, was dann?«
»Wir haben Vorkehrungen getroffen. Ab halb acht wird jeder, der die Grenze überqueren will, zum Aussteigen aufgefordert. Alle Fahrzeuge werden durchsucht - also muß sie sich so oder so zeigen.«
»Und in dem Moment, haben Sie sich gedacht, würde ich auftauchen.«
»Falls wir ... falls sie ... Sie nicht bereits vorher finden. Die glauben, sie würden Sie schon entdecken, ehe sie hier erscheint.« »Und wenn nicht?«
»Ich weiß nicht! Die anderen haben den Plan gemacht.« »Sie haben ihn gemacht!« entgegnete Havelock wütend und ritzte die Gesichtshaut des Agenten auf; Blut floß über seine Wange. »Herrgott! Nicht! Bitte!« »Reden Sie!«
»Es soll so aussehen, als hätten Sie angegriffen. Die wissen, daß Sie eine Waffe haben, ob Sie sie nun zeigen oder nicht. Die knallen Sie ab und ziehen anschließend Ihre Pistole heraus, falls Sie die Waffe noch nicht gezückt haben. Das dient nur der Verwirrung. Dann verschwinden sie; der Lkw hat einen guten Motor.« »Und der Wagen? Was ist mit dem Wagen?« »Der wird durchgeschoben. Wir wollen ihn hier nicht haben. Sie ist nicht die Karras; sie ist ein sowjetischer Köder. Moskau soll sie zurückhaben. Die Franzosen werden den Mund halten, wir haben einen Grenzposten geschmiert.« »Lügner! Sie gottverdammter Lügner!«
Michael zog das Fischmesser quer über das Gesicht des Agenten. »Sie werden gezeichnet sein, Lügner! Diese zwei Nitro-Clowns, die schon in Tansania, Mozambique und Angola mitgemischt haben - die sind nicht wegen der gesunden Bergluft hier, Lügner!« »O Gott! Sie bringen mich um!«
»Jetzt noch nicht, aber möglich ist das durchaus. Was sollen die beiden machen?«
»Die sind bloß für alle Fälle hier. Ricci hat sie mitgebracht.« »Der Korse?«
»Ich weiß nicht ... Korse?« »Der Blonde.«
»Ja! Nicht schneiden! Bitte! Nicht schneiden!« »Für alle Fälle? Wie Ihr Freund am Tisch im Gasthof?« »Der Tisch? Herrgott, wer sind Sie?«
»Jemand, der die Augen offenhält. Und Sie sind dumm. Für Sie sind die wohl bloß Kanonen.« »Herrgott, ja! Genau das sind sie.«
Die Lügner in Washington belogen sogar ihre eigenen Leute in Rom, schoß es Michael durch den Kopf. Jenna Karras existiert nicht. Die Frau in dem Wagen sollte
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