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Das Pestzeichen

Das Pestzeichen

Titel: Das Pestzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zin meister Deana
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Kirche.
    Die Dunkelheit brach herein, und Susanna ließ ihren Blick unruhig hin und her schweifen. Sie konnte sich des Gefühls nicht erwehren, dass jemand in ihrer Nähe durch das Gras schlich. In ihrer Furcht glaubte sie fremde Geräusche zu hören und dachte sofort an Dämonen, sodass ihr Körper erzitterte. Sie rief nach Markus, doch wegen des Knebels im Mund war der Schrei kaum zu hören.
    Dann sah sie plötzlich tatsächlich mehrere Gestalten, die geräuschlos hinter Bäumen und Büschen hervorkamen. Susanna zog wild an ihren Fesseln, als ein Mann vor ihr auftauchte. Im Schein des langsam aufsteigenden Mondes sah sie, wie er ihr mit dem Finger ein Zeichen gab zu schweigen. Ein leiser Pfiff ertönte, und er sprang hinter ihren Baum. Mit weit aufgerissenen Augen sah Susanna, dass Markus am Eingang der Kirche erschien und sich erleichterte. In ihrer grenzenlosen Angst wollte sie ihn warnen, indem sie sich geräuschvoll gegen den Baum warf, an den sie gefesselt war.
    Doch sie erstarrte, als eine Stimme an ihrem Ohr raunte: »Verhalte dich ruhig, und du wirst verschont werden.«

Kapitel 31
    Urs erwachte mit heftigen Kopfschmerzen. Er hatte keine Ahnung, was geschehen war. Wo bin ich? , dachte er und fasste sich an den schmerzenden Schädel. Das Letzte, woran er sich erinnern konnte, war der Schlag auf den Kopf. Doch wer ihm den versetzt hatte, wusste er nicht.
    Langsam versuchte er sich aufzusetzen, als ihm speiübel wurde und er sich stöhnend wieder zurücklegte. Er presste die Augen zusammen und schluckte schwer. Nach einer Weile ließ die Übelkeit nach, und er wagte langsam die Lider zu öffnen. Da er in der Dunkelheit kaum etwas erkennen konnte, ließ er seine Hände über den kühlen Boden gleiten, auf dem er lag. »Festgetretener Lehm«, stellte er fest, als seine Finger gegen eine Wand aus grob gehauenen Steinen stießen. Urs setzte sich hoch und lehnte sich dagegen. Nachdem sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, blickte er sich um. Kisten, Säcke und große Tontöpfe standen an den Wänden aufgereiht. »Ich bin in einem Keller«, flüsterte er und kroch zu einem Sack, in dem er Äpfel entdeckte. Hungrig nahm er sich einen heraus und biss hinein.
    Während Urs kaute, schaute er sich um und erblickte an der hinteren Wand knapp unter der Decke eine vergitterte Öffnung, die halb so hoch wie ein Fenster war. Mit dem angebissenen Obst zwischen den Zähnen stellte er sich auf die Zehenspitzen und umfasste das Eisen, um sich mit großer Anstrengung in die Höhe zu ziehen. Zwischen den Gitterstäben hindurch schaute er nach draußen. Er sah nichts weiter als eine windschiefe Hütte auf der anderen Wegseite.
    Enttäuscht, dass er sich nicht orientieren konnte, ließ Urs sich wieder auf die Füße hinab, setzte sich unter dem Fenster auf den Boden und aß seinen Apfel weiter. Was hat das zu bedeuten? Und wer hat mich hierher gebracht? , überlegte er, als sein Blick auf eine Tür in der gegenüberliegenden Ecke fiel, die durch das schwache Licht kaum zu erkennen war. Er warf den Rest des Apfels zu Boden und ging zur Klinke, die er langsam hinunterdrückte. Nichts tat sich, und er versuchte es erneut, doch die Tür blieb verschlossen. In dem Bewusstsein, eingesperrt zu sein, hämmerte er wütend mit der Faust und dem Fuß gegen das Holz und schrie: »Ist da jemand?«
    Niemand antwortete. Niemand kam.
    Angst lähmte seine Gedanken, und er lehnte sich gegen die Tür. Urs spürte, dass seine Augen feucht wurden, und er verbarg das Gesicht in seinen Händen. Er dachte an Susanna, drängte die Tränen zurück und nahm die Arme herunter. »Ich muss sie retten«, schwor er und hämmerte erneut gegen das Holz.
    Susanna war wie gelähmt. Selbst ohne Fesseln wäre sie unfähig gewesen, sich zu bewegen. Das plötzliche Auftauchen der unheimlichen Gestalten raubte ihr fast den Verstand. Wer waren die Fremden, die in der Dunkelheit durch das Gelände schlichen? Wie Geister waren sie nach ihrem plötzlichen Erscheinen wieder unsichtbar geworden. Susannas Angst, dass Schatzdämonen an die Oberfläche gekrochen waren, wurde übermächtig. Doch dann beruhigte sie sich in der Erinnerung an die sehr menschliche Stimme des Mannes, der ihr zugeraunt hatte, sie solle sich ruhig verhalten, dann werde sie verschont. Susanna hatte heftig genickt, um zu zeigen, dass sie ihn verstand. Als der Fremde wieder so geräuschlos verschwand, wie er gekommen war und nur noch der Busch neben ihr raschelte, hoffte Susanna inständig, dass

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