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Das Pazifische Kartell: Kriminalroman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Das Pazifische Kartell: Kriminalroman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Das Pazifische Kartell: Kriminalroman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elmer Mendoza
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ein Trottel, der allein lebt, im Haus seines Bruders, ohne Vater und, was noch schlimmer ist, ohne Mutter; ein armer Hund, der noch nicht mal eine Scheidung aufzuweisen hat, weil ich nämlich nie geheiratet habe, der weder Taufpate noch Erstkommunionspate war; ein Depp, der noch vor diesem Wichser von Mick Jagger sterben wird, der jetzt Sir ist und Keith Richards auf den Sack geht. Er setzte sich endgültig auf. Nachts schlief er in weißem T-Shirt und Unterhose. Er machte Licht an. Die Klimaanlage summte leise. Auf dem Nachttisch Das Haus der glücklichen Buddhas von João Ubaldo Ribeiro, mit einem Lesezeichen in der Mitte. Ein Hund bellte. Ich bin ein Versager, geißelte er sich weiter, eine arme Sau, eine Null jetzt und bis in alle Ewigkeit, Taugenichts wäre schon zu viel gesagt, denn von Taugen kann keine Rede sein. Die Pistole im Auto. Er stand auf. Verließ das Zimmer.Manchmal gibt es einfach keine andere Lösung. Er ging in die Garage, öffnete die Tür des Jetta und nahm die Beretta aus dem Handschuhfach. Es ist mir unbegreiflich, wieso ich schon so lange lebe, sollten Leute wie ich wirklich länger als nötig leben?, was ist länger als nötig? Dass die Jahre vergehen und man nichts auf die Reihe kriegt, dass man nach seinem achtzehnten Geburtstag nicht mehr weiß, wozu man geboren ist und was man tun soll, dass man sich Tag für Tag immer nur im Kreis dreht. So ein Mensch hat kein Recht zu leben, so ein Mensch sollte keinen Sauerstoff verschwenden. Er überprüfte das Magazin und die Kugel im Lauf. Dann nahm er eine Zigarette aus dem Päckchen, das im Wagen lag, und zündete sie an. In diesem Augenblick hörte er den Hund bellen. Blödes Viech, bestimmt beißt du dir gerade in den eigenen Schwanz. Er ging zum Gittertor und trat auf die Straße. Der Mond war groß und rötlich, der Hund bellte ihn an. Du spinnst ja, Köter, sprach er ganz leise mit ihm. Was bellst du denn den Mond an? Du bist wie ich, ein Außenseiter; und wie ich machst du nur Blödsinn; ach, Hundchen, wir können halt nicht anders, bringst du dich um oder bringe ich mich um?, hab ich nicht genau das mein Leben lang getan: wie mit Scheuklappen den Mond angebellt? Und komm mir ja keiner damit, dass es poetisch ist, den Mond anzubellen, poetisch sind meine Eier, und die bellt keiner an. Der Hund, der sich im Vorgärtchen gegenüber befand, kannte den Zurdo; er lief zum Gitter und wedelte mit dem Schwanz. Willst du zuerst? Was bist du nur für eine Nervensäge, du kleiner Kläffer. Er sah seinen Schatten und den der 92FS in seiner Hand. Der Hund blickte ihn aufmerksam an und winselte. Was soll dieser flehende Blick?, willst wohl unbedingt der Erste sein?Wieder bemerkte er seinen Schatten und betrachtete ihn näher, hob die Waffe und sah zu, wie der Schatten über die Straße wanderte; er hielt sich die Pistole an die Schläfe und ging in dieser Haltung in die Garage zurück. Einige Sekunden später kam er wieder raus, ohne Pistole, mit einer neuen Zigarette. Sag mal, du Blödmann, der du alles weißt und, wenn nicht, erfindest, warum habe ich gedacht, was ich gedacht habe?, welche Schraube hat sich da gelockert?, welche Aminosäure, welches Amphetamin oder welche Zelle ist da durchgedreht? Er überquerte die Straße und streichelte den Hund am Kopf. Was veranlasst einen Menschen, der kein Selbstmörder ist, diese Möglichkeit gar nicht so übel zu finden? Der Hund wedelte mit dem Schwanz. Der Zurdo lächelte. Schon gut, Hundchen, morgen geh ich zu Doktor Parra und mach einen Termin für dich aus, aber eins musst du mir versprechen: hör nicht auf ihn, auf keinen Fall; wenn du gern den Mond anbellst, dann bell ihn halt an, du Spinner, was hast du zu verlieren? Er rauchte, der Hund ließ ihn nicht aus den Augen. Willst du etwa eine Zigarette? Jetzt gehst du zu weit, Köter: du bist ja ein richtiger Sünder vor dem Herrn. Er trat die Kippe aus. So, und jetzt leg dich hin, morgen ist ein neuer Tag; er ging wieder rein, ohne den Mond, der inzwischen weißlich leuchte, eines Blickes zu würdigen.

3
    Niemand wusste, wer McGiver wirklich war. Die einen sagten, er sei Engländer, die anderen, Deutscher. Dass er Iraner oder Argentinier sei, sagte nie jemand. Geboren war er im Stadtteil Col Pop, vor sechsundfünfzig Jahren, und von Beruf war er Schmuggler. Brauchen Sie AK-47- oder Barrett-50-Gewehre, eine Hubschrauberflotte?, oder möchten Sie unbedingt eine Flasche Dom Pérignon Jahrgang 1954, eine Beichte von Nicole Kidman oder einen Diamanten von

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