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Das Perseus-Protokoll - Hensel, K: Perseus-Protokoll

Das Perseus-Protokoll - Hensel, K: Perseus-Protokoll

Titel: Das Perseus-Protokoll - Hensel, K: Perseus-Protokoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Hensel
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pleite.«
    »Wo sind Sie jetzt?«
    »In der Wohnung von drei iranischen Taxifahrern.«
    Sie war nicht sicher, ob alle drei Taxifahrer waren. Der eine, wenn sie sich richtig erinnerte, arbeitete als Packer in den Markthallen. Aber sie hatte das Gefühl, das war für Herrn Rütting nicht wichtig.
    »Brauchen Sie polizeiliche Hilfe?«
    »Die Polizei untersteht dem Ministerium für Bürgerschutz!«
    »Ja, und?«
    »Ich brauche keine Polizei.«
    »Haben Sie unsere Adresse?«
    Sie sah die Adresse auf der Homepage. Die Botschaft lag in Kolonáki, einen Kilometer südwestlich vom Penthouse des Mannes, der sie vor ein paar Stunden wegen Waffenbesitzes bei der Polizei angezeigt hatte. Auch das sagte sie Herrn Rütting lieber nicht. Sie hatte kein Geld für die Metro. Sie sagte, sie würde in ungefähr einer Stunde am Tor der Botschaft sein.
    Sie hörte die Iraner im Nebenzimmer reden. Persische Musik aus einem Kofferradio. Das Anzünden eines Gaskochers. Die Wände waren schimmelig und dünn. Den Packer hatte sie die ganze Nacht schnarchen gehört.
    Auf Spiegel Online keine Meldung über einen Anschlag. Stattdessen massive Zweifel an der Auszahlung der nächsten Tranche aus dem Hilfspaket. Zwei Tage lang hatte der griechische Ministerpräsident in Brüssel über die Auszahlung verhandelt. Nun stellte sich heraus: Alle Zahlen, die er auf den Tisch gelegt hatte, waren falsch. Das Haushaltsdefizit um zwanzig Prozent höher als veranschlagt. Die Wirtschaft im freien Fall. Angebliche Privatisierungserlöse Luftbuchungen. Der Präsident der EU-Kommission mahnte Griechenland zu verantwortungsvollem Handeln. Der deutsche Wirtschaftsminister warnte Griechenland vor einem Ende der Geduld. Ein Anthropologe erklärte, Griechenland sei zu korrekten Zahlen kulturell unfähig.
    Maria googelte Libya, chemical weapon, gas. Sie fand Berichte über eine Giftgasfabrik, die eine badische Firma, Imhausen-Chemie, Ende der achtziger Jahre an das Gaddafi-Regime geliefert hatte. Ein internationaler Skandal. Auschwitz in the Sand , die Schlagzeile der New York Times war damals um die Welt gegangen. Gaddafi hatte sein Chemiewaffenprogramm 2004 offiziell eingestellt. Doch eine Menschenrechtsorganisation behauptete, er habe es bis zu seinem Sturz heimlich weitergeführt und in seiner Heimatstadt Sirt hochmoderne Labore gebaut. Erst 2011, während heftiger Gefechte zwischen Rebellentruppen und den letzten Gaddafi-Getreuen, hatten fliehende Wissenschaftler diese Labore zerstört.
    Maria tippte Greece, coup, military . Sie fand einen Eintrag über den Obristen-Putsch 1967. Eine kleine Zahl entschlossener Offiziere hatte damals den griechischen Staatsapparat unter Kontrolle gebracht. Gestützt hatten sie sich auf den Prometheus-Plan. Ursprünglich war er von NATO- und CIA-Experten entwickelt worden, um Griechenland vor einer Machtübernahme durch die Kommunisten zu schützen. Welche Radiosender mussten abgeschaltet, welche Bahngleise sabotiert werden? Welche Gebäude galt es zu besetzen, welche politischen Führer zu verhaften? Bis 1974 hatten sich die Obristen an der Macht gehalten.
    Maria hörte Schlüssel in der Haustür. Stimmen auf dem Flur, Klappern von Geschirr. Jemand hatte Mineralwasser gekauft. Sie stand auf, das Sofa klappte hoch. Sie zog sich an. Eléni hatte also gestern nicht gelogen. Es hatte diesen Coup gegeben. Es gab jetzt eine verschworene Gruppe, die ihn wiederholen wollte. Wer konnte die Verschwörer aufhalten? Wer wollte sie aufhalten? Vielleicht niemand. Vielleicht hatte Eléni recht: Die Griechen wollten nicht noch eine Wahl, noch einen Ministerpräsidenten, noch ein Hilfspaket. Sie hofften auf die Befreiung. Sie hofften auf einen Messias.
    Die Iraner saßen in einem Raum, in dem hier und da Kacheln an den Wänden klebten. Der Raum hatte eine Badewanne, einen Kühlschrank, eine Toilette, einen Campingkocher mit Gaskartusche. Sie saßen um einen Klapptisch herum beim Frühstück. Alle standen auf, als Maria hereinkam.
    »Ich danke Ihnen«, sagte Maria. »Für alles.«
    »Sie gehen zur Botschaft?«, fragte Darius.
    »Ich habe angerufen.«
    »Wird heiß heute. Über vierzig Grad.«
    Maria sah die Männer, ihre Enge, ihre Armut. Sie wusste nicht, was sie sagen konnte, ohne dass es kitschig klang.
    »Haben Sie Papier und Stift? Ich gebe Ihnen meine Adresse. Vielleicht kann ich es eines Tages gutmachen.«
    »Sie haben es mehr als gutgemacht.«
    Darius legte eine Pistole und zwei Magazine auf den Tisch. Maria erkannte die Beretta

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