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Das Perlenmaedchen

Das Perlenmaedchen

Titel: Das Perlenmaedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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aus und ließ den Knüppel auf dem Schädel eines weiteren Mannes von der Perleninsel niedergehen.
    Fassungslos verfolgte Tonina, wie der Kampf von Mann gegen Mann immer brutaler wurde. Schmerzensschreie erfüllten die Luft. Schon trieben Leichen auf den Wellen, purpurnes Blut ergoss sich in alle Richtungen. Toninas Kanu schwankte durch die Kämpfenden gefährlich. »Guay!«, schrie sie.
    Und dann geschah das Unvorstellbare: Das Kanu schaukelte unkontrolliert von einer Seite zur anderen und kenterte plötzlich, schwemmte Kämpfer und Tonina ins Wasser.
    Während es ihr gelang, sich an dem umgekippten Einbaum festzuklammern, trieben die anderen durch die starke Strömung zu dem anderen Kanu, auf dem die Feuer inzwischen gelöscht worden waren, kletterten längsseits hinauf, zogen verwundete Kameraden und Feinde aus dem Wasser. Der Kampf war vergessen; jetzt half einer dem anderen ins Boot.
    Hilfeschreie gellten durch die Luft, Tonina blieb wassertretend bei ihrem Boot und hielt in all dem Durcheinander Ausschau nach Hilfesuchenden. Das Meer war ihr Element, aber nun saugte sich das Gewebe ihrer aus hamacs gefertigten Kleidung voll Wasser. Es wurde so schwer, dass sie kaum die Beine bewegen konnte. Kurz entschlossen löste sie den Knoten um ihre Taille, und der Rock sank in die Tiefe.
    Als Erstes schwamm sie zu einem Mann von der Perleninsel und schleppte ihn zurück zu dem gekenterten Kanu. Erst als sie seine Hand auf den Bootsrumpf legte, merkte sie, dass er tot war. Seine Hand glitt ab, und er trieb davon, das Gesicht unter Wasser.
    Sie schwamm zu einem anderen Mann – zu einem von der Halbmondinsel, der zwar noch lebte, aber im Kampf einen Arm verloren hatte. Während sie sich abmühte, ihn zu dem kieloben treibenden Boot zurückzuschaffen, vernahm sie verzweifelte Rufe. Sie wandte sich um und sah, dass das kleinere Kanu zu sinken begann. Es war überlastet, außerdem hatte eines der Feuer an der Längsseite ein Loch gebrannt. Die Männer schrien und stürzten übereinander, als das Kanu in der kabbeligen See verschwand. Tonina winkte, rief. Ihr Kanu war größer und stabiler. Wenn sie es schafften, es wieder aufzurichten …
    Da sah sie die Haifische.
    Wieder schrien die Männer, die versuchten, gegen die Strömung von dem sinkenden Kanu weg zu dem von Tonina zu gelangen. Schreckensrufe und Schmerzensgebrüll gellten auf, als die Rückenflossen der Raubfische zwischen den verzweifelten Männern auftauchten. Ein entsetzliches Morden hob an, begleitet von hoch aufspritzenden Fontänen, Hilferufen, sich blutrot färbendem Wasser.
    Als Tonina Macu im Wasser treiben sah, bewusstlos und das Gesicht himmelwärts gerichtet, griff sie nach ihm und zog ihn zu sich. Mit großer Mühe schaffte sie es, sich auf den Kiel zu hieven und Macu mit hochzuziehen. Zitternd und verzagt hockte sie nun auf dem schwankenden Bug, Macu neben sich fest umklammernd.
    Abrupt wurde das Kanu von einer kräftigen Gegenströmung erfasst, Tonina und Macu trieben von den Haien fort. Ungläubig bemerkte sie, wie das Gemetzel, das eben noch um sie herum getobt hatte, allmählich ihrem Blickfeld entschwand, auch die Überlebenden, die es nicht geschafft hatten, sich auf das robuste, wenngleich umgekippte Kanu zu retten. Von insgesamt einunddreißig Menschen waren nur Tonina und Macu übrig geblieben.
    Tonina schluchzte. Mit schmerzenden Armen hielt sie den bewusstlosen Macu fest. Sie begriff nicht, was geschehen war. Was hatte ihn bewogen, ihr Kanu anzugreifen? Sie drückte ihr Gesicht an sein kaltes, nasses Haar und weinte bitterlich. Lange würde sie ihn nicht mehr festhalten können. Ihre Kräfte schwanden. Ihre Muskeln verkrampften sich. Angstvoll hielt sie Ausschau nach Haifischen.
    Und dann tauchte einer auf. Ein kleiner, junger Hai. Kam rasch näher. Mit einer einzigen, wie selbstverständlichen Bewegung riss er das Maul auf und verbiss sich in Macus Schienbein. Das Wasser färbte sich blutrot. Tonina schrie auf. Mit aller Kraft versuchte sie, Macu höher auf den Bootsrumpf zu ziehen und gleichzeitig sich selbst über Wasser zu halten.
    Die Bestie wandte sich um, kam zurück. Tonina umklammerte Macu noch fester, aber anstatt vorbeizugleiten, rammte der Hai das Boot. Infolge des Anpralls lockerte sich Toninas Griff um Macus Brust, und der junge Mann glitt ins Wasser. Gelähmt vor Angst sah sie, wie sein Kopf untertauchte und der Hai nach dem Bewusstlosen schnappte. Rasch suchte der Hai das Weite, eine Blutspur hinter sich lassend.
    Zu keiner

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