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Das Pestzeichen

Das Pestzeichen

Titel: Das Pestzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zin meister Deana
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nach dem Schlag angeschwollen und blutverkrustet war. Jeremias schaute sie fragend an, und sie nuschelte: »Dort soll es von Ratten wimmeln.«
    Jeremias zeigte sich großzügig und sagte: »Dann lass sie hier draußen.« Er reichte Markus das Zaumzeug eines Pferdes und befahl: »Binde ihr mit den Zügeln Hände und Füße zusammen.«
    »Was hast du vor?«, fragte Markus mürrisch und stieß Susanna zu Boden.
    »Ich werde dem Burschen folgen und ihn aufhalten, bevor er die Menschen in Gersweiler auf uns hetzen kann.«
    »Beeil dich, damit wir endlich die Schriften bekommen. Ich hab’ langsam die Schnauze voll.«
    »Das geht nicht nur dir so«, sagte Jeremias und ging in den eingezäunten Bereich zu den Pferden.
    Markus kniete sich hinter Susanna und drehte ihre Hände brutal auf den Rücken, sodass sie laut aufschrie. Mit dem Lederband schnürte er ihre Hände und Füße fest zusammen. Dann packte er das Mädchen, das vor Schmerzen wimmerte, an den Schultern und zog sie gegen einen Baum. »Hier bleibst du sitzen, bis wir die Schriften haben«, erklärte er und ging zu der kleinen Koppel.
    Jeremias hatte ein Salinenpferd gesattelt und führte es von den anderen fort. Bevor er aufsaß, trat er dicht an Markus heran und flüsterte: »Du krümmst ihr kein Haar!«
    »Was denkst du von mir?«, fragte Markus.
    »Nichts Gutes«, erklärte Jeremias, dem der lüsterne Blick des Gefährten nicht entgangen war. »Wir brauchen sie unversehrt für die Schatzsuche.«
    »Wie meinst du das?«
    »Jungfrauen sollen hellseherische Fähigkeiten haben.«
    »Unfug! Wenn sie tatsächlich hellsehen kann, hätten wir sie nicht gefangen nehmen können«, spottete Markus.
    »Diese Fähigkeit bezieht sich nur auf die Schatzsuche, du Dummkopf.«
    »Woher willst du wissen, dass sie noch Jungfrau ist? Schließlich war sie mit diesem Burschen unterwegs.«
    Jeremias blickte zu Susanna, die mit entsetztem Blick dem Gespräch gelauscht hatte.
    »Du hast recht, vielleicht ist sie keine Jungfrau mehr und nutzlos. Im Grunde könnten wir sie gleich beseitigen.«
    »Ich bin jungfräulich!«, schrie Susanna, und Jeremias lachte leise auf.
    »Du hast es gehört, Markus. Ich hoffe, dass sie es noch ist, wenn ich zurückkomme«, sagte er mit bedrohlicher Miene und schwang sich in den Sattel.
    Jeremias ritt fort, und Susanna blickte zu Markus, der Dickerchen streichelte und sie nicht beachtete.
    »Mein Magen knurrt, und ich bin durstig«, jammerte sie.
    »Siehst du hier ein Wirtshaus?«, höhnte Markus.
    »Im Wald gibt es Beeren, und nicht weit von hier einen Bachlauf, der in einen Teich mündet. Dort könntest du Wasser schöpfen.«
    »Halt’s Maul, du Miststück. Bevor ich dir Wasser hole, bekommen erst die Pferde zu saufen«, zischte Markus. Dann schien er zu überlegen und fragte: »Wo soll der Bach sein?«
    Susanna wies ihm mit dem Kinn die Richtung. Markus verließ die Einzäunung, doch als er nicht in die gezeigte Richtung ging, rief sie ihm ängstlich hinterher: »Wo willst du hin?«
    Ohne zu antworten, ging er in die Kirche und kam kurze Zeit später mit einem Kochtopf und einer Rolle Borte zurück. Während er die restliche Suppe vom Tag zuvor aus dem Topf in die Büsche schüttete, erklärte er belustigt: »Der Alte hat vor Aufregung einen Teil seiner Sachen vergessen.« Dann nahm er eine breite Zierborte und wickelte sie mehrmals um Susanna und um den Baumstamm.
    »Was soll das?«, fragte sie außer sich.
    »Ich traue dir nicht«, sagte er und zog die Schnur fest. »Jetzt bin ich sicher, dass du nicht abhauen kannst.«
    Als Markus zu den Pferden ging und ihnen die Halfter anlegte, schrie Susanna: »Du kannst mich nicht gefesselt hier zurücklassen. Binde mich sofort los!« Als er nichts erwiderte, schrie sie in ihrer Verzweiflung mit schriller Stimme: »Lass mich nicht allein!«
    Markus ließ die Pferde stehen und ging wütend auf Susanna zu. »Halt dein unsägliches Maul«, raunzte er.
    »Du kannst mir den Mund nicht verbieten«, heulte sie auf und blickte ihn herausfordernd an.
    Markus kniete sich nieder und riss ihr mit einem Ruck ein Stück Stoff aus dem Rock. Bevor Susanna wusste, wie ihr geschah, stopfte er ihr den Fetzen in den Mund. »Jetzt ist Ruhe«, schnauzte er, holte den Topf und ging zurück zu den Pferden, mit denen er im Wald verschwand.
    Der Knebel hinderte Susanna am Atmen. Auch brannte ihre verletzte Lippe. Sie bekam kaum Luft und würgte. Da ihr Herz hart gegen ihre Brust schlug, schloss sie die Lider, um sich zu beruhigen, als

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