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Das Pestzeichen

Das Pestzeichen

Titel: Das Pestzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zin meister Deana
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Kopf in den Nacken und blickte am Dom empor. Zwar hatte der Vater sie einmal als kleines Kind mit nach Saarbrücken genommen, doch daran konnte sie sich nur noch vage erinnern. Susanna fand, dass Trier eine außergewöhnliche und ansehnliche Stadt war, obwohl viele Gebäude durch den langen Krieg stark in Mitleidenschaft gezogen zu sein schienen.
    »Wo soll ich hier den Vater von Urs finden?«, überlegte sie verzweifelt, als sie einen Händler schreien hörte: »Frische Fische! Leute, kauft frische Fische!«
    Susanna zog ihr Pferd zu dem Mann, der auf einem Karren gepökelte und frische Fische anbot. Der Gestank verschlug ihr für einen kurzen Augenblick die Sprache.
    »Was stehst du herum? Willst du Fisch kaufen oder mir die Leute vergraulen?«, blaffte der Mann, dessen Schürze mit Blutflecken verschmutzt war. Mürrisch fischte er aus einem Fass, das mit Wasser gefüllt war, einen lebenden Karpfen und schlug ihn mit einem Knüppel auf den Schädel, bis er nicht mehr zuckte. Nachdem er ihn aufgeschlitzt und ausgeweidet hatte, warf er die Innereien achtlos zu Boden. Sogleich stürmte ein hinkender Hund heran und fraß alles auf.
    »Du stehst ja immer noch nichtsnutzig vor meinem Stand«, beschimpfte er Susanna, als er aufblickte. »Außerdem versperrt dein Riesengaul die Sicht auf meine Fische, sodass meine Kunden nichts sehen können«, schalt er und hieb dem Karpfen den Kopf ab.
    »Kannst du mir sagen, wo ich die Soldaten finde, die aus der Schweiz gekommen sind?«
    »Sehe ich aus wie eine Auskunftsstelle? Was habe ich mit fremden Soldaten zu tun?«, fragte er und holte den nächsten Fisch aus dem Fass. Susanna sah ein, dass sie hier keine Antwort auf ihre Frage bekommen würde, und ging weiter. Sie sprach mehrere Leute an, doch niemand wusste, wohin sie sich wenden musste, bis eine Frau sagte: »Frag die Torwächter, die müssen das wissen.«
    Susanna bedankte sich und ging zurück zum Stadttor, wo sie einen Mann mit dichtem Bart ansprach. Der Wachmann kraulte sich in der dunklen Wolle an seinem Kinn und überlegte. »Matthis«, rief er, und sogleich kam ein weiterer Torwächter angelaufen, dem er Susannas Frage wiederholte. Ohne lang zu überlegen, antwortete der Wächter: »Entweder sind die Soldaten in der alten Festung der Trierer Kurfürst-Erzbischöfe in Saarburg untergebracht, oder sie biwakieren in den Zelten auf der anderen Seite der Stadt, außerhalb der Stadtmauer.«
    Erstaunt über so viel Wissen blickte der bärtige Torwächter Matthis an. »Das war auch meine Meinung«, brummte er schließlich und wandte sich den Menschen zu, die auf Einlass in die Stadt warteten.
    Als auch Matthis gehen wollte, fragte Susanna hastig: »Wen kann ich fragen, wo ich Jaggi Blatter finde?«
    »Ich würde in die Zeltstadt gehen«, erklärte Matthis und zeigte in die entsprechende Richtung. Dann folgte er dem bärtigen Torwächter.
    Susanna kämpfte sich von der einen Seite der Stadt auf die andere Seite durch, was mit einem Schlachtross am Strick nicht einfach war. Endlich sah sie die aufgereihten hellen Zelte. Es müssen Hunderte sein , dachte sie entmutigt. Ich kann unmöglich in jedem Zelt nach Blatter fragen , überlegte sie, als Dickerchen am Führstrick riss, laut wieherte und mit dem Kopf hin und her schlug.
    »Was ist mit dir?«, fragte sie besorgt und streichelte ihm beruhigend über die Nüstern. Das Pferd schien in eine Richtung zu schauen, sodass Susannas Blick dem seinen folgte. Als sie sah, was Dickerchen entdeckt hatte, musste sie schmunzeln. Seitlich der Zeltstadt standen die Pferde der Soldaten auf einer großen Koppel zusammen. Susanna konnte außerdem mehrere Burschen erkennen, die die Herde mit Heu versorgten. »Komm, Dickerchen. Vielleicht bekommst du von ihnen zu fressen und zu saufen.«
    Als ob das Pferd sie verstanden hätte, beugte es seinen Hals, hob den Schweif und schritt wie ein junger Hengst auf die Herde zu.
    Einer der Pferdeburschen sah Susanna kommen und blickte ihr fragend entgegen. »Was willst du?«, wollte er wissen und betrachtete abschätzig das Pferd. »Willst du ihn verkaufen?«, fragte er, während er Körner zusammenmischte.
    »Nein«, rief Susanna erschrocken. »Ich wollte nur fragen, ob du ihm zu saufen und zu fressen geben könntest.«
    »Hier werden Truppenpferde versorgt«, erklärte er und füllte mehrere Eimer mit Futter.
    Dickerchen roch das Fressen, denn er scharrte unruhig mit dem Huf. »Er würde in der Herde nicht auffallen«, versuchte Susanna den Burschen

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