Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Pestkind: Roman (German Edition)

Das Pestkind: Roman (German Edition)

Titel: Das Pestkind: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Steyer
Vom Netzwerk:
Männer tauchten über ihnen auf dem Hügel auf. Verwundert sahen die beiden Marianne an und begannen lautstark zu lachen.
    »Du solltest Hasen jagen und keine Mädchen«, sagte der eine und deutete mit dem Finger auf Marianne.
    »Keine zwei Minuten kann man den Burschen allein lassen.«
    Der andere grinste kopfschüttelnd.
    Toni errötete.
    Mariannes Scham wich Wut. Sie versuchte aufzustehen.
    Toni kam ihr zu Hilfe, reichte ihr die Hand und half ihr wie ein Kavalier galant auf die Füße. Die beiden anderen Männer kamen zu ihnen herunter und musterten Tonis Fund neugierig.
    »Hübsch ist dein Hase, nur werden wir ihn nicht essen können.«
    Toni verteidigte sich.
    »Ich kann nichts dafür. Sie ist mir regelrecht vor die Füße gefallen.«
    Die beiden lachten erneut.
    »Hörst du, Wilhelm«, rief der eine, »es regnet Frauen.«
    Marianne wurde wütend. Ihr tat der Junge leid.
    »Lasst ihn in Ruhe! Warum hackt ihr auf ihm herum? Wir sind zufällig aufeinandergestoßen.«
    Verblüfft sahen die Männer sie an. Mit so einer Reaktion hatten sie nicht gerechnet. Sie musterten Marianne mit mehr Interesse.
    »Was treibt ein junges Ding wie dich allein in den Wald?«, fragte der eine Mann neugierig.
    Marianne verschränkte die Arme vor der Brust.
    »Geht euch das etwas an?«
    »Sie ist zickiger als unser alter Esel«, bemerkte Toni.
    Marianne verlor die Geduld. Sie wollte hier weg, irgendwohin, wo sie sich verkriechen konnte. Ihr Knie schmerzte, und ihre aufgescheuerten Handflächen brannten.
    »Wir sollten sie mitnehmen.« Wilhelm kratzte sich am Kopf. »Allein kann sie hier unmöglich bleiben.«
    Marianne sah ihn entgeistert an und hob abwehrend die Hände.
    »Nein, nein, ich komme schon zurecht.«
    Der andere Mann deutete auf ihre feuchten Kleider.
    »Das sehen wir. Wilhelm hat recht. Du wirst uns begleiten. Alois soll entscheiden, was wir mit dir machen.«
    Marianne warf Toni einen finsteren Blick zu.
    »Ich habe gesagt, dass ich allein zurechtkomme«, wiederholte sie noch einmal ihre Worte.
    Wilhelm atmete tief durch.
    »Und ich habe gesagt, dass du uns begleiten wirst.«
    Er packte Marianne unsanft am Arm und zog sie näher an sich heran.
    »Ich will mir nicht nachsagen lassen, ich wäre kein Ehrenmann, und eine Dame lässt man nicht allein im Wald.«
    Sein Griff war fest und schmerzte. Er sah sie durchdringend mit seinen blauen Augen an, und sie konnte seinen Atem auf der Haut spüren. Seufzend ergab sie sich in ihr Schicksal. Es ging den Weg zurück, den sie gekommen war, und hinter dem freien Feld tauchten sie wieder in den Wald aus Weidenbäumen ein. Toni warf Marianne die ganze Zeit über reumütige Blicke zu, sagte aber nichts.
    Wenig später erreichten sie eine größere Lichtung, die direkt am Ufer des Flusses lag. Viele Boote waren dort festgemacht worden, und etwas abseits grasten einige Pferde. Ein großes Lagerfeuer, um das mehrere Männer herumstanden, erhellte die inzwischen hereingebrochene Dunkelheit. Zelte wurden aufgebaut, und eine Gruppe Männer kreuzte ihren Weg, mehrere tote Hasen in den Händen. Marianne schaute sich verwundert um. Eine Räuberbande schien das hier nicht zu sein. Sie hatte Glück gehabt und war einer Gruppe Schifffahrer in die Arme gelaufen. Ob das allerdings in ihrem Fall tatsächlich Glück bedeutete, würde sich noch herausstellen, denn die Gerüchte, wie die Männer mit Frauen umgingen, fielen ihr plötzlich wieder ein.
    Wilhelm führte sie zu einem dunkelhaarigen Mann, der mit dem Rücken zu ihnen am Feuer saß und sich angeregt mit einem weißhaarigen Alten unterhielt. Marianne erkannte die Stimme sofort.
    Wilhelm räusperte sich, und der Mann drehte sich um. Verwundert riss Alois Greilinger die Augen auf und starrte Marianne an.
    »Aber, wie kommst du denn hierher?«
    Wilhelm sah den Schiffsmeister und Anführer der Bruderschaft überrascht an.
    Marianne atmete erleichtert auf.
    Alois Greilinger war hier. Jetzt war alles gut. Niemals würde er ihr etwas antun oder zulassen, dass jemand Hand an sie legte.
    Wilhelm beantwortete seinem Kameraden die Frage.
    »Wir haben sie nicht weit von hier im Wald gefunden.«
    Ein spitzbübisches Grinsen huschte über sein Gesicht.
    »Genauer gesagt hat Toni sie gefunden. Sie ist ihm vor die Füße gefallen.«
    Der alte Mann, mit dem Alois gesprochen hatte, lächelte, und seine dichten weißen Augenbrauen schienen dabei über seine Stirn zu tanzen.
    »Seit wann fallen die Frauen in dieser Gegend von den Bäumen?«
    Marianne warf ihm einen

Weitere Kostenlose Bücher