Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Patent

Titel: Das Patent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Child
Vom Netzwerk:
auf jemanden wie Barksdale flog, war fast natürlich.
    Der Bursche war auf jene britische Weise charmant, die ihm selbst stets irgendwie überflüssig erschienen war: Er sah gut aus, war höflich und gehörte, soweit er wusste, zu den hellsten Köpfen des Unternehmens. Das war fast zu viel. Warne kam sich wie ein Volvo vor, den jemand gegen einen Zwölf-Zylinder-Jaguar eingetauscht hatte.
    Die bittere Ironie ließ ihn den Kopf schütteln. Und er hatte sich Sorgen gemacht, wie er vor Sarah auftreten solle. Er hatte sich gefragt, was sie wohl empfand und was Georgia vielleicht sagte oder nicht sagte. Über die Besprechung selbst hatte er kaum nachgedacht. Ihm war nur der Gedanke gekommen, sie könne seiner Laufbahn vielleicht einen neuen Schub geben... Als er sich in den Sessel zurücklehnte, kam er sich viel älter vor als in der Minute, in der er den Raum betreten hatte. »Ihr habt die Technik gekauft«, sagte er, wobei die Verärgerung seine Stimme härter klingen ließ. »Es liegt an euch, sie so einzusetzen, dass sie zu euren Anforderungen passt. Warum habt ihr mich so weit anreisen lassen, um mir dann eine schlechte Nachricht zu überbringen?«
    »Wir möchten, dass Sie die Wartungsarbeiten leiten«, sagte Barksdale.
    »Halten Sie das nicht für etwas gefühllos? Sie verpassen meiner Schöpfung nicht nur eine Lobotomie, Sie verlangen auch noch, dass ich das Skalpell schwinge?«
    Barksdale schien darüber nachzudenken. »Es ist nun mal keine einfache Operation.«
    »Sie gebieten doch bestimmt über genug Programmierdrohnen, die solche Klempnerarbeiten für Sie erledigen können.
    Sie brauchen meine Hilfe doch gar nicht.«
    »Glauben Sie etwa, es war meine Idee, Dr. Warne?« Barksdale lächelte zwar, doch seine volltönenden britischen Vokale transportierten eine leichte Spur von Gereiztheit.
    »Vielleicht suchen Sie auch nur einen Sündenbock.«
    Barksdale warf ihm einen überraschten Blick zu. Sarah stand auf.
    »Ich glaube, du hast alles gehört, was du wissen musst«, sagte sie forsch. »Belassen wir es dabei! Fred, wir sehen uns bei der Parkzustandsbesprechung. Andrew, bleib doch noch einen Moment hier!«
    »In Ordnung.« Barksdale lächelte Sarah kurz an, dann nickte er Warne irgendwie vorsichtig zu und ging hinaus.
    Sarah schaute hinter ihm her, dann wandte sie sich an Warne. »Tja, es freut mich zu sehen, dass du dein Talent, dein Publikum vor den Kopf zu stoßen, nicht verloren hast.«
    »Wie soll ich deiner Meinung nach reagieren, wenn ich höre, dass mein größter Erfolg in der Tonne landet? Erfreut?«
    »Du darfst es nicht so sehen. Die Abschaltung soll nur zeitweise erfolgen. Um das Metanet zu erforschen.«
    »Ach, hör doch auf! Hast du vergessen, dass ich mich nach Nightingales Tod mit den Typen von der Hauptverwaltung auseinander gesetzt habe? Das Ergebnis ist dir doch bekannt.
    Wenn du das Metanet abschaltest, wird es nie wieder laufen.«
    Sarah griff nach ihrer Teetasse. »Ich verstehe zwar, was du empfindest, Andrew, aber.«
    »Da ist noch was. Warum immer Andrew und nicht Drew?«
    »Ich glaube, es ist besser so.« Sarah zog die Hand zurück und schaute ihm in die Augen. »Du nicht?«
    Einen Wettkampf im In-die-Augen-Schauen konnte gegen Sarah niemand gewinnen. Warnes Verärgerung war urplötzlich weg. Er kam sich geschlagen vor. Er stützte sich auf den Tisch und verschränkte die Arme.
    Dann schaute er Sarah wieder an. »Mir ist gerade eingefallen, dass morgen der einundzwanzigste Juni ist.«
    »Und?«
    »Der erste Jahrestag seit deinem Auszug.«
    »Ich bin nicht ausgezogen, Drew. Ich habe eine Stelle bei Utopia angenommen.«
    »Hätte es dich umgebracht, etwas länger zu bleiben? Um einen Versuch zu machen, dich mit mir auszusprechen? Du weißt doch, dass wir beide sehr beschäftigt waren und weniger Zeit füreinander hatten, als wir gebraucht hätten.
    Ich weiß auch, dass Georgia dir die Sache nicht gerade leicht gemacht hat. Aber du hast ihr auch keine große Chance eingeräumt. Du hast uns keine große Chance eingeräumt.«
    »Ich habe so viel gegeben, wie ich konnte. Hast du etwa erwartet, ich würde meinen Beruf an den Nagel hängen?«
    »Ich hab jedenfalls nicht erwartet, dass du packst und nach Nevada ziehst.«
    »Es war die Chance meines Lebens! Wäre es dir lieber gewesen, ich wäre dort geblieben und hätte dich verabscheut, weil du sie mir vermasselt hast?«
    Bei diesen Worten hatte Sarah sich ihm genähert. Nun hielt sie inne. Dann machte sie mit bedächtigen Bewegungen einen

Weitere Kostenlose Bücher