Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Patent

Titel: Das Patent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Child
Vom Netzwerk:
Tag zu Ende geht, keine Toten auf Ihrem Gewissen haben?«
    Sarah schwieg.
    »Mein Gott«, murmelte Barksdale, »was haben wir nur angerichtet?«
    »Mr. Doe«, sagte Sarah langsam. »Ich werde mich persönlich darum kümmern, dass.«
    »Nein«, erwiderte Doe. »Sie haben die Chance vertan, indem Sie mein Vertrauen missbraucht haben. Jetzt bin ich der Lehrer. Sie sind die Schülerin. Jetzt folgen Sie meinem Unterricht. Kennen Sie das Thema? Nein, sagen Sie nichts.
    Ich sage es Ihnen. Es heißt Panik.«
    Sarah hörte ihm zu und drückte das Funkgerät ans Ohr.
    »Wussten Sie eigentlich, dass es eine Kunst ist, Panik zu erzeugen, Sarah? Es ist ein wirklich faszinierendes Thema. Ich wollte sogar schon mal ein Buch darüber schreiben. Es würde mich berühmt machen - zum Aristoteles der Massensteuerung. Besonders interessant ist, dass man dabei sehr kreativ sein kann. Es stehen einem so viele Werkzeuge zur Verfügung. Man hat so viele Möglichkeiten, an die Sache heranzugehen, dass die Wahl der wirkungsvollsten Methode eine echte Herausforderung ist. Nehmen wir zum Beispiel... eine Feuersbrunst. Bei einer solchen geschieht mit der Massendynamik etwas Einmaliges, Sarah. Ich habe alle Großbrände studiert: den Triangle-Shirtwaist-Brand, die Brände im Iroquois Theater, im Coconut Grove, im Happyland Social Club. Sie waren alle sehr unterschiedlich. Allerdings hatten alle eins gemeinsam: eine extrem hohe Anzahl an Opfern, auch ohne den Einsatz künstlicher Beschleuniger. Die Leute stauten sich nämlich vor den Ausgängen. Den verschlossenen Ausgängen.«
    »Unsere Ausgänge sind offen«, murmelte Sarah.
    »Ach, wirklich? Aber all das tut jetzt nichts zur Sache. Ich greife schon voraus. Ich muss jetzt aufhören. Ich melde mich wieder.«
    »Es hat schon einen Toten gegeben.«
    »Ein Toter spielt in der Statistik keine Rolle.«
    »Sie werden die Disc kriegen...«
    »Das weiß ich doch. Aber vorher muss ich noch etwas erledigen. Sie glauben wohl, dass Ihr Park berühmt ist, was, Sarah? Bald wird er noch viel berühmter sein.«
    »Nein! Warten Sie! Warten Sie...«
    Aber die Verbindung war schon unterbrochen.
     
    14:22 Uhr
    Georgia Warne kam durch das Ausgangsportal der »Ekliptik« und tauchte in die auf der breiten Promenade flanierende Menge ein. Sie hatte gerade die Callisto- Version von Zuckerwatte erstanden: einen schillernden, mit auf der Zunge laut zerplatzenden Kohlenstoffkristallen durchsetzten Regenbogen, den sie mit entschlossener Zielstrebigkeit verzehrte. Sie hörte weder das Knacken der Kristalle noch die Rufe und das Gelächter der an ihr vorbeigehenden Besucher oder Utopias leises Hintergrundsummen: Sie trug ihren Kopfhörer, der die Geräuschkulisse mit Count Basies »Jumpin’ at the Woodside« übertönte.
    Eine Gruppe älterer Teenager mit purpurroten Haaren und »Greifenturm«-T-Shirts bahnte sich grob und unstet einen Weg in ihre Richtung. Georgia scherte seitlich aus, um sie passieren zu lassen. Sie hatte zwar von der »Ekliptik« nicht viel erwartet - schließlich war das Ding nur eine Art lumpiges Riesenrad -, doch dann hatte es sich als recht toll erwiesen, denn es umkreiste einen Planeten, der wie Saturn einen Ring hatte, nur dass dieser auf dem Kopf stand. Es war dunkel wie die meisten Fahrgeschäfte in Callisto, aber mit einem verblüffenden Gefühl von Tiefe, als wäre man wirklich im Weltraum. Die holografischen Ringe wirkten so absolut echt, dass sie glaubte, man könne sie anfassen, wenn man nur die Hand ausstreckte.
    Da sie allein gewesen war, hatte man sie mit einem pausenlos herumzappelnden Mädchen aus einer Großfamilie zusammengesteckt, das ständig mit dem Finger auf alles gedeutet hatte, was ihnen begegnet war.
    Das Balg war einfach zu blöd gewesen, um die Klappe zu halten und die Fahrt zu genießen. Deswegen hatte Georgia nach der Hälfte der Tour den Kopfhörer aufgesetzt und die Lautstärke hochgedreht.
    Nun blieb sie stehen und machte noch bei der Erinnerung daran eine finstere Miene. Rechts vor sich sah sie eine von der Promenade abbiegende Rampe. Sie endete an einem Laufsteg, der in einen niedrigen Tunnel führte. Darüber wölbten sich Neonstreifen und flackernde Laserstrahlen. Der Eingang zur »Rückseite des Mondes«. Da sie im Internet viele tolle Dinge darüber gelesen hatte, zog sie ihren selbst fabrizierten Reiseplaner aus der Tasche. Klar: Das Ding protzte mit vier Sternen. Georgia ging darauf zu. Dann blieb sie stehen. Sie hatte ihrem Vater versprochen, die großen

Weitere Kostenlose Bücher