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Das Patent

Titel: Das Patent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Child
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Schritt zurück, griff nach der Teetasse und trank einen Schluck.
    »Lass uns nicht Archäologie spielen«, sagte sie dann in einem ruhigeren Tonfall. »Es führt ohnehin zu nichts.« Sie stellte die Tasse forsch ab. »Es war eine schwierige Entscheidung für mich, dich herzuholen. Aber ich hatte keine andere Wahl.
    Niemand versteht die Topologie des Metanet besser als du.
    Schließlich hast du es konstruiert. Und. wir haben schon genug Probleme.«
    Warne antwortete nicht. Er hatte den Eindruck, dass es nichts mehr zu sagen gab.
    »Muss ich dich an die ursprünglichen Bedingungen deines Vertrages erinnern? Warum siehst du es nicht als günstige Gelegenheit? Das Ding hatte sechs volle Monate, um zu reifen und in einer Produktionsumwelt zu funktionieren, die du in deinem Labor nicht simulieren könntest.«
    Ich hab im Moment gar kein Labor. Warne zuckte nur mit den Achseln. »Klar. Für ´nen schönen Nachruf wird's schon reichen.«
    Sarah schaute ihn an. Schweigen breitete sich aus. Dann ging sie wieder zum Tisch, legte die Papiere zusammen und nahm die Teetasse.
    »Teresa müsste jeden Augenblick zurück sein«, sagte sie.
    »Ich schlage vor, ihr verliert keine Zeit. Mr. Barksdale erwartet heute Abend einen Aktionsplan.«
    Sie verließ den Konferenzraum und ließ die Tür hinter sich offen.
     
    11:45 Uhr
    Callisto war Utopias Zukunftswelt, eine geschäftige Raumstation, die, so sollten die Besucher glauben, in einer geosynchronen Umlaufbahn um den sechsten Jupitermond kreiste.
    Andrew Warne fiel es schwer, nicht daran zu glauben. Nach einer kurzen pechschwarzen Shuttlefahrt hatte er neben Georgia die Andockzone durchschritten und war auf die von wimmelndem Leben erfüllte Promenade getreten, um anzuhalten und sich staunend umzuschauen. Vor ihnen breitete sich eine quirlige Welt aus Unterhaltung und Kommerz aus, die so aussah, als hätte man sie dem vierundzwanzigsten Jahrhundert entrissen. Seltsam aussehende Außerirdische und Darsteller in futuristischen Uniformen schlenderten durch Reihen pausenlos fotografierender Touristen.
    Über ihnen flackerten rubinrote und blaue Laserstrahlen.
    Überall waren unglaublich detailreiche holografische Bilder zu sehen: Sie wiesen den Weg zu den Fahrgeschäften und sonstigen Attraktionen und schwebten wie futuristische Firmenschilder über Restaurant- und Toilettentüren. Wie überall spannte sich auch hier hoch über ihnen die gewölbte Kuppel. Doch dies war nicht der Ausschnitt hellblauen Himmels, den er im Nexus oder in Boardwalk gesehen hatte. Vielmehr sah man hier das Tiefschwarz des grenzenlosen Weltraums, in dem zahllose Sterne funkelten. Jupiter füllte als bunte Kugel den Himmel zu mehr als einem Viertel aus. Als Warne genauer hinsah, bemerkte er, dass sich die Wolken auf den Planeten zubewegten und sich in Stürmen zuckend zusammenballten.
    »Boah.« Georgia schaute sich um. »Genau wie im Fernsehen. Aber was sollen wir hier? Wir sind doch noch nicht mit Boardwalk fertig.«
    »Tja, dafür haben wir später noch jede Menge Zeit«, sagte Warne. »Ich möchte dir erst etwas zeigen.« Er war um 13.00 Uhr mit Teresa verabredet, somit blieb ihnen etwas mehr als eine Stunde. Er bemühte sich, leichtfüßig zu gehen und mit entspannter Stimme zu sprechen: Georgia war einfach zu gut darin, seine jeweilige Stimmung zu ahnen. Gott sei Dank hatte sie nicht nach dem Ausgang der Besprechung gefragt. Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr. Schließlich befragte er kurz seinen Lageplan und schloss sich mit Georgia dem Strom der plappernden Besucher an. Die Aufregung und die Energie nahmen zu; die kalte, steril riechende Luft war von einem fast greifbaren Gefühl der Fröhlichkeit erfüllt. Callisto war die einzige Welt, in der kostümierte Figuren aus Nightingales beliebter Trickfilmserie »Angstplanet« auftraten. Außerdem war Callisto der Standort zweier unerhörter Superfahrgeschäfte: »Ereignishorizont« und »Mondflug«. Dementsprechend wimmelte es hier von Kindern: Sie liefen zu lebensgroßen Holografien Eric Nightingales und den kostümierten Darstellern, zerrten ihre Eltern zu ihren Lieblingsattraktionen und quengelten nach Geld, um sich Actionfiguren zu kaufen.
    Doch die Jahrmarktsatmosphäre und die futuristische Umgebung trugen wenig dazu bei, Warnes finstere Stimmung zu zerstreuen. Das Metanet abschalten. Er konnte es noch immer nicht ganz glauben. Erst vor zwei Stunden war er wie ein preisgekrönter Trottel durch Boardwalk spaziert und hatte sich gefragt, welche neuen

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