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Das Pestzeichen

Das Pestzeichen

Titel: Das Pestzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zin meister Deana
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finster an.
    »Euer Dorf muss mir dankbar sein, denn ich habe ein schlimmes Unglück verhindert«, erklärte Jeremias, woraufhin die Männer fragend ihre Augenbrauen in die Höhe zogen. Jeremias nahm den kleinen Tiegel vom Boden auf und sagte: »Der Bursche hat versucht, euren Brunnen zu vergiften. Ich würde mich nicht wundern, wenn er die Pest über euch hätte bringen wollen!«
    Susanna hatte das Gefühl, dass Stunden vergangen waren, seit Markus sie an den Baum gebunden und allein zurückgelassen hatte. Ihr Genick und ihre gefesselten Glieder schmerzten, und sie versuchte sich zu bewegen. Doch da die Borten ihr keinen Spielraum ließen, gelang es ihr nicht, sich zu strecken. Auch an Schlaf war nicht zu denken, denn Schmerzen und Angst hielten sie wach. Mit brennenden Augen starrte sie zu den Bäumen, zwischen denen Markus und die Pferde verschwunden waren. Sie konnte erkennen, wie die Sonne Stück für Stück weiterwanderte.
    Irgendwann fürchtete sie, vor Angst wahnsinnig zu werden. Tränen schossen ihr in die Augen, und ihr Atem ging stoßweise, als sie endlich Markus erblickte. Obwohl sie bei seinem Anblick erleichtert war, spürte sie, wie unbändiger Zorn in ihr aufstieg. Nachdem Markus die Pferde in die Umzäunung gebracht hatte, kam er auf sie zu und nahm ihr den Knebel aus dem Mund. Susanna hustete, spuckte, würgte und krächzte: »Du Scheusal! Wie konntest du es wagen, mich so lange allein zu lassen!« Als sie sah, dass sein Haar nass war, schrie sie: »Du gehst schwimmen, während ich verdurste und verhungere?«
    »Halt’s Maul, oder ich steck’ dir den Stofflappen zurück zwischen die Zähne«, drohte Markus.
    Susanna wusste, dass er es ernst meinte, und unterdrückte den Fluch, den sie ausstoßen wollte. Markus hielt ihr den mit Wasser gefüllten Kochtopf an die Lippen, und sie trank in großen Schlucken. Als er den Topf fortnahm, sagte sie: »Ich muss mal!«
    »Das ist mir einerlei, denn wenn ich dich losmache, wirst du fliehen«, beschied er ihr, drehte sich um und wollte zur Kirche gehen.
    »Ich verspreche, dass ich bleiben werde«, rief sie ihm hinterher.
    Markus blieb stehen und schien nachzudenken. »Ich habe einen besseren Einfall«, sagte er und kam zurück, um die Borten zu lösen, die er ihr dann um den Hals schlang.
    »Was soll das?«, schimpfte sie.
    »Solltest du versuchen, dir den Strick vom Hals abzunehmen, werde ich dir mit einem Ruck das Genick brechen«, drohte er.
    Entsetzt sah sie ihn an. Sie wusste, dass er seine Drohung wahr machen würde.
    Markus nahm Susanna die Fußfesseln ab und löste die Zügel von ihren Händen. Sie konnte ihre Arme nur langsam bewegen. Die Gelenke schmerzten, und sie stöhnte auf. Ihre Beine fühlten sich wie abgestorben an. Nur mit großer Mühe kam sie vom Boden hoch.
    »Was soll ich jetzt machen?«, klagte sie und versuchte ihre Finger zwischen Halsfessel und Hals zu schieben, um den Strick zu lockern.
    »Nimm die Hände runter«, befahl Markus. »Du kannst dich so weit von mir entfernen, wie das Seil es zulässt. Geh hinter die Pferde, damit ich dich im Blick habe.«
    »Das will ich …«, wollte Susanna aufbegehren, doch Markus zog einmal heftig am Strick.
    »Schweig, oder ich fessle dich erneut an den Baum.«
    Susanna ging langsam an den Pferden vorbei und suchte einen Busch.
    »Zum Glück dämmert es bereits«, murmelte sie und hob ihren Rock.
    Als sie in die Hocke ging, hatte sie das Gefühl, beobachtet zu werden. Erschrocken richtete sie sich auf und blickte angstvoll hinter sich. Markus stand scheinbar gelangweilt in der Nähe des Baums und blickte in eine andere Richtung. Als Susanna nichts Ungewöhnliches wahrnehmen konnte, setzte sie sich wieder. Im gleichen Augenblick glaubte sie erneut, in der Nähe ein Lebewesen durchs Gebüsch huschen zu sehen. Äste bewegten sich, obwohl der Abend windstill war. Susanna beeilte sich und rannte zu Markus zurück.
    »Da war etwas«, flüsterte sie ihm zu.
    »Was soll hier schon sein?«, fragte er spöttisch. »Du willst nur, dass ich dich nicht wieder fessle. Doch da irrst du dich.«
    Mit einem leichten Ruck zog er sie zu sich und warf sie erneut zu Boden. Nachdem er sie gefesselt hatte, wollte er ihr den Knebel wieder in den Mund stecken.
    »Bitte nicht! Ich verspreche, ruhig zu sein.«
    Markus grinste sie an. »Ich glaube dir nicht«, sagte er und hielt ihr die Nase zu. Kaum öffnete sie den Mund, um Luft zu holen, schob er ihr den Knebel hinein. Lachend winkte er ihr zu und marschierte in die

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