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Das Patent

Titel: Das Patent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Child
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unterbrochen. Er drehte sich um. Es war wieder dieser Mann. Er stand an der Spitze der »Nachbrenner«- Warteschlange, rief etwas, das wie ein Name klang, und schaute ihn an. Nein, wurde Poole auf der Stelle klar, er schaute nicht ihn an, sondern jemanden, der vor ihm in der Schlange stand. Vielleicht meinte er das hübsche Mädchen dort, das gerade zur Luftschleuse unterwegs war. Der Mann kam nun auf das Mädchen zugerannt und drängte die ihm im Weg stehenden Besucher beiseite. Poole ließ instinktiv die Arme sinken und spreizte die Beine. Doch der Blick des Mannes war auf die Luftschleuse geheftet. Er rannte an der Warteschlange entlang und bahnte sich mit den Ellbogen einen Weg an den Besuchern vor Poole vorbei. Nun sprach er mit einer der Frauen am Einstieg, gestikulierte aufgeregt und deutete auf die Luftschleuse. Ein anderer Angestellter, eine große Gestalt in einem quecksilberfarbenen Raumanzug, gesellte sich zu den beiden und legte beschwichtigend eine Hand auf den Arm des Mannes. Der Mann schüttelte ihn ab.
    »Was will der wohl?«, fragte Sonya.
    Poole antwortete nicht. Er fragte sich kurz, ob er sich in die Sache einmischen solle. Dann entspannte er sich. Scheiß drauf! Er machte einen Ausflug. Der Mann hatte seine fünfundsiebzig Kröten ebenso bezahlt wie alle anderen. Sollte er seine kleine Schau doch abziehen.
     
    14:26 Uhr
    Andrew Warne legte auf dem reflektierenden Pflaster der Promenade schwer atmend eine Pause ein und schaute sich um. Es war ein sinnloses Bemühen, seine Tochter zwischen den zahllosen Besuchern zu finden. Die Wahrscheinlichkeit, dass ihr etwas zustieß, war minimal. Trotzdem war ihm der Gedanke unvorstellbar, die Stunde bis zu ihrem verabredeten Treffen unwissend mit Warten zu verbringen. Er und Terri hatten in der Hoffnung, Georgias schlanke Gestalt und ihr kastanienbraunes Haar irgendwo zu sehen, zwanzig Minuten lang die Warteschlangen und Souvenirläden abgesucht. Bisher ohne Erfolg. Nun schien ihm, dass seine Angst mit jeder weiteren Minute, die verging, zunahm.
    Georgias Gesichtsausdruck beim Verlassen von Terris Labor hatte sich in sein Gedächtnis eingebrannt. Ich möchte aber nicht allein gehen, hatte ihre Miene besagt. Er hatte doch nur noch sie. Und er hatte sie in einen mit Bomben gespickten Vergnügungspark hinausgeschickt. Er hatte zwar nichts davon gewusst und in gutem Glauben gehandelt, aber trotzdem.
    Terri trat neben ihn.
    »Was gesehen?«, fragte Warne.
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich habe die >Ekliptik<- und die >Angstplanet<-Warteschlangen abgesucht«, sagte sie. »Nirgendwo eine Spur von ihr.«
    »Sie kann überall sein.«
    »Ich glaube, wir haben jetzt fast überall gesucht.«
    Ungeduld und Frustration erfüllten Warne. Hatte Georgia Callisto vielleicht schon verlassen? War sie in eine andere Erlebniswelt gewechselt? Sie hatten das Ende der Promenade erreicht. Nur der Weltraumhafen lag noch vor ihnen.
    Warne schaute Terri an. »Halten Sie mich für verrückt?«
    »Ich weiß nicht. Vielleicht.« Sie zögerte. »Aber wenn es mein Kind wäre, würde ich das Gleiche tun.«
    Warne deutete auf den Weltraumhafen. »Und was ist da drin?«
    »All die Achterbahnen, bei denen sich einem die Haare sträuben. Aber sie hat doch versprochen, da nicht reinzugehen.«
    »Wir überprüfen sie lieber trotzdem. Sie kennen Georgia nicht.«
    »In Ordnung. Ich nehme die, die dem Abfertigungsschalter gegenüberliegen. Wir treffen uns dann hier.« Terri zog los.
    Warne schaute dankbar hinter ihr her, als sie verschwand.
    Die meisten Menschen hätten seine Sorge an sich abprallen lassen und ihn zu überreden versucht, die Suche nach Georgia einzustellen. Aber nicht Terri. Vielleicht konnte sie sich gar nicht mit den Sorgen identifizieren, die sich ein Witwer um seine einzige Tochter machte, aber sie hatte sich freiwillig gemeldet, um ihm zu helfen. Und sie hatte ebenso angestrengt gesucht wie er.
    Warne drehte sich um und betrat den Weltraumhafen. Er warf einen Blick auf die Warteschlange am »Nachbrenner«, das erste Fahrgeschäft auf seinem Weg. Wie erwartet, sah er nur die neugierigen und amüsierten Blicke von Touristen, wie überall. Er wandte sich ab. An seiner Seite des Abfertigungsschalters befanden sich die Einstiege zweier weiterer Fahrgeschäfte. Er wollte sich auch die dortigen Warteschlangen ansehen. Dann konnte er sich mit Terri treffen und.
    Dann sah er Georgia plötzlich.
    Erleichterung durchströmte ihn. Sie stand an der Spitze einer Warteschlange vor dem Eingang,

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