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Das peinlichste Jahr meines Lebens

Das peinlichste Jahr meines Lebens

Titel: Das peinlichste Jahr meines Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Lowery
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lächerlich, Michael«, sagte Mum und setzte sich direkt neben mich. »Das Ganze ist kein Geheimnis mehr. Sinnlos, es zu verbergen. Eigentlich fühle ich mich befreit. Frei. Wir leben keine Lüge mehr, und das ist toll. Dass du hereingeplatzt bist, war das Beste, was je passiert ist. Mit den Ausreden deines Vaters, dass er Angst hat, von dir ertappt zu werden, ist es jetzt endgültig vorbei.«
    Dad rieb sich die Arme. »Aber es ist wirklich ein bisschen kühl. Du hast doch nichts dagegen, wenn ich nach oben gehe und mir einen Bademantel anziehe, oder?«
    Mum war schnippisch. »Doch. Es ist wichtig, dass du dich akklimatisierst. Wie willst du dich sonst an die freie Natur anpassen?«
    »Ihr wollt das wirklich tun«, sagte ich. »Ihr wollt wirklich da rausgehen und der Welt eure …«
    »Ja, Michael, das wollen wir«, erwiderte Mum. »Und jetzt überwinde deine alberne Prüderie und nimm die Comicseite runter. So kannst du nicht frühstücken.«
    Ich legte die Comicseite auf den Tisch und kniff die Augen zu. Im selben Moment ging die Tür auf. An dem Übelkeit erregenden Rasierwasserduft erkannte ich sofort, dass es Ste war. Ich öffnete ein Auge, sorgfältig darauf bedacht, weder Mum noch Dad anzusehen.
    »Hey hey hey. Mum, Dad, Freak. Ich muss los«, sagte er lächelnd, so als wäre alles in Ordnung.
    Er zuckte nicht mal mit der Wimper.
    Unsere Eltern frühstückten. Nackt. Unbekleidet. Und ihm war das völlig egal. Das war unglaublich. Wohin sollte das noch führen?
    »Ach, Steven, setz dich doch und frühstücke mit uns«, sagte Mum und nahm eine Schüssel und einen Löffel von dem Geschirrstapel auf dem Tisch, als wäre es die normalste Sache der Welt. »Wir haben dich die ganze Woche nicht zu Gesicht bekommen.«
    Habe ich schon gesagt, dass alle, auch meine Eltern, Ste großartig finden?
    Ste zuckte mit den Schultern. »Was soll ich sagen? Der Stevenator ist mit einer glücklichen jungen Dame namens Lucy King verabredet.«
    Mum schüttete sich kichernd Cornflakes in ihre Schüssel. »O Steven. Das ist doch nicht Lucy King aus dem Schwimmverein, oder? Dave Kings Tochter? Das ist ein reizender Mann.«
    Mum hat von jeher eine Schwäche für Dave King. Wenn ich mit dem Training fertig bin, plaudert sie immer mit ihm. Auch wenn ich nicht weiß, warum. Meiner Meinung nach ist er einer der unfreundlichsten Menschen auf Erden.
    »Ich bin eigentlich nicht an
ihm
interessiert«, sagte Ste.
    Mum kicherte wieder. »Lucy ist wirklich sehr hübsch. Michael hat ein Bild von ihr an der Wand.«
    »Stimmt ja gar nicht!«, blaffte ich. »Das ist ein Zeitungsausschnitt. Den habe ich aufgehängt, weil in dem Artikel mein Name erwähnt wird. [25] Ich hatte bloß keine Lust, das Foto rauszuschneiden.«
    »Von Lucy King«, sagte Mum.
    Ste lachte mich aus. »Hey hey hey, stimmt das, Flaumbacke? Ich sag ihr, dass sie einen Fan hat. Oder sollte ich lieber Stalker sagen? Weißt du schon, Mum, dass Mike und Pummel-Paul gestern aus dem Training geflogen sind, weil sie sie im Badeanzug begafft haben? Bis später dann.«
    Beim Rausgehen zwinkerte er mir zu.
    Mum ließ den Löffel klirrend in ihre Schüssel fallen. »Ist das wahr, Michael? Tja, das sagt eine ganze Menge, stimmt’s, Roy?«
    Dad brummte irgendwas.
    »Ich dachte, die menschliche Gestalt wäre dir peinlich«, sagte sie, sich für das Thema erwärmend. »Und jetzt stellt sich heraus, dass du bloß ein Spanner bist. Mir scheint, du musst dich damit abfinden, dass die Menschen einen Körper haben, Michael. Wir alle haben einen Körper, das ist nichts Schmutziges, wofür man sich schämen müsste. Wenn dir das klar ist, wirst du nicht mehr die ganze Zeit so verklemmt sein und die Augen schließen oder Mädchen begaffen.«
    Aus reiner Frustration schlug ich die Augen auf und starrte mein halb gegessenes Müsli an. »Ich hab sie nicht begafft. Das war Paul.«
    Mum fragte spöttisch: »Warum sollte Ste das dann sagen? Ich wünschte, du wärst so gelassen wie er. Dir ist bestimmt aufgefallen, dass er kein Getue gemacht hat, als er uns gesehen hat. Kann ich jetzt bitte die Milch haben?«
    Ich saß wutschäumend da.
    »Gut«, sagte sie, »dann nehme ich sie mir eben selbst.«
    Was als Nächstes passierte oder Der absolut schlimmste Moment meines ganzen Lebens, Teil III
    Mum erhob sich leicht.
Sie beugte sich direkt vor mir über den Tisch.
Sie griff nach der Milch.
Infolge dieser schrecklichen Kette von Ereignissen baumelte ihr
Busen
in meinen Coco Pops.
    Ihr Busen
.
    In meinen Coco

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