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Das Pestzeichen

Das Pestzeichen

Titel: Das Pestzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zin meister Deana
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»Warum nicht gleich so?«, spottete er und stieß den Jungen zu seinem Großvater.
    Der legte schützend den Arm um das schluchzende Kind und erzählte: »Vor mehr als hundert Jahren soll ein Mönch …«
    »Verschone mich mit deiner Märchenstunde!«, brauste Markus auf, sodass der Junge zusammenzuckte und seine Ohren mit den Händen schützte. »Ich will nur wissen, wo wir diesen verdammten Schatz finden.«
    Der Bauer strich seinem Enkel beruhigend über den Scheitel. »Wenn ihr den linken Feldweg aus dem Dorf hinaus nehmt und dem Berg hinauf folgt, kommt ihr linker Hand im Wald zu einem Pfad, der euch zur Aschbacher Kirche bringt. Dort müsst ihr nach dem Schatzgeist Ausschau halten. Er wird euch zeigen, wo er seinen Schatz vergraben hat.«
    Markus’ Blick schien den Bauern zu durchbohren. »Wenn du weißt, wo der Schatz liegt, warum hast du ihn dir nicht schon längst selbst geholt?«
    »Sehe ich aus wie ein Schatzsucher?«, knurrte der Alte.
    »Wie sieht ein Schatzsucher aus?«, wollte Markus wissen.
    Der Alte hob seinen Krückstock in die Höhe und zeigte auf Jeremias. »Ihm könnte der Dämon vertrauen«, flüsterte er mit heiserer Stimme.
    Markus bekam eine Gänsehaut.
    Urs ließ Susannas Hand nicht los und zog das Mädchen tiefer in den Wald. Erst als das Unterholz so dicht wurde, dass sie nur langsam vorwärtskamen, blieb er stehen.
    »Ich kann nicht mehr«, japste Susanna und ließ sich zu Boden gleiten.
    Urs gab ihre Hand frei und blickte sich aufmerksam um. Da er nichts Beunruhigendes entdecken konnte, setzte er sich zu ihr.
    »Ich habe dir gesagt, dass uns dein Starrsinn in Gefahr bringen wird«, schimpfte er verhalten.
    »Aber Dickerchen …«, jammerte sie.
    »Ihm geht es gut«, versuchte Urs sie zu beruhigen und wollte ihr über die Wange streicheln.
    Doch sie drehte den Kopf zur Seite und fauchte: »Rühr mich nicht an!«
    Enttäuscht nahm er seine Hand fort und stand auf. Er ging einige Schritte zurück und lehnte sich gegen einen Baum, sodass sie sein Gesicht nicht sehen konnte. Was mache ich hier? , überlegte er enttäuscht. Anscheinend mochte Susanna ihn nicht, konnte ihn wahrscheinlich nicht einmal leiden. Er fühlte sich ausgenutzt, nachdem sie ihm gestanden hatte, dass sie nur wegen der Schatzsuche wollte, dass er bei ihr blieb. Trotzdem hatte er gehofft, sie würde ihr Verhalten ändern.
    Bei ihm war das anders. Ihn lockte weder Geld noch Gold. Urs fühlte etwas, das er zuvor nie gespürt hatte. Etwas, das er nicht in Worten ausdrücken konnte. Allein wenn Susanna ihn nur ansah, glaubte er, sein Herz würde zerspringen. Als er bei der Flucht ihre Hand ergriffen hatte, war das Blut durch seinen Kopf gerast, dass ihm angst und bange wurde. Urs seufzte leise. Wenn sie ihn nur einmal berühren oder danke sagen würde! Er dachte an seine Eltern, die in Sorge sein mussten, weil sich seine Ankunft in Trier verzögerte. Er mochte nicht an die Schelte des Vaters denken. Und seine Mutter! Sie würde sich wahrscheinlich große Sorgen machen, weil er so lange fortblieb. Urs riskierte so viel für Susanna, doch sie stieß ihn fort.
    Er drängte die bedrückenden Gedanken zurück und dachte daran, wie Susanna sich im Wirtshaus gegenüber der Magd Anna gebärdet hatte. Sie hatte ihn wütend angefahren und war aus dem Gasthaus gestürmt, weil er nett zu diesem Mädchen gewesen war. Bei dem Gedanken an ihre wütende Miene blitzte ein Lächeln in seinem Gesicht auf. Vielleicht mag sie mich ja doch , träumte er.
    Susanna blickte zu Urs, der ihr den Rücken zudrehte. Da sie sein Gesicht nicht sah, konnte sie nicht erahnen, was in seinem Kopf vorging. Sie wollte nicht von ihm berührt werden, aber es behagte ihr auch nicht, wenn er sie nicht beachtete oder alleine ließ. Die widerstreitenden Gefühle in ihrem Innern, die wie eine Welle hoch- und niederschwappten, verunsicherten sie und erschwerten ihr das Atmen. Sie war sich wohlbewusst, wie sehr es ihr missfiel, dass die Magd ihren Gefallen an Urs gezeigt und ihm ihre Brüste entgegengestreckt hatte. Am liebsten hätte sie der Magd in diesem Augenblick die Augen ausgekratzt. Wie kam dieses Weibsbild dazu? Aber auch über das Verhalten von Urs war Susanna verärgert gewesen, wie sie sich eingestand. Sein freundliches Benehmen der Magd gegenüber hatte sie geärgert. Sie musste sich widerstrebend eingestehen, dass sie sich an die Gesellschaft des Burschen gewöhnt hatte. Ich würde ihn vermissen, wenn er seinen Eltern folgt , dachte sie und hoffte, dass er

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