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Das Patent

Titel: Das Patent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Child
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Erwachsenen oder eines ungeduldigen Kindes. Typen in Raumanzügen latschten herum, führten die Wartenden weiter oder posierten für Fotos.
    Eine Gestalt fiel Pooles geübtem Auge besonders auf. Im Gegensatz zu den anderen, die entweder in Warteschlangen standen oder zielsicher von einem Ort zum anderen gingen, lief der Mann ziemlich unstet herum. Pooles Blick verfolgte ihn leicht neugierig, als er zwischen den Wartenden auf dem Promenadenplatz hinter ihnen auf und ab lief: Er eilte an einen Souvenirstand, trat anschließend an eine Warteschlange heran, schaute nach hier und da und reckte den Hals, als suche er irgendwen.
    Dann trabte der Mann wieder ab und verschwand im Gewimmel. Poole drehte sich um. Seine Schlange war vorangekommen. Gleich waren sie an der Einstiegsschleuse. »Flucht von Finsterwasser« war der einzige Grund, weswegen er sich nicht schon längst im »Meer der Stille« einen hinter die Binde kippte. Er fuhr sehr gern mit diesem Ding. Wenn die Schwerelosigkeit ein Trick war, war er so gut gemacht, dass es keine Rolle für ihn spielte.
    Poole fragte sich leicht gelangweilt, was ihm an der Sache so gut gefiel. Da gab es nämlich nichts, bei dem einem die Haare zu Berge standen wie beim »Mondflug« da drüben links oder bei »Station Omega« am oberen Ende der futuristisch wirkenden Rolltreppe. Eigentlich konnte man das Erlebnis überhaupt nicht haarsträubend nennen, wenn man von den wenigen Rucken absah, die man am Anfang spürte, wenn die Kapseln aus dem Kerker von Finsterwasser entkamen und sich zum Raumschiff in der Kreisbahn durchschlugen.
    Wahrscheinlich lag es an dem absoluten Realismus: Man hatte wirklich das Gefühl, durch einen regenverhangenen Himmel aufwärts zu rasen - dem Weltraum entgegen. Vielleicht sollte er diesmal besser aufpassen, um rauszukriegen, welchen unterbewussten Knopf die Leute hier drückten; wie es kam, dass alles so realistisch wirkte. Poole erinnerte sich noch sehr lebhaft daran, dass die dicken, auf die Kapsel klatschenden Regentropfen beim Aufstieg in die Atmosphäre so gewirkt hatten, als verlangsamten sie sich. Wenn die Schwerkraft nachließ, standen sie außerhalb der Kapsel praktisch still und schwebten und tanzten in der Finsternis des Weltraums. Ihm fiel ein, dass sein Bauch an die Haltestange gedrückt wurde, als das Mutterschiff in Sicht gekommen war. Sein Limonadenbecher war scheinbar aus dem Halter geschwebt. Tja, das sollte dieses Klemm-Jüngelchen erst mal erleben!
    Na, das war aber interessant: Der Mann, den er auf dem Promenadenplatz hatte rumlaufen sehen, war nun in den Weltraumhafen zurückgekehrt. Er stand genau in der Mitte und blickte sich um. Neben ihm stand eine junge Asiatin. Die beiden wechselten schnell ein paar Worte, dann trennten sie sich und eilten in verschiedene Richtungen. Kein Zweifel, sie suchten jemanden. Sie hatten es auch ziemlich eilig. Viel Glück!, dachte Poole. An einem Ort wie dem hier werdet ihr nämlich so leicht niemanden finden. Die Weltraumhafenattraktionen hatten keine Vorshowbezirke. Da sich hier jeder - möglicherweise, um die Illusion eines geschäftigen Transitzentrums zu verstärken - in der Wartehalle anstellen musste, hielten sich hier momentan wenigstens tausend Menschen auf. Doch das schien den Typen nicht abzuschrecken: Er eilte, nachdem er sich von der Frau getrennt hatte, zum »Nachbrenner«. Dort suchte er die Warteschlange ab, ohne sich um die verwunderten Blicke zu scheren.
    Poole musterte den Mann genauer und versuchte, ihn einzustufen. Er passte in kein gängiges Profil: Sein Haar war dunkel, seine Hautfarbe hell, er war groß, hatte eine mittlere Figur, war etwa Anfang vierzig. Wenn man davon absah, dass er eindeutig aufgeregt wirkte, war an ihm nichts Auffälliges. Eins aber war komisch: Er zog diese Übung jetzt schon zum zweiten Mal durch. Poole schob den Gedanken beiseite und richtete die Aufmerksamkeit wieder auf seine Warteschlange.
    Vor ihnen standen vielleicht noch vier oder fünf Gruppen.
    Selbst die Bälger seiner Kusine hielten jetzt gespannt die Klappe. Sie waren eindeutig zur richtigen Zeit hier aufgekreuzt - die Schlange hinter ihnen war mindestens doppelt so lang wie die bei ihrem Eintreffen. Wenn die Jungs alle sechs Fahrgeschäfte durchmachten, hatte er wenigstens zwei Stunden wunderbarer Einsamkeit im »Meer der Stille«: nur er, sein Bierchen und das Kreuzworträtsel in der »Journal-Review« aus Las Vegas. Es würde.
    Pooles Gedanken wurden von einer Reihe verhaltener Rufe

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