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Das Pazifische Kartell: Kriminalroman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Das Pazifische Kartell: Kriminalroman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Das Pazifische Kartell: Kriminalroman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elmer Mendoza
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los, Zurdo, Sie schauen ja drein, als wäre Ihnen der Teufel leibhaftig erschienen; entweder Sie waren gestern Abend auf Zechtour, oder die Polizei nimmt den Kampf gegen das organisierte Verbrechen plötzlich ernst. Wir werden nicht ruhen, bis diese schreckliche Menschheitsplage ausgerottet ist. Bravo. Zurdo for president, möchten Sie frühstücken? Da ich Sie nicht gesehen habe, habe ich auch nichts gekocht; aber ich brate Ihnen gern ein paar Streifen Meerbrasse, damit Sie was im Bauch haben. Nur Kaffee, Ger. Der Nescafé ist alle, da müssten Sie schnell bei Oxxo vorbei und ein Glas besorgen. Geh du zu Hilda, das ist näher. Ich brauche auch Käse, Machaca und Schinken. Das kannst du alles später bei Ley einkaufen, hol erst mal Kaffee. Bevor er ins Bad ging, nahm er einen großen Schluck Whisky: Edgar, reiß dich zusammen, du Idiot, und verlier jetzt nicht den Kopf, ganz ruhig, wenn du bis zum Ende durchhalten willst, um dir in deinem Häuschen am Meer den Bauch zu kraulen, dann verhalte dich wie ein richtiger Polizist. Leidenschaft verblödet einen, und Traurigkeit lässt einen verkümmern; streng dein Hirn an. Ist doch nur eine Brustwarze, verständlich, dass das dein Interesse erregt, aber fixier dich nicht so darauf, dabei kannst du nur verlieren. Wie ein Wirbel erfasste ihn die Erinnerung an Bardominos, den Priester, der ihn missbraucht hatte, als er acht war, und den sein Bruder ins Jenseits befördert hatte. Er spülte die Erinnerung mit einem doppelten Whisky weg. Ich muss zu Parra.
    Er trank einen heißen Nescafé. Sind Sie sicher, dass Siekeinen Fisch wollen? Iss du ihn, wenn noch was übrig ist, stell’s mir in die Mikrowelle. Was, wenn der Gringo anruft? Soll er’s auf meinem Handy versuchen. Das klingt schon besser, der arme Junge, so wie Sie ihn behandeln, so geht’s meinen Kindern wahrscheinlich auch, wenn sie ihre Väter anrufen, allein der Gedanke ist furchtbar. Er ist nicht mein Sohn. Sagt er aber. Ach ja? Er hat mir einiges über seine Mutter erzählt, ich hab sie gekannt, war ein heißer Feger, ich würde fast sagen, ich wäre gern so hübsch gewesen wie sie, das schönste Mädchen im ganzen Viertel. Das kannst du mir später noch erzählen. Er ergriff die Flucht. Als er in den Jetta stieg, der draußen auf der Straße stand, bemerkte er nicht, dass der Hund mit dem Schwanz wedelte.
    Während er ziellos umherfuhr, spürte er wieder diese Leere: endlich begriff er, was es hieß, eine Null vor dem Komma zu sein, ein sinnloses Leben zu führen, einen Beruf auszuüben, der nicht einmal dazu taugte, den Fall aufzuklären, der ihm am schlimmsten auf der Seele brannte. Verdammt, und Jagger macht einfach weiter wie gehabt, sammelt die Slips seiner Fans ein. Er erholte sich schnell und richtete seine Aufmerksamkeit auf Woman von John Lennon. Kavallerie. Wieder Gris. Chef, entschuldigen Sie, dass ich noch mal anrufe.
    Elena Palencia war dezent gekleidet. Nicht geschminkt. Sie bestätigte die Geschichte des Fußballers. Meine Tochter soll die Beerdigung haben, die sie verdient, sie war ein guter Mensch, immer hilfsbereit, wollte sich bald aus dem Geschäft zurückziehen; das Geld, das ich für sie aufbewahrt habe, hätte gereicht, um ein gutes Leben zu führen. Sie seufzte. Ich weiß, dass sie bei mehreren mexikanischen Banken ein Konto hatte. Wir haben entsprechende Dokumente gefunden, die wird man Ihnen aushändigen. Es ist ein großer Verlust, wenn Sie sie gekannt hätten, würden Sie mir zustimmen. Und ihr Vater? Ein armer Kerl, den wir aus dem Elend geholt haben; wir haben einen Laden in São Paulo, den führt er, aber wir können ihn nicht lang allein lassen, sonst nehmen seine Verwandten ihn aus. Meine arme Kleine, Schauspielerin wollte sie werden; schön genug war sie ja, und genug Talent hatte sie auch, schade, dass Sie sie nicht gekannt haben. Ich habe sie gekannt, und wie Sie schon sagten, sie war ein großartiger Mensch. Elena sah den Zurdo an. Sie sind der Polizist aus Mazatlán. Woher wissen Sie das? Sie hat mir von Ihnen erzählt, sie hat mir immer alles erzählt, lassen Sie mich nachschauen. Sie öffnete ein Necessaire mit Briefen. Das war vor drei Monaten. Gris sah verblüfft zu. Also, Sie heißen Zurdo, weil Sie Linkshänder sind, stimmt’s? Sie fand’s lustig, dass man Sie so nannte, sie sah die Briefe durch, zog einen heraus. Also, sie las, hier steht’s, wenn Sie erlauben: Edgar, eigentlich heißen Sie Edgar. Er lächelte schwach. Sie schrieb für ihr Leben gern Briefe, sie

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