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Das peinlichste Jahr meines Lebens

Das peinlichste Jahr meines Lebens

Titel: Das peinlichste Jahr meines Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Lowery
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Pops.
    Ich konnte es kaum glauben. Er hing in meinem Frühstück wie eine hungrige Seekuh. Ich bekam kein Wort heraus. Ich konnte mich nicht mal vom Fleck rühren.
    Sie setzte sich wieder und goss die Milch in ihre Schüssel, als ob nichts passiert wäre. Sie hatte es nicht mal gemerkt. Es gab ein tröpfelndes Geräusch als die Milch auf den Tisch eine Pfütze bildete.
    Ich schob meine Schüssel weg, kalter Schweiß stand mir auf der Stirn.
    »Keinen Hunger, Michael?«
    »Nein. Ich esse später was.«
    Ich stand auf und verließ das Zimmer.
    Geplauder mit Chas
    Abschrift der 2 . Sitzung
    Anwesende Personen und Ort wie in der 1 . Sitzung [26]
    Chas: Yo, Mikey.
    MS : Muss ich hier sein?
    Chas: Nein, Mann. Keineswegs. Du kannst jederzeit gehen.
    MS : Oh, gut. Danke. ( MS steht auf, schaltet das Mikrofon aus und verlässt den Raum.)
    [Ende der Abschrift]

Umgang mit Gefühlen, 7 . Sitzung
    Als ich heute eintraf, gab es weder ein Glas Orangensaft noch Kekse oder ein Lächeln. Der Laptop stand auf dem Tisch, und Miss O’Malley würdigte mich beim Hereinkommen keines Blickes.
    Als ich mich setzte, sagte sie, immer noch ohne mich anzusehen: »Ich habe gehört, was gestern in der Universität vorgefallen ist. Chas war ziemlich geknickt.«
    »Er hat gesagt, ich könnte gehen«, erwiderte ich nach einer kurzen Pause.
    Miss O’Malley brummte irgendwas und schlug mit der riesigen Faust auf den Schreibtisch. »Weißt du was, junger Mann?«, sagte sie und rang um Fassung. »Du bist nicht der einzige Mensch auf der Welt, der Probleme hat.«
    »Meine Eltern sind NUDISTEN «, entgegnete ich wütend. »Sie haben mich vor der ganzen Stadt blamiert. Mein Bruder hat sich die beeindruckendste Sportlerin des gesamten Landes unter den Nagel gerissen und sie ins Verderben gestürzt. Die verdammten Probleme kommen mir zu den verdammten Ohren raus. Was um Himmels willen könnte ehrlich schlimmer sein als das?«
    Miss O’Malley spitzte die Lippen. »Das ist kein Wettkampf, Michael, aber andere Leute haben auch Schwierigkeiten. Erwachsenwerden ist schwer.«
    »Sie klingen wie dieses Buch,
Mein Körper verändert sich

    »Das ist auch ein gutes Buch.«
    Ich verdrehte die Augen. Eigentlich ist es das schlechteste Buch aller Zeiten.
    Eine lange Pause trat ein, und dann seufzte Miss O’Malley tief. »Hör mal, Michael, tut mir leid, dass ich dich angefaucht habe. Ich sollte wohl froh sein, dass du überhaupt mit mir sprichst.«
    Ich zuckte mit den Schultern.
    Miss O’Malley holte tief Luft. »Ach, Michael. Weißt du, als ich in deinem Alter war, haben mich alle gehänselt. Deswegen.«
    Sie hielt ihre riesigen Pranken hoch. Ich schwöre, dass es im Büro dunkler wurde, wie bei einer Sonnenfinsternis. Ich schluckte.
    »Ich gebe meinem Daddy die Schuld, Michael. Weißt du, er hatte Pferde.«
    Sofort zuckte ich zurück. »Pferde. Iiih.«
    »Was hast du denn gegen Pferde, Michael?«
    Ich spürte, wie ich errötete. »Es sind nicht bloß Pferde. Eigentlich geht’s eher um Esel. Jedenfalls misstraue ich allem, was Hufe hat. Mein Bruder hat mal was gemacht als ich auf einem Esel geritten bin. Das ist alles.«
    »O ja, ich glaube du hast es in deinen Aufzeichnungen schon mal erwähnt. Willst du darüber sprechen?« fragt sie und zog die Augenbrauen hoch.
    Als ich den Kopf schüttelte, hielt sie kurz inne und sagte dann: »Du solltest mehr reden. Es geht schon aufwärts, aber du musst dich öffnen. Wo bin ich stehengeblieben? Ach ja. Meine Hände. Vielleicht ist dir aufgefallen, dass sie ein bisschen, ähm, groß sind.«
    »Nein, ist mir nicht aufgefallen«, log ich.
    Miss O’Malley drohte mir mit einem ihrer Wurstfinger. »Also jetzt aber, Michael, das kannst du deiner Großmutter erzählen. Ich habe alles gelesen, was du auf dem Laptop getippt hast.«
    Ich blickte zu Boden. Ich hatte nicht gewollt, dass sie sich unwohl fühlte.
    »Na ja«, sagte sie, »in meiner Familie haben alle große Hände. Mein Daddy hatte große Hände, meine Mammy hatte große Hände. Herrgott, sogar meine Oma hatte Hände so groß wie Klodeckel. Deshalb war es nicht sonderlich überraschend, dass auch ich mit großen Händen zur Welt kam.«
    Ich zuckte wieder mit den Schultern.
    »Aber das war nicht das Problem. Ich meine, die Leute verspotten dich nicht, weil deine Hände bloß groß sind. Ich glaube nicht, dass man Hände so deutlich wahrnimmt wie Gesichter. Mit seinen Händen bekommt man Probleme, wenn sie Aufmerksamkeit erregen.
    Ich habe es immer
geliebt
, meinem

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