Das Patent
werden.«
»Ausgezeichnet. Ich brauche Ihnen wohl nicht zu sagen, Sarah, dass es sich nicht auszahlt, wenn Sie Tricks versuchen. Jetzt ist nicht die Zeit für Ränke und Listen.
Ich will den gesamten Quellcode haben, und zwar die aktuellste Version. Keine Heldentaten! Verstanden?«
»Ja.«
»Danke, Sarah. Sie möchten sich jetzt sicher an die Arbeit machen. Vor Ihnen liegt eine geschäftige halbe Stunde.«
Sarah schaltete den Recorder aus und legte ihn neben ihrer Teetasse ab. Im gleichen Augenblick drang der Duft von Barksdales Rasierwasser in ihre Nase. Wie immer fühlte sie sich auch diesmal an Tweed und Jagdpferde erinnert. Sie drehte sich um. Barksdale begutachtete den Recorder. Auf seinem Gesicht war ein eigenartig geistesabwesender Ausdruck.
»Ist auch bei dir alles klar?«, fragte sie.
Beim Klang ihrer Stimme kam Barksdale wieder zu sich.
Er nickte. »Die Eingabe unserer drei digitalen Schlüssel reicht für die Sicherheitsprotokolle aus. Dann können wir eine einzelne entschlüsselte Kopie der Kernroutinen auf ein Speichermedium übertragen. Anschließend transferiere ich die einfachen Sicherheitsdateien. Du will´st doch wohl, dass die Disc unkopierbar gemacht wird?«
»Natürlich.«
Barksdale überlegte kurz. »In Ordnung. Das Erzeugen absichtlicher Lesefehler dauert zwar einige Zeit, aber ich würde sagen, zehn Minuten haben wir noch.«
»Was ist mit der anderen Frage?«
»Wie bitte? Ach, ja.« Barksdales blaue Augen blickten noch bekümmerter drein. »Es steht fest, dass derjenige, der hinter der Sache steckt, unser System ausgezeichnet kennt. Und dass er die nötigen Privilegien hat, um sich nach eigenem Gutdünken zu bewegen.«
»Wie viele Leute aus deinem Stab kommen dafür in Frage?«
Barksdale schob eine schlanke Hand in sein Anzugjackett und entnahm ihm ein gefaltetes Stück Papier. Seine Bewegungen waren elegant und sparsam, wie immer. »Um sich ins Metanet zu hacken, den Einbruchsalarm auszuschalten, Kennkarten umzuprogrammieren und Zugang zu den Sicherheitsprotokollen des >Patents< zu erhalten - acht Mann. Neun, wenn ich mich dazurechne. Hier ist die Aufstellung.«
Sarah nahm sie an sich und schaute sich schnell die Namen an. »Und wer von denen ist heute im Park?«
»Sechs. Bis auf Tom Tibbald habe ich alle lokalisiert. Seit heute Morgen hat ihn keiner mehr gesehen.«
»Gib Bob Allocco bitte eine Kopie der Liste. Er soll so schnell wie möglich nach Tibbald suchen lassen, aber diskret. Außerdem sollten wir die Sicherheitsprotokolldateien überprüfen. Doch zuerst brenn die Disc! Emory steht in New York bereit. Ruf mich an, wenn du unsere digitalen Schlüssel brauchst.«
Barksdale nickte und strich mit der Handfläche über ihre Wange. Der besorgte Ausdruck wich nicht aus seinem Gesicht.
»Was ist denn, Fred?«, fragte Sarah.
»Eigentlich nichts.« Er zögerte. »Ich wollte dich nur fragen, ob du den >Greifenturm<-Roboter zu Warne runtergeschickt hast.«
»Bob Allocco wollte sich darum kümmern. Warum?«
»Es ist eigentlich nicht wichtig.« Barksdale fuhr sich über eine Braue. »Aber als ich die Aufstellung gemacht habe, bin ich ins Grübeln geraten. Sollten wir damit nicht warten?«
»Womit?«
»Warne einzuweihen. Er hat hier seinen eigenen Terminplan, aber es ist nicht der gleiche wie der unsere. Denk an Shakespeares Worte: >Liebe alle, aber vertraue nur wenigen!< Nicht umgekehrt.«
»Du will´st damit doch nicht etwa andeuten, er könnte möglicherweise in der Sache mit drinstecken? Das Metanet ist sein Kind. Du hast sein Gesicht doch heute Morgen bei der Besprechung gesehen.« Sarah maß Barksdale mit einem Seitenblick. Dann lächelte sie trotz allem. »Wissen Sie was, Mr. Frederick K. Barksdale? Ich glaube, Sie sind nur ein wenig eifersüchtig. Weil ich mal was mit ihm hatte und dergleichen.« Sie schob sich näher an ihn heran. »Hab ich Recht? Bist du eifersüchtig?«
Barksdale erwiderte ihren Blick. »Nein. Jedenfalls jetzt noch nicht.«
Sarah nahm seine Hand und streichelte sie. »Also, das kann ich jetzt wirklich nicht brauchen.«
Barksdale schaute kurz weg, dann wandte er sich wieder ihr zu. »Vielleicht habe ich mich nur gewundert«, sagte er, »dass er jetzt wieder hier ist. Wenn es mich nicht gäbe... Ich meine, wenn zwischen uns nichts wäre... Würdest du dann wieder zu ihm zurückkehren?«
Sarahs Fingerkuppen erstarrten in der Bewegung. »Wie kannst du so was nur fragen? Jetzt habe ich doch dich. Ich will keinen anderen.« Sie nahm seine andere
Weitere Kostenlose Bücher