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Das Patent

Titel: Das Patent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Child
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Illusion nachdachte: Es sah wirklich so aus, als schwebten die Tische um sie herum in einem endlosen Weltraum. Es war ein entnervendes Gefühl.
    Terri hängte den Laptop an die Lehne ihres Stuhls. »Es ist gegen die Vorschriften. Utopia-Mitarbeiter dürfen sich während der Arbeitszeit nicht in den Kasinos aufhalten.« Es sollte ein Scherz sein, aber ihre Stimme klang angespannt.
    »Wer ist denn im Kasino?«, fragte Poole. »Das ist doch nebenan. Und außerdem - wer arbeitet denn?«
    »Wir müssten aber arbeiten«, erwiderte Warne. »Da liegt das Problem.«
    »Ach, ja?«, fragte Poole. »Und woran müssten wir arbeiten?«
    »An dem Trojaner. Wir müssen ihn finden und herauskriegen, welche Roboter er modifiziert hat.«
    Poole schüttelte den Kopf. »Sie wollen doch wohl nicht wirklich ins Büro zurück, oder? Hier ist es sicherer - ein öffentlicher Ort, matt beleuchtet. Außerdem.«
    Er beendete den Satz mit einer kaum wahrnehmbaren Geste, aber sie reichte aus. Diese Typen sind hinter Ihnen her, sagte seine Hand. Mehr Rechenleistung bringt Sie da auch nicht weiter.
    Warne hatte sich bisher noch nicht getraut, sich dies einzugestehen. Doch nun kehrten seine Gedanken zu dem Hacker zurück, der in der Zelle der Sicherheitsabteilung saß. Ihm fiel ein, wie er aufgesprungen war und ihn verhöhnt hatte.
    Seine abfälligen Worte erzeugten in seinem Geist Echos. Ich weiß alles über Sie und Ihr beschissenes Programm ... jämmerlich.
    Sie haben doch überhaupt keine Ahnung, was hier abläuft. Der Code des Typen war weitaus listiger gewesen, als Warne zugeben wollte. Reiner Zufall, dass sie ihm auf die Schliche gekommen waren.
    Sie haben doch überhaupt keine Ahnung, was hier abgeht! Warne rutschte ´nervös auf seinem Stuhl herum.
    Die Kellnerin kam mit den Getränken und stellte sie mit silbernen Handschuhen vor ihnen auf dem Tisch ab. Obwohl das bandagierte und verschrammte Trio einen bizarren Anblick bot, lächelte sie durch das Visier und ließ sie allein.
    Neben ihnen brachen einige Leute in lautes Gelächter aus. Warne schaute hinüber. Zwei Jugendliche, dem Aussehen nach unter zwanzig, machten sich am Nebentisch über große, grellbunte Eisgetränke her. Der eine trug den offenbar in Camelot erworbenen Umhang eines Zauberers über dem T-Shirt. Ansonsten war er mit ausgefransten Shorts und Halbschuhen bekleidet. Außerhalb von Utopia hätte die Kostümierung ausgesprochen deplatziert gewirkt.
    Warne sah aus den Augenwinkeln, dass Poole sein Glas aus der Flasche füllte, es an die Lippen hob und einen großen Schluck trank. Ein rotfleckiger Gazeverband flatterte lose an seinem Handgelenk.
    Plötzlich durchbrach Terri das an ihrem Tisch herrschende Schweigen. »Sie haben noch immer nicht erzählt, warum Sie das alles tun.«
    Poole stellte das Glas ab und wischte sich mit einer eigenartig gezierten Bewegung über die Lippen.
    »Stimmt«, sagte Warne. »Sie könnten es sich hier doch gut gehen lassen. Sich entspannen. Stattdessen lassen Sie sich treten, mit Schusswaffen bedrohen und gehen weiß Gott was für Risiken ein.«
    Poole lächelte. »Denken Sie mal an die Leute, die Tausende ausgeben, um an inszenierten Krimiwochenenden in irgendwelchen Hotels teilzunehmen! Das hier ist doch viel besser.
    Und auch viel billiger.«
    »Sie tun gerade so, als wäre dies alles ein Teil des Unterhaltungsprogramms.«
    »Ist es das nicht auch?« Pooles Lächeln wurde breiter. »Außerdem hab ich dabei die Gelegenheit, im Training zu bleiben, und kann an meinem Können feilen.« Er trank noch einen Schluck.
    Warne musterte ihn mit einem resignierenden Seufzer. Er war noch nie einem so schwer durchschaubaren Menschen begegnet.
    »Aber was den Computerraum angeht, haben Sie schon Recht«, erwiderte er. »Wenn es Ihnen egal ist, können Terri und ich auch meine Tochter besuchen.« Er machte Anstalten, sich zu erheben.
    »Was soll die Eile? In einer Viertelstunde hat John Doe seine Scheibe. Dann verschwindet er im Sonnenuntergang, hier schaltet man das Licht ein, und die Musik wird lauter. So sieht doch wohl ein Happy End aus.« Doch keins von Pooles Worten klang überzeugend.
    »Worauf wollen Sie hinaus?«, sagte Terri. Sie nippte an ihrem Bier, verzog das Gesicht und schob es von sich weg.
    »Ich habe doch gesagt, dies hier ist ein wichtiger Zwischenaufenthalt. Es war mir ernst damit. Aber sosehr ich mich auch nach einem Bier gesehnt habe - ebenso wichtig ist der Zwischenaufenthalt an sich.«
    Warne setzte sich wieder. Er schüttelte den

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