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Das Patent

Titel: Das Patent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Child
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Persönlich. Verstehen Sie?«
    »Ich bin dran, seit ich weiß, dass die Kameras weg vom Fenster sind. Ich bin in ein paar Minuten fertig.«
    »Gut.« Das unvorhergesehene Ereignis war - wie erwartet - mit fast bedrückender Leichtigkeit abgehakt. »Wir werden gewisse Ereignisse beschleunigen, um etwaigen Kontrollverlust auszugleichen. Trotzdem bleibt eine Sache offen. Ihr Freund Warne. Cracker Jack hat ihn schon mal aufgespürt. Wir wollten uns mit ihm unterhalten. Aber es hat sich herausgestellt, dass ein Fremder seinen Identifikator trug.
    Wir haben es auch in dem Labor versucht, das Sie erwähnt haben. Es war leer.«
    »Ich bin erst seit einer halben Stunde hier unten. Ich weiß nicht, wohin er gegangen ist.«
    »Dann müssen wir herauskriegen, wo er steckt. Dies ist der letzte Akt unserer kleinen Vorstellung. Wir müssen ihn überzeugen, dass es auch in seinem Interesse liegt, sich nicht weiter in die Sache einzumischen.«
    Am anderen Ende der Leitung entstand eine Pause. »Versprechen Sie, dass niemandem mehr ein Haar gekrümmt wird?«
    »Natürlich.«
    »Ich nehme nämlich kein Blutgeld an. Es hat keinen Sinn weiterzumachen, wenn es zu mehr Gewalttaten kommt.«
    »Keinen Sinn?« Nun wurde John Does Stimme ganz anders: leise, geringschätzig, bedrohlich. Sogar seine Aussprache veränderte sich leicht. »Ich warne Sie. Verhöhnen Sie nicht meine Intelligenz. Die Zurschaustellung von Selbstlosigkeit bringt mich auf die Palme. Alles, was wir tun, tun wir aus Eigennutz. Sie, mein Freund, machen da keine Ausnahme. Wer das Gegenteil behauptet, lügt sich was in die Tasche.
    Muss ich Sie etwa daran erinnern, wer überhaupt auf diese Idee gekommen ist? Wer wen angesprochen hat? Muss ich Sie etwa noch mal an die Konsequenzen erinnern, die einem drohen, wenn man in letzter Sekunde ein Gewissen entwickelt? Vergessen Sie nicht, wem ich in wenigen Minuten begegnen werde!«
    Wieder eine Pause. Diesmal dauerte sie länger.
    »In wenigen Minuten«, sagte John Doe, wobei seine Stimme wieder sanft und seidenweich wurde, »haben wir alles, weswegen wir hier sind. Also?«
    Endlich wurde das Schweigen am anderen Ende gebrochen.
    »Warne hat eine Tochter«, sagte die Stimme gepresst. »Sie heißt Georgia. Sie ist im medizinischen Zentrum.«
    John Doe runzelte die Stirn. »Tatsächlich? Das ist aber interessant.«
    »Denken Sie an Ihr Versprechen!«
    »Und Sie an das Ihre! Reißen Sie sich am Riemen! In einer Dreiviertelstunde sind wir alle hier weg.« Mit diesen Worten schob John Doe sein Telefon in die Tasche zurück, trank aus der Kaffeetasse und widmete sich wieder seiner Zeitung.
    Am anderen Ende der Leitung, in einem großen, doch einfachen Büro tief unter dem »Chumley’s«, klapperte leise ein Telefonhörer, als er auf den Apparat zurückgelegt wurde. Die Hand, die ihn ablegte, drückte kurz auf ihn, als wolle sie jedes weitere Geräusch ersticken. Dann glitt sie über den Schreibtisch zu einer frisch gebrannten Disc, die wie ein blasser Kristall in ihrer Schutzhülle schillerte. Die Hand verharrte eine Weile. Die Finger trommelten ungeduldig. Dann griff die Hand nach einer Computertastatur, zog sie heran, und die Finger begannen zu tippen - zuerst zögerlich, dann immer schneller.
     
    15:45 Uhr
    »Also noch mal, damit ich es richtig verstehe«, sagte Warne.
    »Dies hier ist der wichtige Zwischenhalt?«
    Poole hielt eine vorbeigehende Kellnerin an. »Bier für uns drei.«
    »Für mich bitte ein Mineralwasser«, sagte Warne. Die Kellnerin nickte, schloss das Visier ihres Helms und huschte durch die Tischreihen davon.
    Warne wandte sich wieder Poole zu. »Peccam ist bestimmt vor Freude außer sich, wenn er erfährt, dass wir ihn nur allein gelassen haben, um etwas zu kippen.«
    Poole zuckte mit den Achseln und lächelte kurz.
    Sie befanden sich im »Meer-der-Stille«-Salon, einem großen, kreisförmigen Raum, der in schwaches Schwarzlicht getaucht war. An den Tischen in ihrer Umgebung unterhielten sich die Gäste, nippten an Getränken und mummelten exotisch aussehende Häppchen. Von draußen vernahm Warne Rufe und Gelächter von der Hauptpromenade Callistos. Hinter ihm waren das Klicken von Münzen und das Surren der Spielautomaten im Inneren des Kasinoanbaus zu hören. Über ihnen, am mitternächtlichen Himmel, funkelten endlose Galaxien. Der Boden bestand aus dunklem Kunststoff, durch den eine riesige Sternenansammlung strahlte.
    Obwohl Warne alles Mögliche im Kopf herumging, ertappte er sich dabei, dass er über diese

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