Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Pestzeichen

Das Pestzeichen

Titel: Das Pestzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zin meister Deana
Vom Netzwerk:
hinter ihr auftauchte. Sie hielt zwei Decken und ein Kissen in Händen.
    »Geh nach oben und putz die Tische ab«, befahl sie dem jungen Ding, das nickte und verschwand. Auch Anna blieb in der Nähe der Tür stehen und ließ Urs nicht aus dem Blick. Mit Schwung warf sie ihm Decken und Kissen zu.
    »Für die Nacht«, erklärte sie.
    »Wie kannst du nur?«, flüsterte er und ließ die Sachen zu Boden fallen.
    »Wie kann ich was?«, fragte sie hitzig.
    »Wie kannst du nur Jeremias glauben?«
    »Warum sollte ich das nicht?«
    »Er ist ein schlechter Mensch. Du kennst ihn nicht!«
    Anna zuckte mit den Schultern. »Dich kenne ich ebenso wenig«, sagte sie. »Doch jeder im Ort denkt, dass er die Wahrheit spricht und du den Brunnen vergiften wolltest.«
    »Ich bin kein gemeiner Verbrecher«, begehrte Urs auf. »Das musst du doch merken«, versuchte er sie wachzurütteln.
    Anna konnte ihm nicht in die Augen blicken. Das schlechte Gewissen nagte an ihr, und sie kaute auf der Unterlippe. »Iss deine Suppe, bevor sie kalt wird«, sagte sie und zeigte auf den Napf, den die andere Magd gebracht hatte. Sie schaute ihn an und wollte etwas sagen, doch als sie seinen enttäuschten Gesichtsausdruck sah, ging sie rasch hinaus und verschloss die Tür. Schwer atmend stellte sie sich dagegen. Urs tat ihr leid. »Er wird es überleben«, murmelte sie und tröstete sich mit dem Gedanken, dass man bereits nach einem Amtmann geschickt hatte, der bald erwartet wurde.
    »Spätestens in drei Tagen ist Jeremias mit dem Schatz zurück, und dann beginnt mein neues Leben«, freute sie sich und verdrängte ihr schlechtes Gewissen.

Kapitel 35
    Susanna wurde von Vogelgezwitscher geweckt. Als sie die Augen öffnete und sah, dass bereits der Morgen graute, fluchte sie leise: »Vermaledeit!«
    Hastig setzte sie sich auf und blickte sich nach Dickerchen um, der mit hängendem Kopf schlafend auf der Wiese stand. Sie streckte sich erleichtert aus, denn die Nacht war ruhig verlaufen. Doch nun musste sie rasch weiter. Susanna legte dem Pferd die Zügel an, schulterte ihren Beutel und schwang sich auf den Pferderücken. Kaum saß sie, ließ sie Dickerchen in schnellen Galopp fallen.
    Um die Mittagszeit blickte Susanna auf ein Tal hinunter, dessen abfallende Hänge teilweise bewaldet und mit Weinbergen besetzt waren. Ein Hirte, dessen Schafherde an einem der Hänge graste, hatte Susanna verraten, dass vor ihr die Stadt Trier lag. Außerdem wies er auf den Fluss, der die Stadt rechts neben der Stadtmauer umfloss. »Das ist die Mosel. Sie schützt Trier an dieser Seite, wie ein breiter Wassergraben eine Burg sichert.« Susanna hatte ihm gedankt und war weitergeritten.
    Schon von weitem konnte Susanna mehrere Brücken erkennen, die man überqueren musste, um nach Trier zu gelangen. Sie hielt an und betrachtete staunend die vielen Dächer und Türme. Noch nie hatte sie eine so große Stadt gesehen. Unbehagen ließ Susanna zögern, denn die vielen Menschen, die in die Stadt strömten, ängstigten sie. Nur zaghaft trat sie Dickerchen in die Seite, damit er den Hang hinabschritt.
    Je näher Susanna der Stadt kam, umso mehr Menschen waren unterwegs, sodass sie nur noch im langsamen Schritt reiten konnte. Nahe der Brücke stieg sie ab und führte das Pferd am Zügel. Sie war überrascht, wie entspannt Dickerchen auf dem metallenen Gebiss kaute, obwohl rechts und links des Wegs Fuhrwerke ratterten, Schafe blökten und Schweine laut grunzten.
    Während Susanna vor dem breiten Torhaus warten musste, das den Durchgang zur Brücke bildete, beobachtete sie das Kommen und Gehen. Immer wieder staute sich der Menschenfluss, da die Wächter manche Fuhrwerke und ihre Waren kontrollierten. Beunruhigt sah Susanna, dass auf der halben Brückenstrecke ein weiteres Torhaus stand, das sie ebenfalls durchqueren musste. Erst danach kam das eigentliche Stadttor nach Trier. Sie atmete ungeduldig, denn sie war gezwungen, kostbare Zeit zu verschwenden. Sie spürte, wie ihre Halsschlagader heftig hämmerte. Auch die vielen Menschen, die große Stadt und der Gedanke, bald die Familie von Urs zu treffen, beunruhigten sie. Am liebsten wäre sie umgekehrt, doch sie hatte keine Wahl. Susanna presste bekümmert ihren Kopf gegen Dickerchens Hals, als der Torwärter maulte: »Schlaf nicht ein, Mädchen!« Erschrocken blickte sie auf und ging über die Brücke nach Trier.
    Susanna stand inmitten der Stadt und war überwältigt von den Bauwerken, die bis in den Himmel zu ragen schienen. Sie legte den

Weitere Kostenlose Bücher