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Das Patent

Titel: Das Patent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Child
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bot der Weltraumhafen eine besondere Chance: Da alle sechs Fahrgeschäfte hier vom gleichen günstig gelegenen Ort ab fuhr en, konnte er sich vielleicht auf ein kühles Blondes davonschleichen. Sollte seine Kusine doch mal für eine Weile allein mit ihrer Familie fertig werden.
    Wie aufs Stichwort drehte Sonya sich zu ihm um. Vor ihrem ansehnlichen Wanst baumelten drei Fotoapparate. Der Erzmagierzauberhut saß leicht schief auf ihrem Haupt. »Wie heißt das Ding noch mal, Angus?«
    »>Flucht von Finsterwasser.« Dass der Name des verfluchten Dings als Hologramm genau über ihnen aufragte, juckte sie nicht. Sie musste trotzdem fragen.
    »Und wo gehen wir anschließend hin?«
    »Tja, von hier aus kann man fünf oder sechs tolle Fahrten machen. Schau dich mal um! Das hier ist ne Art Riesenflughafen. Jedes Tor führt zu ´ner anderen Attraktion. Lasst bloß keine Fahrt aus.« Wehe!
    »Und was ist mit dir?«, fragte Sonya.
    »Nach >Finsterwasser< könnte ich mir mal im >Meer der Stille< ein Bierchen greifen. Es ist die Bar vor dem Kasino. Ich hab sie dir gezeigt, als wir auf dem Promenadenplatz waren. Da können wir uns dann wieder treffen.«
    Bei der bloßen Erwähnung des Wortes Bier erwachte Sonyas Gatte, ein Versicherungsrevisor, aus seiner Starre und warf Poole einen kurzen, gequälten Blick zu.
    Sonya und Martin Klemm aus Lardoon, Iowa, und ihre drei entzückenden Jungs. Bevor Poole heute Morgen an die Tür ihrer Motelunterkunft geklopft hatte, hatte er Kusine Sonya mindestens zwölf Jahre nicht gesehen. Das Gleiche galt auch für seine Schwester Vicki, seinen Neffen Paul und sämtliche anderen nahen und entfernten Verwandten, die im letzten halben Jahr vom Arsch der Welt angereist waren, um ihn zu besuchen. Es war fast so, als glaubten sie, Utopia hätte ihm endlich gesagt, was der Sinn des Lebens sei. Der schrullige Onkel Angus war nämlich nach seiner Zeit beim Militär nach Las Vegas gezogen und hatte nie geheiratet. Der komische Vetter Angus, der Halbneffe Angus, der Viertelbruder Angus und so weiter, der angeblich arbeitete, um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten, aber etwas tat, nach dem niemand fragte. Doch Poole ging mit den Einzelheiten auch nicht hausieren.
    Nun jedoch hatte man ihn aufgrund irgendeiner unausgesprochenen Familienübereinkunft zum Fremdenführer in Utopia bestimmt.
    Er hatte eigentlich nichts dagegen. Na ja, er war nicht wild auf diese Familientreffen - er wäre auch ohne sie gut klargekommen. Aber zu seiner Überraschung faszinierte der Park ihn immer mehr. In früheren Zeiten und früheren Leben war er in Disneyland, in den Universal Studios und in Busch Gardens gewesen. Diese Anlagen hatten ihn jedoch kalt gelassen. Bei Utopia war es irgendwie anders. Es lag nicht nur daran, dass der Laden flotter und neuer war und auch mit tolleren Attraktionen aufwartete. Poole nahm an, dass es mit dem Eintauchen zu tun hatte: Irgendwie ertappte man sich immer dabei, dass man glaubte, man sei wirklich im London des neunzehnten Jahrhunderts oder im mittelalterlichen Camelot. Natürlich wusste jeder, dass er sich mitten in der Wüste von Nevada befand. Aber die Leute hier hatten tatsächlich so großartige Arbeit geleistet, um die Achterbahnen und sonstigen Attraktionen in die jeweiligen Welten zu integrieren, dass es richtig Vergnügen machte, diese Visionen auszuleben. Und für einen Menschen, der so fantasielos war wie Poole, sagte dies schon allerhand aus.
    Freilich hatte jede Faszination ihre Grenzen. Und um 14.26 Uhr hing ihm die Familie Klemm eindeutig zum Halse heraus.
    »Das mit der Schwerelosigkeit ist doch Beschiss.« Das älteste Kind der Klemms meldete sich zu Wort. »Es ist ein Trick.
    Gravitation ist eine Beschleunigungskraft von neun Komma acht Meter pro Sekunde in Richtung Erdmittelpunkt. Um einen schwerelosen Zustand zu erzeugen, müsste man eine Kraft aufbringen, die gegen die Schwerkraft arbeitet.«
    Poole musterte den Halbwüchsigen. Ein schlaksiger Leptosome mit Hasenzähnen. Eigentlich fehlte nur die Klarsichthülle in der Hemdtasche. Er war das beste wandelnde und quasselnde Argument für einen Kindermord. Außerdem wusste der Blödmann nicht mal, wovon er redete. Sobald die Luftschleuse hinter ihm lag, würde er schon die Klappe halten.
    Poole schaute sich mit einem Gähnen auf dem Weltraumhafen um. Er wimmelte natürlich von Menschen, aber so schlimm wie sonst war es heute nicht. Er sah das übliche Meer fröhlicher Mienen, dazwischen dann und wann das zermürbte Gesicht eines

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