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Das Pest-Gewölbe

Das Pest-Gewölbe

Titel: Das Pest-Gewölbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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größte befand sich direkt vor der Wanne. In ihn wollte sie nicht hineinschauen, sie entschied sich für den Spiegel über dem großen Waschbecken, wo die Haushaltshilfe bereits die frischen Handtücher bereitgelegt hatte, und Vivian eigentlich hätte zufrieden sein können, wenn nicht dieses Gefühl der Spannung in ihr gelauert hätte.
    Wie sehe ich aus?
    Die Frage beschäftigte und bedrängte sie. Dennoch hielt sie die Augen geschlossen, als sie sich dem Spiegel näherte. Diesen Weg kannte sie im Schlaf.
    Vivian Greyson zählte die Schritte. Ihr Inneres glich einem Vulkan.
    Ähnliche Gefühle hatte sie noch nie erlebt, obwohl sie schon viele kosmetische Mittel ausprobiert hatte und vor der neuen Entdeckung stets sehr gespannt gewesen war.
    Die Frau blieb erst stehen, als sie mit dem Bauch den Rand des Waschbeckens berührte. Mittlerweile war sie auf alles gefaßt. Die Hände hatte sie zu Fäusten geballt. Und dann öffnete sie die Augen. Vivian sah sich!
    Es war ihr Gesicht, das sich in der hellen Spiegelfläche abzeichnete und sie anstarrte. Aber war es wirklich ihr Gesicht? Hatte es sich dermaßen verändert?
    Ihr fiel diese Blässe auf, die bestimmt nicht auf irgendwelche Nachwirkungen einer schlechten Nacht beruhte. Eine derartig bleiche Haut hatte sie bei sich noch nicht feststellen können. Das erinnerte sie an eine Totenblässe, und plötzlich mußte sie daran denken, daß diese neue Kosmetik auch so seltsam gerochen hatte. Es kam ihr vor, als hätte sie die Haut einer toten Person übernommen.
    So etwas war unmöglich, und die Frau erschrak über ihre eigenen Gedanken.
    Im Gegensatz zur Haut waren die Haare okay. Sie sahen aus wie immer.
    Sie war eine blonde Frau von Natur aus. Im Laufe der Zeit aber waren die Haare grau geworden, und sie hatte sie immer wieder nachtönen lassen. Diese Tönung war auch geblieben, im Gegensatz dazu fiel die Bleichheit ihrer Haut noch stärker auf.
    Vivian stand vor dem Spiegel und schüttelte leicht den Kopf. »Was ist mit mir passiert?« fragte sie leise. »Himmel, was ist nur mit mir geschehen?«
    Sie konnte sich selbst keine Antwort auf diese Frage geben, aber sie hatte die erste Hürde übernommen. Jetzt stand sie dicht vor der zweiten, und auch die würde sie schaffen.
    Bisher hatte sie ihre eigene Gesichtshaut noch nicht berührt. Nun hob sie die Hände an und führte sie zum Gesicht. Mit den Kuppen strich sie über die nun weiche, fast jugendliche Haut, doch sie freute sich nicht darüber. Vivian hatte noch nie so zarte Haut gehabt, und sie suchte in Gedanken nach einem Vergleich.
    Scharf saugte sie die Luft ein. Auf ihrem Rücken ballte sich die Gänsehaut. Innerlich verfluchte sie bereits die Creme. So richtig hatte sie die Wirkung nie glauben wollen, aber in ihrer Furcht vor dem Älterwerden hatte sie eben nach jedem Strohhalm gegriffen.
    Das ist nicht mehr mein Gesicht, dachte sie. Das ist… das ist eine verdammte Maske! Ja, eine Maske mit allen Nachteilen und keinem einzigen Vorteil.
    Sie verspürte den Drang, sich zu setzen. Sie wünschte sich, alles wäre nur ein Traum, doch die Spiegel waren gnadenlos.
    Ihr Mund zuckte. Er hatte sich im Laufe der Jahre nicht verändert. Noch immer hatten die Lippen diese wunderbare, frauliche Fülle. Wut und Angst bemächtigten sich ihrer. Vivian fing an zu zittern. Sie kannte sich.
    Es würde nicht mehr lange dauern, und sie kriegte einen schrecklichen Wutanfall. Vielleicht griff sie nach irgendwelchen Gegenständen und zertrümmerte die Spiegel. Die Gedanken endeten jäh.
    Etwas hatte sie gestört. Etwas geschah, was eigentlich nicht geschehen durfte.
    Sie hatte keine Erklärung und drehte sich um, weil sie einen Beweis bekommen wollte.
    Sie war allein.
    Und trotzdem war sie es nicht. Im Spiegel, der wahrlich groß genug war, zeichnete sich über ihrem Gesicht ein zweites ab. Und das kannte Vivian Greyson.
    Es war das Gesicht aus ihrem Traum!
    Diese Frau! Diese schreckliche Frau, die ihr aufgefallen und im Traum begegnet war.
    Sie war da. Es gab sie. Im Spiegel sah sie das Gesicht. Diese glatte, silbrige Haut. Sie ließ die Person aussehen wie eine Puppe. Nicht ein einziges Haar entdeckte Vivian in diesem Gesicht. Alles wirkte wie geschliffen, und selbst die Brauen über den kalten, kleinen Kugelaugen waren nur mehr Farbstriche. Es waren nicht mal Haare auf dem Kopf zu erkennen, nur dunkle Schatten, die die Rundung genau nachzeichneten.
    Aber die Lippen sahen aus, als wären sie hellrot angemalt worden. Und dieser Mund war

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