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Das Parsifal-Mosaik

Titel: Das Parsifal-Mosaik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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-Unterstützung für den Mann aus Rom. Falls man die Zielperson sah, würde sie sterben.
    Und wenn man sie nicht zu fassen kriegte? Würde dann der zweite Befehl ausgeführt werden, nämlich den Köder in Col des Moulinets zu eliminieren, weil er nutzlos geworden war? Es war für Michael gleichermaßen schmerzhaft, sich die Antwort einzugestehen, wie es offenkundig war. Es mußte so sein. Die Existenz dieser Frau war für die Lügner zu gefährlich, für jene Leute, die den Strategen ebenso wie den Botschaften Befehle erteilten. Die Einheit würde unverrichteterdinge nach Rom zurückkehren, und nur ein Agent, den man über die zweite Zielperson nicht informiert hatte, würde der Verlierer sein.
    Die hochgewachsene, schlanke Gestalt in Schwarz stieg aus dem Wagen, eine Frau in Trauerkleidung; ein kaum durchsichtiger schwarzer Spitzenschleier fiel von ihrem breitkrempigen Hut und bedeckte ihr Gesicht. Havelock blickte aus brennenden Augen hinüber, und der Schmerz in seiner Brust war fast unerträglich; sie war höchstens sechs Meter von ihm entfernt.
    »Ich bedaure wirklich, Signora«, sagte der Killer in Uniform, »ich muß Sie bitten, den Hut abzunehmen.«
    »Du lieber Gott, warum?« fragte Jenna Karras mit leiser, kontrollierter Stimme, doch stockend.
    »Nur um Ihr Gesicht mit dem Foto in Ihrem Paß zu vergleichen, Signora. Sie wissen doch sicher, daß das üblich ist.«
    Langsam hob Jenna den Schleier vom Gesicht und dann den Hut vom Kopf. Die Haut, die so oft von der Sonne gebräunt worden war, wirkte bleich in dem schwachen, gespenstischen Licht der Brücke. Ihr langes blondes Haar war nach hinten gekämmt und in einem strengen Knoten zusammengefaßt.
    Michael atmete langsam, lautlos; etwas in ihm wollte losschreien; während ein anderer Teil sich verzweifelt an die Vergangenheit erinnerte ... wie sie beide nebeneinander im Gras über der Moldau liegen, die Ringstraße hinuntergehen, händchenhaltend wie Kinder - zwei Geheimagenten, die sich wie normale Menschen benahmen. Zusammen im Bett, eng umschlungen, das Versprechen auf den Lippen, daß sie eines Tages irgendwie aus ihrem Gefängnis ausbrechen würden. Überall, nur hier nicht, vom Tode bedroht.
    »Signora haben herrliches Haar«, sagte der blonde Killer und lächelte. »Das würde meiner Mutter gefallen. Wir sind auch aus dem Norden.«
    »Danke. Darf ich den Schleier wieder aufsetzen, Caporale?. Ich habe Trauer.«
    »Einen Augenblick, bitte«, erwiderte Ricci und hob den Paß, ohne ihn anzusehen. Sein Blick schweifte überallhin, wobei er kaum den Kopf bewegte, aber es war zu spüren, daß sein Zorn wuchs. Jennas Begleiter standen reglos neben dem Wagen, wichen dem Blick des Soldaten aus.
    Hinter dem Lancia, zu beiden Seiten des zerbeulten Lastwagens, spähten die Killer in die Dunkelheit, wobei ihr Blick immer wieder in die Umgebung des Gasthofs zurückkehrte. Ihre Gesichter wirkten erwartungsvoll, als rechneten sie alle damit, daß er plötzlich aus der Finsternis auftauchte. Das war es, was sie nun erwarteten. Jetzt mußte es geschehen.
    Inzwischen versuchten die beiden Soldaten im Wachhäuschen, die Tür zu öffnen, und schrien durchs Fenster, aber das dicke Glas dämpfte ihre Stimmen. Jenna Karras und ihren bezahlten Begleitern entging nichts davon; der Fahrer hatte sich auf die Tür zubewegt, sein Begleiter ein paar Schritte zum Waldrand gemacht. Hier war eine Falle im Begriff zuzuklappen, aber aus Gründen, die sie nicht verstehen, nicht einmal vage ahnen konnten. Ihnen galt der Hinterhalt nicht, denn sonst wären sie jetzt bereits tot. »Finisce in niente«, sagte der uniformierte Killer, gerade laut genug, um gehört zu werden, und nahm seine Hand an die Hüfte, schüttelte das Handgelenk dabei zweimal, wie er es vorher schon einmal getan hatte. Michael griff in die Tasche und holte ein Päckchen Plastiksprengstoff und einen Zeitzünder heraus. Vorsichtig drückte er den Knopf des Zeitgebers, bis die gewünschten Ziffern aufleuchteten, und schob die flache Scheibe in den Schlitz. Er hatte seinen Standort in der Finsternis immer wieder überprüft. Wie eine Schlange arbeitete er sich zwei Meter in den Wald hinein, musterte die Silhouetten der Zweige vor dem Nachthimmel und warf das Päckchen in die Luft. Sofort hastete er wieder zur Straße zurück, bis er die Höhe des zerbeulten Lastwagens erreicht hatte, drei Meter von dem Ersatzmann in Gebirgskleidung entfernt.
    »Ich bedaure die Verzögerung wirklich, Signora et Signori«, sagte der Killer,

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